Vom Modell zum Medaillon

Wederath · Sie fertigen Theatermasken an, Bronzemedaillen und römische Säulen: Bei der diesjährigen Ferienfreizeit des Archäologieparks lernen Kinder vieles über die Handwerkskunst der Kelten und der Römer.

Vom Modell zum Medaillon
Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Wederath. Bis zu 1500 Grad heiße Bronze ergießt sich rotglühend in die Formen. Kleine Flammen steigen auf, versengen den Holzrahmen, doch der spezielle, ölgetränkte Sand, in den die eigentliche Form gepresst ist, hält den Temperaturen stand. So wurde bereits vor Tausenden Jahren Bronze gegossen.
Trotzdem sind ein paar Kinder besorgt: "Oh nein, unsere Sachen brennen!" Doch Diana Sauer beruhigt sie: "Da kann nichts passieren, das kühlt gleich wieder ab." Die Archäologin und Museumspädagogin leitet zusammen mit ihrer Kollegin Nadja Haßlinger die Ferienfreizeit des Archäologieparks Belginum bei Wederath.
Dieses Jahr ist das Thema "Antikes Handwerk": In den fünf Tagen der Freizeit lernen die Kinder im Museum und auf dem Ausgrabungsgelände, wie Kelten und Römer Schmuck und Theatermasken herstellten, wie sie Kleidung färbten und Stein bearbeiteten. "So lernen die Kinder nicht nur etwas über Geschichte, sondern fertigen jeden Tag etwas an, das sie mit nach Hause nehmen können", erklärt Sauer.
Feuer und Flamme für Archäologie


Grabungshelfer Peter Endlicher erklärt ihnen, wie Bronze gegossen wird und hilft beim Herstellen der Formen. Zuletzt ritzt er die Initialen der Kinder in ihre Medaillonabdrücke. Für Endlicher steht fest: "Es gibt keine besseren Handwerker als die Kelten." Seit er damals noch als Ein-Euro-Jobber zum ersten Mal bei einer Ausgrabung ausgeholfen hat, ist er Feuer und Flamme für die Archäologie. "Ich habe damals angefangen, mich mit Archäologen zu unterhalten und mich in die Materie eingelesen. Seitdem gibt es nichts Schöneres für mich."
Damit ist er nicht alleine: Die zehnjährige Marie macht schon zum dritten Mal begeistert bei der Ferienfreizeit mit. Auf die Frage, warum sie Archäologie so spannend findet, hat sie eine Antwort parat, die das Geschichtsverständnis manchen Erwachsenen in den Schatten stellt: "Man lernt, wer wir eigentlich sind. Man muss doch wissen, wer vor uns da war und wo wir herkommen." Sie will vielleicht selbst eines Tages Archäologin werden. In der Ferienfreizeit hat sie schon Übung gesammelt: "Letztes Jahr habe ich in einem Schutthaufen zwei Scherben mit schwarzer Glasur gefunden. Eine durfte ich sogar behalten."
In den beiden vergangenen Jahren durften die Nachwuchsarchäologen auch bei den Ausgrabungen der Großen aushelfen: Sie befreiten zum Beispiel eine Mauer von Jahrtausende altem Staub und dokumentierten die Funde. Bei der aktuellen Ausgrabung eines Tempelbezirks dürfen sie allerdings nicht mitwirken. "Vorher konnten die Kinder an den ausgegrabenen Objekten nichts kaputtmachen", erklärt Sauer. "Aber dieses Mal sind die Strukturen komplizierter, die Arbeit schwerer, und dazu stehen die Ausgrabungen auch noch unter Zeitdruck."
Als die kleinen und die großen Forscher eine Pause einlegen, beschwert sich die zehnjährige Lillie: "Können wir nicht weiter an den Säulen bauen, anstatt Pause zu machen?"
Ihr gefällt vor allem, dass sie so viel selbst werkeln darf und dass sie andere Kinder kennenlernt. "Wir spielen zusammen und freunden uns an. Nur die Jungs sind manchmal ein bisschen anstrengend." Aber das waren sie ja schließlich auch schon vor 3000 Jahren.Extra

 Wie die Kelten: Die Kinder füllen Holzrahmen mit Sand. In diesen pressen sie mit einem Modell den Abdruck eines Medaillons. Anschließend werden weitere Kanäle eingeritzt, durch die die flüssige Bronze fließen und Luft abziehen kann. Ist die Bronze abgekühlt, werden die Formen entfernt und die Medaillons poliert. TV-Fotos: Klaus Kimmling (3)/privat (2)

Wie die Kelten: Die Kinder füllen Holzrahmen mit Sand. In diesen pressen sie mit einem Modell den Abdruck eines Medaillons. Anschließend werden weitere Kanäle eingeritzt, durch die die flüssige Bronze fließen und Luft abziehen kann. Ist die Bronze abgekühlt, werden die Formen entfernt und die Medaillons poliert. TV-Fotos: Klaus Kimmling (3)/privat (2)

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"
Vom Modell zum Medaillon
Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"
Vom Modell zum Medaillon
Foto: (m_huns )
Vom Modell zum Medaillon
Foto: (m_huns )

Der Archäologiepark Belginum wird an einen neuen Kreisverkehr angebunden, in dem die B 50, die B 327, die L 159 und die K 106 zusammenlaufen. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte oder Ende September. Bis dahin ist der Archäologiepark nur aus Richtung Wederath erreichbar.

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