Kirchen-Renovierung kostet fast 100 000 Euro

Morbach · Nach Spendenaufrufen und einer einzigartigen Bilder-Aktion ist den 300 Bürgern des Morbacher Ortsbezirks Heinzerath ein Bravourstück geglückt: Binnen weniger Monate haben sie genug Geld zusammen bekommen, um ihre Kirche renovieren zu können.

 Küster Josef Schmitz mit Ortsvorsteher Friedhelm Schlarp und Peter Jung (von links) vor der Heinzerather Kirche St. Peter und Paul. TV-Foto: Ursula Schmieder

Küster Josef Schmitz mit Ortsvorsteher Friedhelm Schlarp und Peter Jung (von links) vor der Heinzerather Kirche St. Peter und Paul. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. Die Mühen der Heinzerather sowie vieler spendenfreudiger Unterstützer haben sich gelohnt. Die Renovierung der Filialkirche St. Peter und Paul (siehe Extra) kann angepackt werden. Das Bistum hat grünes Licht gegeben für den ersten Bauabschnitt der Arbeiten. Die Kosten dafür liegen bei geschätzten 94 500 Euro. Die Ausschreibung der einzelnen Unternehmerleistungen wird derzeit vorbereitet. Entscheidend für diesen Schritt war das gemeinschaftliche Engagement, die Finanzierung auf sichere Füße zu stellen, was laut Pfarrer Markus Weilhammer geglückt ist. Der Topf der Spendenaktion "Erhaltet unsere Kirche im Dorf" ist einschließlich möglicher ehrenamtlicher Arbeiten mit 44 000 Euro gefüllt.
Zusammen gekommen sind sie zu einem guten Teil dank einer pfiffigen Idee: Zugunsten der Kirche wurden Fotoabzügen von Gemälden des Morbacher Malers Wilhelm Terwei (1875 bis 1946) verkauft. Die Kirche zählte ebenso wie Rapperath oder die Burgruine Baldenau zu dessen Lieblingsmotiven. Noch kurz vor seinem Tod arbeitete er an einer Ansicht der Heinzerather Kirche, die minimal unvollendet blieb. Dank des Einverständnisses von Terweis Enkel konnte sie zugunsten der Kirche vervielfältig werden. "Bis jetzt haben wir etwa 20 Bilder verkauft", freut sich Küster Josef Schmitz über die Resonanz, die die Renovierung in greifbare Nähe rücken lässt.
Im ersten Bauabschnitt werden Glockenstuhl, Glocken und der komplette Dachstuhl saniert. Ein Gutachter stellte teils erhebliche Mängel fest. So etwa statische Probleme infolge beschädigter oder fehlender Verbindungselemente. Außerdem soll die Elektrik erneuert werden. Die Sanierung der sogenannten Glockenstube und der beiden Glocken wird voraussichtlich allein 18 000 Euro kosten.
Das Bistum, das sich mit 60 Prozent an den förderfähigen Kosten beteiligt, ist mit voraussichtlich etwa 40 000 Euro im Boot. Pfarrer Markus Weilhammer hofft zudem auf einen Sonderzuschuss. Sollte dieser bewilligt werden, könnte eventuell auch die teure Nachtspeicherheizung in absehbarer Zeit ausgetauscht werden. Vordringlich stehen jedoch sicherheitsrelevante Arbeiten an. Sollte dieser zweite Bauabschnitt erst später angepackt werden, würde das die Leistung des 300-Einwohner-Dorfes aber nicht schmälern. Die Menschen hätten "sehr viel Engagement gezeigt", lobt ihr Pfarrer auch die Unterstützung der Spender von außerhalb - darunter Firmen ebenso wie Privatleute. Dank ihnen allen sei die Finanzierung praktisch schon jetzt gesichert. Allerdings sieht er persönlich das als eine wichtige Zielvorgabe. Die Bürger, die sich auch mit Eigenleistung einbringen wollten, sollten schließlich nicht auf Schulden sitzen bleiben.
Wer sich für ein Terwei-Bild interessiert, kann sich mit Küster Josef Schmitz in Verbindung setzen (Telefon 06533/5571). Es kann auch weiterhin unter dem Stichwort "Kirche Heinzerath" an die Katholische Kirchengemeinde Merscheid gespendet werden. Bankverbindung: VR-Bank Hunsrück-Mosel, IBAN DE71570698060000525376, BIC GENODED1MBA.
Extra

Heinzerath besitzt zwei der ältesten Glocken in der Region: eine aus dem späten 14. Jahrhundert und eine von 1726. Im zweiten Weltkrieg sollten sie eingeschmolzen werden, fanden aber auf wundersame Weise vom Hamburger Glockenfriedhof zurück in ihre Heimat. Die Kirche ist ein architektonisches Kleinod. Und das nicht nur wegen des romanischen Turms und des spätgotischen Chors. Um 1900 sollen noch Betstühle im Chorraum gestanden haben: Hinweise auf eine Klosterkirche. Der Morbacher Ortsbezirk gehört zur Pfarrei Merscheid mit insgesamt drei Kirchen. Im Winter finden abgesehen von Andachten oder Beerdigungen in der Filialkirche nur wenige Gottesdienste statt. urs

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