Von Wiesen und Wurzelläusen

Börfink · Es war eine der ersten Rangertouren im neuen Nationalpark Hochwald-Hunsrück. Nationalparkranger Hartmut Hoffmann ist mit einer Gruppe von Naturfreunden bei Börfink unterwegs gewesen. Die Teilnehmer lernten unter anderem den Überlebenstrick der Gelben Wiesenameise kennen.

 Hartmut Hoffmann (links) und Thomas Müller sind gut in ihren ersten Arbeitstag als Nationalparkranger gestartet. Ihre Inseltour rund um Thranenweier war ein voller Erfolg. Fotos: Reiner Drumm

Hartmut Hoffmann (links) und Thomas Müller sind gut in ihren ersten Arbeitstag als Nationalparkranger gestartet. Ihre Inseltour rund um Thranenweier war ein voller Erfolg. Fotos: Reiner Drumm

Foto: (m_huns )

Börfink. Eine Wiese ist eine Wiese - wer das denkt, irrt gewaltig und wird von Nationalparkranger Hartmut Hoffmann eines Besseren belehrt. "Wiesen sind stark bevölkerte Gebiete", weiß der 47-Jährige aus Gusenburg. Auf einer Wiese leben rund 3500 verschiedene Tierarten und unzählige Pflanzen.
Hoffmann und sein Kollege Thomas Müller haben ihren ersten Arbeitstag: Die beiden gelernten Forstwirte leiten als frischgebackene Nationalparkranger die Inseltour in Thranenweier, einem Ortsteil von Börfink.50 Menschen wandern mit


Zu ihrer ersten Tour sind rund 50 Menschen gekommen, um zu erleben, was die Natur rund um den sagenumwobenen Weiher am Fuße des Erbeskopfs alles zu bieten hat. Die 1,7 Kilometer kurze Strecke ist aufgrund der gut ausgebauten Wege und geringen Steigungen auch für Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und Gehbehinderte hervorragend geeignet.
Nachdem sich die Leute in zwei Gruppen aufgeteilt haben, geht es auch schon los: Hartmut Hoffmann führt seine Gruppe am Weiher vorbei. Um diesen rankt sich eine uralte Legende: Kriemhild aus der Nibelungensage soll einst den Weiher mit ihren Tränen gefüllt haben, als sie von der heimtückischen Ermordung ihres geliebten Siegfrieds erfuhr. "Das ist aber nicht bewiesen", sagt Hoffmann mit einem Augenzwinkern.
Nach wenigen Metern erblickt die Gruppe eine der vielen Rodungsinseln, nach denen die Tour benannt ist. "Anfang bis Mitte des 17. Jahrhunderts haben Köhler hier Holz geschlagen, um ihre Kohlenmeiler zu bauen", erzählt der Ranger.
Die Rodungsinseln bestehen heute aus Wiesen: "Das ist eine Arnikawiese", erklärt Hoffmann und zeigt auf eine weite, grüne Fläche mit unzähligen gelben Blüten.
Dort leben Scheckenfalter, eine seltene Schmetterlingsart. "Diese Falter sind sehr wählerisch, was die Blumen angeht, deren Blütensaft sie trinken und auf denen sie ihre Eier ablegen", sagt Hoffmann. "Würde man die Wiese düngen, wäre der Lebensraum für die Falter auf einen Schlag zerstört. Deswegen lassen wir die Wiese in Ruhe, nur einmal im Jahr wird sie gemäht, damit sie nicht im Gestrüpp untergeht."
Weiter geht es zur nächsten Wiese. "Diese ist mit unzähligen Hügeln übersät. "Sind hier Maulwürfe aktiv?", fragt ein Teilnehmer. Falsch geraten: Es handelt sich um die Erdnester der Gelben Wiesenameise. "Das sind pfiffige Tierchen", weiß der Ranger.
Die Ameisen ernähren sich von Honigtau, einer Flüssigkeit, die von Wurzelläusen produziert wird. In ihrem unterirdischen Reich züchten die Ameisen Zehntausende dieser Läuse, die sie regelmäßig melken.
Am Ende der einstündigen Tour sind sich alle einig: Hartmut Hoffmanns erster Einsatz als Ranger war ein voller Erfolg.
"Ich werde die Tour weiterempfehlen", sagt Klaus Kreer aus Bad Münster am Stein-Ebernburg. Der 65-Jährige stützt sich beim Gehen auf einen Rollator. "Die Strecke war aber gut machbar für mich", sagt Kreer. Doch einen Kritikpunkt hat der Rentner, der früher selbst als ausgebildeter Wanderführer tätig war: "Die Busverbindungen müssen besser werden, sonst verläuft sich das alles wieder. Das wäre sehr schade."

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