Kreis soll Schulsozialarbeit an Grundschulen bezahlen

Morbach · Die Mitglieder des Morbacher Gemeinderats wollen, dass der Kreis die Finanzierung der Schulsozialarbeit an Grundschulen übernimmt. Sie fordern die Morbacher Mitglieder des Kreistages auf, einen entsprechenden Antrag einzubringen. Der Traben-Trarbacher Bürgermeister Marcus Heintel sichert seine Unterstützung zu.

Morbach. Möglicherweise wird die Diskussion um die Schulsozialarbeiterin an der Morbacher Grundschule demnächst den Kreistag beschäftigen. "Wir beantragen das im Kreis und stimmen dafür ab." Gemeint hatte er damit die Kostenübernahme für die Stelle durch den Kreis.
Mit diesen Worten setzte der CDU-Fraktionssprecher Jürgen Jakobs im Morbacher Gemeinderat einen Schlussstrich unter eine längere Diskussion, in der über die Finanzierung der Schulsozialarbeiterin diskutiert worden war. Schließlich seien zahlreiche Morbacher im Kreistag vertreten, sagte Jakobs. Das Pikante dabei: Jakobs ist auch Vorsitzender der CDU-Abgeordneten im Kreistag, die dort die stärkste Fraktion bilden. Der Kreis lehnt bisher die Finanzierung von Schulsozialarbeitern an Grundschulen ab.
Bereits bei vorangegangen Tagesordnungspunkten der Sitzung hatte Jakobs erwähnt, dass die Gemeinde im kommenden Jahr 8,5 Millionen Euro an den Kreis überweisen wird. "Wir leisten unseren Beitrag an den Kreis, damit er seinen Aufgaben nachkommt. Dafür wird er bezahlt", sagt Jakobs. Und bei der Schulsozialarbeit sieht er sowohl Kreis als auch Land in der Pflicht: "Die einen sind für Jugendhilfe zuständig, die anderen für die pädagogischen Maßnahmen."
Gerangel um Antrag


Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte das Thema auf die Tagesordnung des Gemeinderats setzen lassen. Sie wollte erreichen, dass die Einheitsgemeinde die Hälfte der Kosten übernimmt und der Kreis die andere Hälfte, damit die Schulsozialarbeiterin auch 2015 an der Morbacher Grundschule bleiben kann.
Doch das war durch die kurzfristige Zusage der Nikolaus-Koch-Stiftung, die Finanzierung für 2015 zu übernehmen, obsolet geworden. Deshalb bat Bürgermeister Andreas Hackethal die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, ihren Antrag zurückzuziehen, was ihr Sprecher Uwe Andretta jedoch zunächst ablehnte. "Wir sitzen sonst nächstes Jahr genauso hier", sagte er.
Theo Wagner von der SPD, selbst Lehrer von Beruf, erachtete die Schulsozialarbeiterin für notwendig, sah die Kostenübernahme durch die Gemeinde aber mit gemischten Gefühlen: "Die Kreistagsmitglieder sollen schauen, dass der Kreis seine Aufgaben erfüllt."
Rainer Stablo von den Linken schilderte seine Eindrücke über das Finanzierungsgerangel zwischen Kommunen, Kreis und Land bildhaft: "Einer schiebt dem anderen den Schwarzen Peter zu, und die Kinder sind die Leidtragenden." Nach dem Vorschlag von Jakobs zog Andretta seinen Antrag auf Kostenübernahme durch die Gemeinde doch zurück.
Auch der Traben-Trarbacher Bürgermeister Marcus Heintel, der auch einen Sitz im Kreistag hat, kündigt an, bei einem entsprechenden Antrag für die Kostenübernahme durch den Kreis zu stimmen. "Das haben wir als SPD-Fraktion immer gefordert", sagt er. Wenn damit die Finanzierung der Schulsozialarbeiterin in Morbach gesichert wird, müsste dies im Sinne der Gleichbehandlung auch für die Grundschule Traben-Trarbach gelten, sagt er. Im Sommer hatte der VG Rat Traben-Trarbach dafür gestimmt, die Hälfte der Kosten zu übernehmen, falls der Kreis die andere Hälfte übernimmt.
Extra

Aus der Einheitsgemeinde Morbach gehören acht Mitglieder dem Kreistag an, aus der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach sind es sieben. Für eine Mehrheit im Kreistag sind 22 Stimmen erforderlich. cstExtra

Auch die Kreistagsfraktion der SPD setzt sich dafür ein, dass der Kreis künftig die Kosten für die Schulsozialarbeit an Grundschulen trägt. Die Vorsitzende Bettina Brück fragt die Kreisverwaltung nach genauen Details der Finanzierung an allen sieben Grundschulen, an denen derzeit Schulsozialarbeiter tätig sind, und fordert diese auf, den notwendigen Betrag zur Fortführung der Schulsozialarbeit in den Haushalt 2015 einzustellen. "Der integrative Arbeitsansatz einer Kooperation von Jugendhilfe und Schule hat sich in den vergangenen Jahren bewährt", sagt sie. Schulsozialarbeit sei eine Aufgabe der Jugendhilfe, deren Träger der Kreis sei. Brück: "Insofern ist es eine politisch zu beantwortende Angelegenheit des Kreises, vorhandene Schulsozialarbeit zu sichern und gegebenenfalls auszubauen." cst

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