Von Schemisch, Präta und Strumbäwisch

Haag · Hausnamen sind in vielen Dörfern oft gebräuchlicher als die eigentlichen Namen der Bewohner. Der Heimatverein Haag hat jetzt Schilder mit den historischen Bezeichnungen an Gebäude angebracht und deren Bedeutung in einer Broschüre erklärt.

 Thomas Kemper montiert das Schild mit dem Hausnamen im Beisein von Wolfgang Mirau. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Thomas Kemper montiert das Schild mit dem Hausnamen im Beisein von Wolfgang Mirau. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle

Haag. Harald Petry drückt eine ovale Schieferplatte mit der Aufschrift Schewanickel an die Hauswand, während Thomas Kemper die Schrauben festzieht. Nur einen kurzen Augenblick dauert es, dann ist die Schieferplatte festmontiert. Doch handelt es sich bei Schewanickel nicht um den Namen des Hausbewohners, sondern um den sogenannten Hausnamen. Das sind historische Namen, nach denen nicht nur die Gebäude, sondern auch die Menschen genannt werden, die in das jeweilige Haus hineingeboren wurden, sagt Josef Schemer, der die Hausnamen auf ihre Bedeutungen erforscht hat.
"Die Dorfleute nennen sich untereinander oft nur mit dem Hausnamen", sagt er. Diese hat mit dem richtigen Namen nichts zu tun, erklärt er. Der Haager Ortsvorsteher Norbert Schemer stammt beispielsweise aus dem "Schemisch" Haus, was sich tatsächlich von Schemer ableitet, und wird deshalb im Volksmund als Schemisch Norbert bezeichnet. Josef Schemer ist hingegen ins "Hiwel" Haus hineingeboren worden. Die Konsequenz: Die Haager sprechen von ihm als Hiwel Juppes. "Der Hausname bleibt den jeweiligen Personen immer erhalten, auch wenn sie in ein anderes Haus ziehen", sagt Josef Schemer und nennt ein Beispiel: "Flaches Marie" hat bei Fritsch eingeheiratet und ist dort hingezogen. Doch bleibt sie bei den Haagern auf ewig "Flaches Marie." 50 Häuser schmücken die Mitglieder des Heimatvereins mit den Schiefertafeln. Auf die Idee gekommen ist Heribert Petry. "Ich habe das in einem Dorf bei Simmern gesehen und hier die Idee vorgeschlagen." Neun Monate lang haben die Mitglieder des Vereins die Hausnamen zusammengetragen, die Bewohner befragt, ob sie die Tafeln anbringen dürfen und die Namen und ihre Bedeutung in einem Heft zusammengefasst. Für den Hausnamen Strumbäwisch hat sich die Erklärung erst gefunden, als die Broschüre bereits fertig gestellt war. "Hier hat früher mal ein Strumpfweber gelebt", sagt Hildegard Schmitt, die in dem alten Bauernhaus wohnt. Die Herkunft von anderen Namen wie Sousch ist bis heute unbekannt. "Fast alle Hausbesitzer haben mitgemacht", freut sich Heribert Kemper, Vorsitzender des Heimatvereins. Insgesamt 4000 Euro wurden investiert, sagt er. Die Summe hat der Verein durch Spenden der örtlichen Banken und Privatpersonen aufbringen können. Auch der Kreis hat einen Zuschuss von 773,50 zu dem Projekt hinzugegeben. cst

Extra

Präta: Stammt vom lateinischen Pratum und bedeutet "Kleine Wiese", vermutlich der älteste Haager Hausname; Hiwel: Alter Name für ein aufsteigendes Gelände Molisch: Kommt von der Berufsbezeichnung Maler, Majisch: Der Name geht auf einen Dorfmeyer zurück, den Verwalter der Markgenossenschaft; Schewanickel: Ist ein Hinweis auf einen Schäfer der Vogtei Hunolstein mit dem Vornamen Nikolaus cst

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