Pläne für die Heimat-Kulisse nach Drehschluss

Gehlweiler/Morbach · Für den jüngsten Teil der Heimat-Filmreihe wurde das Dorf Gehlweiler in die Kulisse des 19. Jahrhunderts getaucht. Jetzt stellt sich die Frage, was mit der Fassade nach dem Ende der Dreharbeiten passieren soll.

Gehlweiler/Morbach. Die Dreharbeiten für den Film "Die andere Heimat" stehen in Gehlweiler vor dem Abschluss. Teile des Dorfes waren dafür optisch in die Mitte des 19. Jahrhunderts versetzt worden. Jetzt steht die Frage im Raum, was mit all den künstlichen Fassaden und Bauten passiert, wenn das Filmteam um Regisseur Edgar Reitz abgerückt ist.
Eine Möglichkeit ist, alles abzureißen und zu entsorgen. Doch erfahrungsgemäß wird nach der Premiere des Films Mitte nächsten Jahres ein ebenso großer "Heimat-Tourismus" einsetzen wie schon seinerzeit in Woppenroth, als die erste Filmsequenz von Heimat über die Bildschirme geflimmert war. Da wäre es sinnvoll, diesen Interessenten auch etwas zu bieten.
Ortsbürgermeister Kurt Assmann hat schon eine "kleine Lösung" geplant. Großformatige Fotografien, die die Filmfassaden zeigen, sollen vor den jeweiligen Häusern im Dorf gezeigt werden. "Wir wollen auch den Dorfbrunnen in der Nähe der Schmiede aufstellen und vielleicht die Kirche stehen lassen", sagt Assmann.
Landtagspräsident Joachim Mertes, der zusammen mit Edmund Elsen von der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz den Drehort besuchte, spricht von einem "nationalen Projekt" und macht sich stark für die Erhaltung Gehlweilers als Heimat-Station. In welcher Form das geschehen kann, ist derzeit noch unklar.
Vorschläge gegen den Abriss


Produktionsleiter Christian Reitz, der Sohn des Regisseurs, machte jedenfalls deutlich, dass er zumindest in einem Punkt bald Klarheit braucht: "Übernächste Woche wird abgebrochen. Die Leute, die in den Filmhäusern wohnen, müssen wieder Luft bekommen. Wenn Teile der Fassaden erhalten werden sollen, müssen sie aber so abgebaut werden, dass man sie auch weiter verwenden kann. Das setzt einen vorsichtigeren Abbau voraus." Und der kostet natürlich mehr Geld, als wenn man das Ganze einfach abreißt und entsorgt. "Vielleicht gibt es ja Interessenten, die Teile der Filmkulisse kaufen möchten. Mit dem Erlös könnte man die Mehrkosten für einen vorsichtigen Abbau reinbekommen", schlägt Christian Reitz vor.

Teile der Filmfassaden noch eine Weile stehen zu lassen, erscheint nicht praktikabel und dürfte Geld kosten. Ortsbürgermeister Kurt Assmann nennt vier Punkte, die bei einer solchen Lösung erfüllt sein müssten: "Die Eigentümer müssten einen neuen Vertrag bekommen, der Abriss müsste gesichert werden, das Versetzen der Wohnhäuser in ihren ursprünglichen Zustand muss gewährleistet sein, und nicht zuletzt müssten Nutzungsentschädigungen gezahlt werden." So könnte Gehlweiler zwar eine Zeit lang Besuchern optisch etwas bieten. Doch eine dazugehörige Infrastruktur wie Toilettenanlagen, Bewirtung und vieles mehr sind im Dorf nicht vorhanden. Dafür Geld in die Hand zu nehmen, ohne zu wissen, wie lange der Heimat-Boom anhalten wird, erscheint riskant.
Das sahen auch Joachim Mertes und Edmund Elsen ein. Harald Rosenbaum, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg, gibt zu bedenken, dass der Lehm, der zurzeit noch die Straßen, Wege und Hauseingänge bedeckt, ohnehin wegkommt. Einem möglichen Filmdorf für Besucher würde also ein prägendes Element fehlen.
Rosenbaum schlägt vor, die mobilen Teile wie einzelne Fassaden, den Kirchturm und den Brunnen auf jeden Fall zu erhalten. "Die Schmiede, die ja real existiert, und das gegenüberliegende Haus Simon müssten auf Dauer konserviert werden", sagt Rosenbaum. Denkbar wäre, das Haus innen als Heimat-Museum zu gestalten, wofür sich ein weiteres altes Fachwerkhaus außerhalb der Filmkulisse anbietet, in dem jetzt zahlreiche Innenaufnahmen gedreht wurden.

Zunächst erwartet Gehlweiler aber dieses Wochenende den wohl vorerst letzten Ansturm von Filmtouristen. Kurt Assmann rechnet mit 800 Besuchern. tor

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort