Studie zu erneuerbaren Energien: Viele Fragen zu Strom und Wärme

Morbach · Wie stehen Sie zu alternativen Energien? Fühlen Sie sich darüber gut informiert? Ähnliche Fragen bekommen derzeit 200 Morbacher gestellt. Die Gemeinde ist eine von fünf Kommunen in Deutschland, die an einer Studie zu erneuerbaren Energien teilnimmt.

Morbach. Wenn in den kommenden Wochen in Morbach das Telefon klingelt, könnte eine ganze Menge Fragen auf die Angerufenen warten. Wie stehen Sie zu Biogasanlagen, was halten Sie von Photovoltaik? Welche Heizungsart könnten Sie sich vorstellen? Wäre eine Beteiligung an erneuerbaren Energieformen für Sie denkbar? Das und vieles mehr will das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Heidelberg gemeinsam mit den Universitäten Freiburg und Hohenheim von 200 zufällig ausgewählten Morbachern wissen. Denn in der Einheitsgemeinde läuft derzeit eine Befragung zu erneuerbarer Energie.
Sie ist Teil des Forschungsprojekts "EE-Regionen: Sozialökologie der Selbstversorgung", das 2009 gestartet ist und insgesamt fünf Gebiete in ganz Deutschland untersucht. Darunter die Gemeinden Morbach und Wolpertshausen sowie die Landkreise Schwäbisch-Hall, Lüchow-Dannenberg und Sigmaringen. Dabei steht die Bioenergienutzung im Zentrum der Untersuchung, aber auch die Nachfrage und Beteiligung der Bewohner spielen eine Rolle. Gefördert wird das etwa 1,8 Millionen Euro teure Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Das Ziel der Studie: Erfolgsbedingungen einer vollständigen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien zu erarbeiten sowie Kommunen und Regionen Handlungsempfehlungen zu geben. Das Wichtigste sei, dass die Ergebnisse nicht im Elfenbeinturm bleiben würden, sagt Michael Kreß, wissenschaftlicher Mitarbeiter des IÖW.
Energiepolitik als Kriterium


Doch wie kommt eine kleine Gemeinde wie Morbach in die Studie? Die Auswahl ist laut Kreß das Ergebnis einer Vorstudie der Uni Freiburg. Dabei habe es eine ganze Reihe an Kriterien gegeben: So sei unter anderem die Zielsetzung wichtig gewesen, irgendwann Strom und Wärme komplett aus erneuerbaren Stoffen zu gewinnen. Zudem sollten die einzelnen Kommunen in verschiedene Regionen Deutschlands liegen und in der Nutzung alternativer Energieformen unterschiedlich weit sein.
Morbach sei dabei, weil die Energiepolitik ein wesentliches Merkmal der Gemeinde sei, sagt Bürgermeister Andreas Hackethal. Zudem habe die Kommune ein konkretes Ziel: das Leitbild 2020. Das besagt, dass Morbach in den kommenden acht Jahren energieautark werden will, also nicht mehr auf Strom und Wärme von außen angewiesen sein möchte. Dabei sei es wichtig zu wissen, wie die Morbacher zu der Energiepolitik stehen würden, sagt Hackethal.
Bereits 2010 hat es als Teil des Projekts eine Befragung von 320 Morbachern gegeben. Die Quintessenz daraus: "Wir hatten überwiegend Zuspruch von den Menschen." Sie haben sich laut Hackethal gut beraten gefühlt. Der Bürgermeister sieht aber noch eine Schwachstelle ganz grundsätzlicher Art - die Frage der Bürgerbeteiligung. Da gebe es Optimierungsbedarf.
Inwieweit der nach der zweiten Befragung weiterhin gegeben ist, wird wohl Ende Oktober feststehen. Dann liegen die Kurzauswertungen vor. Das Ergebnis der gesamten Studie wird im kommenden Jahr als Leitfaden veröffentlicht - nach vier Jahren untersuchen, fragen, auswerten.Extra

Das Projekt "EE-Regionen: Sozialökologie der Selbstversorgung" ist eine Kooperation der Universität Hohenheim, dem Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung in Heidelberg und der Universität Freiburg. Ziel ist, Erfolgsfaktoren zur vollständigen Versorgung mit Strom und Wärme aus erneuerbarer Energie herauszuarbeiten. Fünf Bausteine greifen ineinander: Baustein I analysiert die Steuerungs- und Entscheidungsprozesse in den Kommunen. Baustein II untersucht und bewertet mögliche Energieversorgungskonzepte ökonomisch und technisch-ökologisch. In Baustein III werden Veränderungen der Landschaftsstrukturen als Träger der Artenvielfalt analysiert. Baustein IV schließlich fokussiert auf die Nachfrage und Beteiligung der Bürger. Bei zwei Umfragen werden jeweils etwa 2400 Menschen interviewt. Baustein V beschäftigt sich mit der Einbindung des Themas der "Energieeinsparung" in Konzepte zur regionalen Selbstversorgung mit regenerativer Energie. hsc/redExtra

In einer Kurzauswertung hat die Gemeinde die Ergebnisse der Befragung aus dem Jahr 2010 erhalten. Einige Resultate im Überblick: Mehr als Dreiviertel der Befragten kennt die energiepolitische Zielsetzung, das Leitbild 2020. Vier von fünf befürworten sie. Es gibt eine hohe Akzeptanz von Windrädern; gegenüber Biogasanlagen herrscht dagegen eher Skepsis. Fast ein Viertel der Interviewten ist der Meinung, dass sich der Ausbau erneuerbarer Energie positiv auf die Wirtschaft auswirkt. Knapp die Hälfte weiß nicht, dass eine finanzielle Beteiligung an Windrädern in Morbach möglich ist. hsc

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