Land zahlt keine Zuschüsse

Bernkastel-Kues · Vertreter von Verbänden Körperbehinderter haben sich beschwert: Denn die neue Touristenbahn in Bernkastel-Kues, die für 300 000 Euro angeschafft wurde, ist nicht barrierefrei. Der Hersteller verweist nun darauf, dass ein Spezialwaggon für Rollstuhlfahrer nochmals 80 000 Euro kosten würde. Das Land hat dafür aber kein Fördergeld übrig.

Touristen-Attraktion mit Handicap: Das Land erteilt der Panoramabahn keine Zuschüsse für einen Waggon für Rollstuhlfahrer. TV-Foto: Archiv/Clemens Beckmann

Touristen-Attraktion mit Handicap: Das Land erteilt der Panoramabahn keine Zuschüsse für einen Waggon für Rollstuhlfahrer. TV-Foto: Archiv/Clemens Beckmann

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Bernkastel-Kues. "Noch keiner hat bisher einen Zuschuss für einen behindertengerechten Waggon einer Touristenbahn bekommen", sagt Frank Venus, Geschäftsführer der Firma City Train in Regensburg. Von dieser Firma stammt die vor kurzem von der Moselbahn angeschaffte Touristenattraktion in Bernkastel-Kues. Ihr Betreiber bietet damit innerhalb der Stadt Touristen-Rundfahrten an. Die Attraktion besteht aus einem Zugfahrzeug und mehreren Waggons. Erhebliche Zusatzinvestition

Behindertenverbände beschwerten sich mehrfach, dass diese Bahn nicht barrierefrei ist (der TV berichtete mehrfach). Um Rollstuhlfahrer zu befördern, müsste aber ein zusätzlicher speziell ausgestatteter Waggon angeschafft werden. Kostenpunkt: 80 000 Euro, so Frank Venus von City Train. Das wäre eine erhebliche zusätzliche Investition, denn die Bahn selbst hat schon 300 000 Euro gekostet. Für Rolf Tödtmann, Geschäftsführer der Moselbahn, ein klarer Fall für Subventionen. Denn diese Extra-Kosten könne man schwerlich auf den Fahrpreis umwälzen. "Wir sind durchaus bereit, mit dem Hersteller zu sprechen, wenn Fördermittel fließen", sagt Tödtmann und verweist darauf, dass die Touristenbahn im Gegensatz zum Öffentlichen Personennahverkehr ein privates Angebot sei. Dieses unterliege jedoch nicht der UN-Konvention, die Barrierefreiheit in allen öffentlichen Bereichen durchsetzen soll und auf die in der Diskussion häufig verwiesen wird. Auf diese Konvention beruft sich wiederum Artur Greis, Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderungen im Kreis Bernkastel-Wittlich und legt sie anders aus. Alle Aspekte der Zugänglichkeit für Behinderte müssten berücksichtigt werden, sagte er dem TV gegenüber. Klarer Kostenplan

Stadtbürgermeister Wolfgang Port geht pragmatisch an das Problem heran: "Man muss den Hersteller fragen, was das kostet und ob es technisch möglich ist. Und dann muss Druck gemacht werden." Mit einem klaren Kostenplan hätten auch die Behindertenverbände eine Grundlage, um Druck auf die Landesregierung auszuüben. Diese sieht sich aber offenbar nicht in der Pflicht: Eine TV-Nachfrage bei der Landesregierung in Mainz wurde vom Innenministerium, das für den ÖPNV zuständig ist, wiederum an das Wirtschaftsministerium weitergeleitet. Dieses kümmert sich um den Tourismus. Dessen Pressesprecherin Ruth Boekle teilt mit: "Investitionen von Verkehrsunternehmen beispielsweise in Busse oder sogenannte Touristen-Bahnen können aus Mitteln der Tourismusförderung leider nicht finanziell unterstützt werden. Dies gilt ebenso für dem Land zur Verfügung stehende EU-EFRE-Mittel." Beim EFRE handelt es sich um den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.Meinung

Es wird zu wenig zu Ende gedachtDas wichtige Thema Inklusion, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben, hat derzeit in der Politik einen hohen Stellenwert. Aber wie sieht die Realität aus? Es zeigt sich, dass das Thema nicht zu Ende gedacht wird. Ohne staatliche Förderung lässt sich nun mal nicht alles barrierefrei ausbauen. Das verdeutlicht sich nun in Bernkastel-Kues. Und wenn es Fördergeld gibt, dann reicht es nicht immer aus: Der Bitburg-Erdorfer Bahnhof zum Beispiel wird derzeit für 2,5 Millionen Euro barrierefrei ausgebaut. Das Land zahlt dafür 521 900 Euro Zuschuss an die Bahn. Aber so ganz barrierefrei wird dieser auch wieder nicht, denn auf einen wichtigen Aufzug wird dabei aus Kostengründen verzichtet. Dinge gehören nun mal zu Ende gedacht. Und das ist leider nicht immer der Fall. hp.linz@volksfreund.de

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