Zwölf Dörfer auf einen Streich - Rat diskutiert über Mark Thalfang

Spätestens bis 2019 soll die Verbandsgemeinde Thalfang im Rahmen der Kommunalreform einer anderen Kommune angeschlossen werden. Einige Dörfer orientieren sich bereits in Richtung der Nachbargemeinden. Nun bringt der Gemeinderat des Zentralorts der VG einen neuen Gedanken ins Spiel, um einer Zerfledderung des Gebiets vorzubeugen und die Infrastruktur zu erhalten.

Thalfang. Das Schwimmbad, die Realschule plus und das Freizeit- und Umweltbildungszentrum Erbeskopf sind für die Bürger die wichtigsten Einrichtungen in Thalfang. Darüber herrscht im Gemeinderat von Thalfang in seiner Sitzung am Dienstagabend Einigkeit, als das Gremium über die Kommunalreform diskutiert. Schließlich sollen genau diese Einrichtungen weiterhin erhalten werden, weil sie den Standort auch für Neubürger attraktiv machen.
Von den 21 Gemeinden der VG sind zwölf in der historischen Mark Thalfang im Kernbereich der VG organisiert, die zudem gemeinsam Zweckverbände für Kitas, Friedhof und den Gemeindeforst unterhält. Diese Infrastruktur sei jedoch gefährdet, meint Thalfangs Bürgermeister Burkhard Graul.
Denn im Zuge der Kommunalreform soll die VG Thalfang, die zu wenig Einwohner hat, an eine Nachbargemeinde angegliedert werden. Freiwillige Anschlüsse sind vom Land gewünscht, auch einzelne Gemeinden können sich positionieren. Das haben bereits mehrere Gemeinden getan: Gräfendhron und Deuselbach zieht es nach Morbach, Heidenburg, Büdlich und Breit wollen in die VG Schweich, Neunkirchen und Malborn haben sich Richtung VG Hermeskeil orientiert.
Wenn es keinen freiwilligen Zusammenschluss gibt, droht 2019 die Zwangsfusion mit der VG Hermeskeil.
Ob dann all diese Einrichtungen weiter unterhalten werden können, steht tatsächlich noch in den Sternen, zumal die VG einen Schuldenberg von voraussichtlich 20 Millionen Euro (Ende 2016) vor sich her schiebt.Diskussion erwünscht


"Seit 2010 wird darüber heiß diskutiert. Es wäre schade, wenn die Mark Thalfang wegen der Kommunalreform zerbrechen würde. Deshalb sollten sich die zwölf Dörfer zu einer Gemeinde zusammenschließen. Das wären 3300 Menschen. Wir hätten dann einen ganz anderen Verhandlungsstandpunkt. Natürlich könnten sich auch Dörfer, die nicht zur Mark zählen, anschließen", sagt Graul. Werner Breit, Ortsvorsteher von Thalfang-Bäsch, ergänzt, dass es auch kein Nachteil sei, ein Ortsbezirk statt einer selbstständigen Gemeinde zu sein: "Es kommt nicht auf die Selbstständigkeit an, sondern dass die Infrastruktur erhalten bleibt." Deshalb soll ein Diskussionsprozess angestoßen werden. Bettina Brück weist darauf hin, die Bürger frühzeitig in die Diskussion mit einzubeziehen, denn: "Thalfang hat eine starke Position, aber auch am meisten zu verlieren.Infoveranstaltung geplant


Eine gemeinsame Lösung ist wichtig, denn sonst sind unsere Dörfer in alle Winde verweht. " Stefan Gerhard erinnert daran, dass das Thema längst überfällig sei: "Die Bürger sind verunsichert, weil keine Entscheidung kommt." Fest stehe, dass die Bürger bei einer Zergliederung verlieren würden. Wohin sich letztlich eine "Super-Gemeinde" Mark Thalfang orientieren würde, stehe noch offen, aber der Diskussionsprozess soll jetzt starten, weshalb auch vorerst kein Beschluss gefasst wurde. Im nächsten Schritt soll eine Veranstaltung geplant werden, um mit den Bürgern zu sprechen.Meinung

Gemeinsam ist man stärker
Es ist positiv, dass nun endlich ein längst überfälliger Diskussionsprozess in Thalfang in Gang kommt. Die Abwanderungsbestrebungen von Randgemeinden waren wohl ein deutliches Signal, dass Handlungsbedarf herrscht. Fest steht, dass eine größere Einheit einen wesentlich besseren Verhandlungsstandpunkt hat. Gemeinsam ist man nun einmal stärker. Es wäre mehr als wünschenswert, dass die hervorragende Infrastruktur in Thalfang erhalten bleibt, denn neben Morbach im Nordosten ist Thalfang ein bedeutendes Zentrum auf der Hunsrückseite des Landkreises Bernkastel-Wittlich. Beide Orte ergänzen sich zudem in ihren Strukturen wie zum Beispiel die Realschule plus in Thalfang und die Integrierte Gesamtschule mit Hochschulreife in Morbach. hp.linz@volksfreund.de Extra

Die Mark Thalfang besteht aus den Orten Thalfang mit Ortsteil Bäsch, Deuselbach, Immert, Etgert, Gielert, Talling, Lückenburg, Burtscheid, Dhronecken, Hillscheid und Rorodt. Sie ist eine der ältesten geschlossenen Rechtseinheiten des Trierer Landes und wird nachgewiesen seit 1112. Die Mark Thalfang formierte sich im 14. Jahrhundert zum Amt Tronecken. Dieses Amt bestand bis zur Neuzeit, als die Franzosen im Jahr 1794 einmarschierten und das Gebiet nach französischer Verwaltungsstruktur in zwei Mairien (Bürgermeisterbereiche), Thalfang und Talling auftrennten. Erst 1859 wurden Talling und Thalfang wieder vereint. Seit 1968 gibt es die Verbandsgemeinde Thalfang. In den Zweckverbänden Forst, Kitas und im Friedhofswesen hingegen blieben die alten Strukturen erhalten. hpl

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