Läden in Dörfern kaum zu vermieten

Zell · Ladenlokale in kleineren Gemeinden sind im Kreis Cochem-Zell kaum noch zu vermieten. In dieser Ansicht sind sich die Experten weitgehend einig.

Zell. Der Kaisersescher Immobilienmakler Winfried Hendges kann sich nicht daran erinnern, dass er in den vergangenen Jahren außerhalb der Städte mal ein Ladenlokal vermittelt hätte. Gewerbliche Räume spielen bei ihm ohnehin nur noch eine untergeordnete Rolle. "Wenn ich davon leben müsste, dann würde ich verhungern", sagt er deutlich. "Ich kann nicht sagen, dass wir eine Nachfrage nach Einzelhandelsflächen in den Dörfern hätten", sagt Peter Raueiser, der seit 20 Jahren in Cochem mit Immobilien handelt. "Das müsste es schon etwas ganz Spezielles sein", sagt Hendges und führt wie sein Kollege Raueiser den von einem Bürgerverein geführten Dorfladen in Greimersburg ("Oose Lade") an. "So etwas ist sehr zu begrüßen", sagt Raueiser, weiß aber genau, dass dieser spezielle Fall die Ausnahme ist. "Wenn ich selbst ein Ladenlokal in Faid hätte, würde ich daraus eine Wohnung machen", so Hendges.
Und auch in den Städten gibt es Probleme. "Man muss alleine mal sehen, wie viele Ladenlokale leerstehen", gibt Hendges zu bedenken. "Das sieht man ja sogar in größeren Städten wie Mayen." Zudem hätte sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten einiges hinsichtlich der besten Lagen verschoben. Als Beispiel nennt er Post- und Bahnhofsstraße in Kaisersesch. "Das waren ja mal die absoluten Toplagen", sagt er. "Das Ganze hat sich aber etwas zu den Einkaufszentren hin verschoben." Die Ladenmieten sind in den Städten indes relativ konstant. Das bestätigt der Gewerbepreisspiegel des Immobilienverbandes Deutschland (siehe Extra).
Auch in Städten Probleme



Vor allem die Mieten in den sehr guten Lagen von Cochem seien stabil, sagt Raueiser. Ein Hemmnis für Existenzgründer sollte eine zu hohe Ladenmiete jedenfalls nicht sein, meinen Hendges und Raueiser. "Wenn sich einer unbedingt selbstständig machen will, der bezahlt das auch", sagt Hendges. Trotzdem: "Die Nachfrage von Existenzgründern ist sehr gering", so Raueiser. Wenn der Cochemer Immobilienmakler heute Ladenlokale vermittelt, dann vielfach für Schuh- und Bekleidungsläden.
Der klassische Lebensmittelladen spiele wegen der großen Supermärkte eigentlich keine Rolle mehr. vos
Extra

Gewerbliche Flächen sind in Cochem teurer als in Kaisersesch. Die durchschnittlichen Mietpreise für gewerbliche Flächen variieren innerhalb des Kreises stark. Laut dem Gewerbepreisspiegel des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) bezahlt man in Cochem für eine 60 Quadratmeter große Fläche in einer 1-A-Lage (Innenstadt) 15 Euro pro Quadratmeter. Bei einer 150 Quadratmeter großen Fläche nur noch 10 Euro pro Quadratmeter. In einer 1-B-Lage bezahlt man nur noch 5,20 (60) beziehungsweise 4 Euro pro Quadratmeter (150). In Kaisersesch liegt der durchschnittliche Mietpreis in einer 1-A-Lage bei 7 (60) beziehungsweise 6 Euro pro Quadratmeter (150). In einer 1-B-Lage bezahlt man bei 60 Quadratmetern 5 oder bei 150 Quadratmetern 4 Euro pro Quadratmeter. Die Preise sind laut IVD in den vergangenen vier Jahren gleich geblieben. vos

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