Nach Giftunfall: Firma Schaeffler sucht Ursache

Morbach · Mitarbeiter des Unternehmens Schaeffler Friction Products suchen derzeit intensiv nach dem Fehler, der am Mittwoch dazu geführt hatte, dass große Mengen eines giftigen Lösungsmittels in die Morbacher Kanalisation gelangt sind. Vier Verletzte befinden sich noch im Krankenhaus.

Morbach. Weniger Lösungsmittel als ursprünglich angenommen soll nach Angaben von Sprechern der Morbacher Firma Schaeffler Friction Products GmbH bei einem Störfall in die Kanalisation geraten sein (der TV berichtete). Maximal seien es vermutlich 1500 Liter Toluol, das als giftig und leicht entzündlich gilt. Der Stoff, den der Kupplungsbeläge-Hersteller bei der Produktion benötigt, ist durch eine Fehlfunktion in der Toluol-Rückgewinnungsanlage in die Kanalisation gelangt und bis zur Morbacher Kläranlage geflossen. Anlage bleibt außer Betrieb

"Wir stehen noch vor einem Rätsel", sagte Matthias Mederacke von der Schaeffler Unternehmenskommunikation bei einer Pressekonferenz. Es handle sich um ein geschlossenes System. Mehrere Sicherheitskomponenten sollen verhindern, dass Toluol austritt. Derzeit werde fieberhaft nach dem Fehler gesucht. Bis er gefunden sei, bleibe die Anlage außer Betrieb. Das Verfahren werde seit den 1980er Jahren angewendet. Es habe noch nie einen Störfall gegeben. Das bestätigte auch Axel Schmitt vom Morbacher Rathaus. Die Havarie bei dem Autozulieferer hatte am Mittwoch zu einem Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und Malteser Hilfsdienst geführt. Insgesamt wurden sechs Straßenzüge, drei Supermärkte und ein Möbelhaus evakuiert. Das wurde laut Schmitt veranlasst, weil vor allem die Gefahr bestand, dass sich das Toluol-Wasser-Gemisch in der Kanalisation entzündet. Rund 250 Kräfte waren im Einsatz. Werkleiter Lars Haufschild drückte bei einer Pressekonferenz sein Bedauern über die Havarie aus. Er hofft, dass es den Menschen, die sich "vorsorglich in ärztliche Behandlung begeben haben", bald wieder besser geht.Verletzte noch im Krankenhaus

Die vier Mitarbeiter der Werke, die gestern ärztliche Hilfe in Anspruch genommen haben, sind laut Schmitt noch im Krankenhaus, aber auf dem Weg der Besserung. Von zwei weiteren Verletzten ist der Gesundheitszustand nicht bekannt. Ursprünglich sollten drei Straßen geräumt werden: die Bischofsdhroner Straße, die Kirchwiese und Teile der Bernkasteler Straße. Schmitt sprach von "Kommunikationsproblemen" zwischen den Einsatzkräften. Denn auch Menschen in der Raiffeisenstraße, der Jahnstraße und Am Weißenstein wurden offenbar aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Noch am Abend wurde Entwarnung gegeben. Alle Anwohner konnten in ihre Wohnungen zurückkehren. Zuvor hatten Feuerwehrleute Messungen in jedem einzelnen Gebäude vorgenommen und Entwarnung gegeben. Weitere Vorsichtsmaßnahmen sind nach Angaben des Morbacher Rathaus-Sprechers nicht nötig. Unproblematisch seien Obst und Gemüse in den Gärten sowie Waren in den Märkten und dem Möbelhaus, reagierte Schmitt auf Anfragen von besorgten Bürgern. Am Mittwoch war von einem Fischsterben in der Dhron die Rede gewesen. Das konnte Manuel Follmann, Sprecher der Kreisverwaltung, die als untere Wasserschutzbehörde zuständig ist, nicht bestätigen. Wasserproben seien entnommen worden. Das Ergebnis liege noch nicht vor. Vorsichtshalber wird davor gewarnt, bis zum Wochenende aus der Dhron Fische zum Verzehr zu entnehmen.Ein Video und Fotos im Internet unter:volksfreund.de/chemieunfall

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