Von der Beute fehlt bis heute jede Spur

Thalfang/Nittel/Landau · Er verbüßte eine Freiheitsstrafe wegen mehrerer Banküberfälle, nutzte einen Freigang, um unterzutauchen, und überfiel dann - zumindest nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft - weitere Banken: Ein 33-Jähriger muss sich ab Donnerstag vor dem Landgericht Landau in der Pfalz verantworten. Auch zwei Überfälle auf Geldinstitute in Thalfang und Nittel sollen auf sein Konto gehen.

 Aufnahme von vor zwei Jahren: Innerhalb weniger Minuten, nachdem die Thalfanger Bankangestellten den Alarmknopf gedrückt hatten, war die Polizei am Tatort. Der Täter war geflüchtet. TV-Foto: Klaus Kimmling

Aufnahme von vor zwei Jahren: Innerhalb weniger Minuten, nachdem die Thalfanger Bankangestellten den Alarmknopf gedrückt hatten, war die Polizei am Tatort. Der Täter war geflüchtet. TV-Foto: Klaus Kimmling

Thalfang/Nittel/Landau. Bilder aus Überwachungskameras und Phantomzeichnungen, die auf Zeugenaussagen beruhen, brachten die Ermittler Anfang 2013 auf die Spur eines alten Bekannten: Ein aus der Justizvollzugsanstalt Berlin entflohener Häftling wurde als derjenige identifiziert, der innerhalb eines Jahres mehrere Banken hauptsächlich in Rheinland-Pfalz und im Saarland überfallen und dabei fast 310 000 Euro Beute gemacht haben soll. Während die Polizei mit Hochdruck nach dem entflohenen Sträfling suchte, war dieser offenbar in seinem "alten Metier" unterwegs: Denn in der JVA Berlin saß er ein, weil er zwischen 2005 und 2008 im Raum Koblenz fünf Banküberfälle begangen hatte und dafür zu acht Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Nach einem Freigang war der Mann im Januar 2012 untergetaucht und soll - zumindest nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Landau - weitere Banken überfallen haben.
Ab Donnerstag, 4. September, wird sich der heute 33-Jährige vor dem Landgericht Landau in der Pfalz verantworten müssen. Insgesamt sieben Überfälle auf Geldhäuser wirft ihm die Anklage vor (siehe Extra).
Auch im Hunsrück und an der Mosel war der Mann nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft aktiv. Im April 2012 soll er, getarnt mit einer Wollmütze, zwei Bankangestellte in der VR-Bank Hunsrück-Mosel in Thalfang mit einer Schusswaffe bedroht, Geld verlangt, sie mit Kabelbinder gefesselt haben und letztlich mit 64 000 Euro Beute geflohen sein.
Auch eine Volksbank-Filiale in Nittel (Kreis Trier-Saarburg) soll er sich ausgeguckt haben: Die Anklagevertreter sind davon überzeugt, dass der 33-Jährige dort im Januar 2013, kurz vor seiner Festnahme, zwei Mitarbeiter mit einer Pistole bedrohte und Geld verlangte. Allerdings habe es in der Bank kein Geld gegeben, sodass der Täter unverrichteter Dinge wieder verschwand.
Zielfahnder des Landeskriminalamts spürten den mit einem internationalen Haftbefehl gesuchten Mann schließlich in Spanien auf. Bei einer Verkehrskontrolle auf einer Autobahn nahe San Sebastian wurde er schließlich Ende Januar 2013 festgenommen. In seinem Jahr auf Tauchstation hatte es sich der Mann offenbar gut gehen lassen: Er soll unter einer falschen Identität in Paris gelebt haben und in dieser Zeit auch eine Beziehung mit einer Frau in Frankreich aufgebaut haben. Von der französischen Hauptstadt aus soll er sich gezielt Banken in Grenznähe gesucht haben, um schnell fliehen zu können. Von dem erbeuteten Geld fehlt bislang jede Spur. "Es ist nichts davon gefunden worden", sagt Dr. Christian Knoll, Sprecher des Landauer Landgerichts.
Da der Angeklagte bislang zu den Vorwürfen geschwiegen hat, steht dem Gericht ein Mammutprozess bevor: 114 Zeugen und zehn Sachverständige sollen gehört werden. 27 Prozesstage sind erst einmal bis Ende November terminiert.
Die Staatsanwaltschaft zieht zudem die Anordnung einer Unterbringung des Mannes in der Sicherheitsverwahrung in Betracht. Sie sieht den Angeklagten wegen seines "Hanges zu erheblichen Straftaten" als für die Allgemeinheit gefährlich an. Das Gericht wird letztlich darüber entscheiden müssen, ob der Angeklagte - sollte er schuldig gesprochen werden - tatsächlich dauerhaft eingesperrt werden soll.Extra

Dem 33-Jährigen werden schwerer Raub in drei Fällen, teilweise zusammentreffend mit erpresserischem Menschenraub, Freiheitsberaubung und Körperverletzung sowie besonders schwere räuberische Erpressung in vier Fällen, teilweise in Tateinheit mit erpresserischem Menschenraub, Freiheitsberaubung und Körperverletzung, zur Last gelegt. Neben den Banken in Thalfang und Nittel soll er in seinem Jahr auf der Flucht fünf weitere Geldinstitute überfallen, Mitarbeiter entweder mit einer Waffe oder einer Flinte bedroht und meist fünfstellige Beträge erbeutet haben. In Groß Oesingen (Landkreis Gifhorn, Niedersachsen) sollen es 57 000 Euro gewesen sein, in Herschweiler-Pettersheim (Landkreis Kusel) blieb es bei einem versuchten Banküberfall, in Freckenfeld (Landkreis Germersheim) soll er 21 000 Euro mitgenommen haben, in Völklingen (Saarland) fast 83 000 Euro. Auch in einer Bank in Südbaden soll der Angeklagte 83 000 Euro erbeutet haben. neb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort