Wie der Hunsrück aufgewertet werden soll

Morbach/Thalfang · Der Hunsrück zählt nicht gerade zu den großstädtischen Ballungsräumen in Rheinland-Pfalz. Er ist ländlich strukturiert - und der demografische Wandel macht vor ihm auch nicht Halt. Um ihn in Wert zu setzen, Touristen anzulocken und die Lebensqualität zu verbessern, gibt es unterschiedliche Bemühungen. Eine Bestandsaufnahme.

Morbach/Thalfang. Die Zeiten, in denen der Hunsrück eine von Armut und Elend geprägte Landschaft war, wie sie der Morbacher Filmemacher Edgar Reitz in seinem Monumental-Epos "Heimat" beschreibt, sind lange vorbei. Die Region ist durch Hunsrückhöhenstraße, die B 327, gut erschlossen. Außerdem wird in den nächsten Jahren der Anschluss an die Eifel über die B 50neu erfolgen. Die Brückenbauarbeiten am Hochmoselübergang laufen auf vollen Touren. Blickt man aber in den Atlas des Statistischen Landesamtes, so zeigt sich, dass im Hunsrück bis 2060 die Bevölkerung um bis zu 30 Prozent zurückgehen könnte. Für den Landkreis Birkenfeld liegen die Prognosen sogar noch höher. Die Bemühungen, diese Region nachhaltig in Wert zu setzen, sind vielfältig - gerade in den vergangenen Monaten hat sich die Diskussion über neue Projekte belebt. Manche Projekte stehen jedoch im Widerspruch zueinander.
Vertreter des Rhein-Hunsrück-Kreises haben in den vergangenen Wochen vorgeschlagen, die alte Bahntrasse, die nicht mehr verwendet wird, in einen Fahrradweg umzubauen. Damit sollen Touristen in die Region gelockt werden.
Das stieß wiederum auf Kritik von den Befürwortern einer Wiederinbetriebnahme der Hunsrückbahn. Vertreter der Verbandsgemeinden Hermeskeil und Thalfang und in der Einheitsgemeinde Morbach hoffen, dass sich ein neuer Betreiber für die Bahnlinie findet. So könnte zum Beispiel der Güterverkehr, der die Hunsrückhöhenstraße belastet, auf die Schiene verlagert werden. Um diesen Prozess anzustoßen, sei das Land in der Pflicht, so die Lokalpolitiker. Das sehen auch die Vertreter der Initiative Pro Hochwald- & Hunsrückbahn so. Sie erhoffen sich mit einem Bahnanschluss eine umweltfreundliche Erschließung des neuen Nationalparks Hunsrück-Hochwald, den die Landesregierung an Pfingsten eröffnet hat. Auch von diesem Projekt verspricht man sich eine Belebung des Fremdenverkehrs. Ranger sollen Touristen mit speziellen Wanderangeboten durch den Nationalpark führen.
Außerdem ist die Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte Hunsrückhaus bei Deuselbach zu einem der Tore des Nationalparks erklärt worden. Das Hunsrückhaus muss indes in den nächsten Jahren renoviert werden. Es ist bereits 15 Jahre alt und sowohl Dauerausstellung als auch die Haustechnik sind nicht mehr auf dem neuesten Stand. Derzeit laufen die Verhandlungen zwischen dem Zweckverband Erbeskopf und der Landesregierung um dringend benötigte Zuschüsse. Denn das Hunsrückhaus hat einen Bildungsauftrag, für den das Land zuständig ist - die kommunalen Kassen sind hingegen klamm.
Währenddessen setzt die Einheitsgemeinde Morbach auf die bereits vorhandenen vier Premium-Wanderwege, die sogenannten Traumschleifen. Diese werden derzeit verbessert und attraktiver gemacht. In der Fremdenverkehrsbroschüre Morbachs wird der Nationalpark hingegen nur auf einer Seite erwähnt.
Währenddessen fuhr Umweltministerin Ulrike Höfken kürzlich medienwirksam mit dem Fahrrad durch den Hunsrück. Sie startete von Allenbach aus "auf den Spuren der Wildkatzen und Kelten" zu einer 24 Kilometer langen E-Bike-Tour und stellt fest: "Die hügelige Hunsrücklandschaft ist bestens geeignet für Entdeckungstouren auf dem Fahrrad." Auf Initiative des Landesbetriebs Mobilität sollen nun zwei Radrouten im und um den Nationalpark geplant werden.
Von all diesen unterschiedlichen Bemühungen erhoffen sich die Verantwortlichen eine Belebung des Fremdenverkehrs - und damit eine Stärkung der Region. Ob Wiederbelebung der Hunsrückbahn, die Schaffung von Fahrradwegen oder die Sanierungen des Hunsrückhauses - in vielen Fällen ist dabei die Kasse des Landes gefragt. Die zahlt aber schon allein für Personal und Unterhalt des Nationalparks fünf bis sechs Millionen Euro im Jahr.

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