36 Kilometer zum Bereitschaftsarzt

Der ärztliche Bereitschaftsdienst wird für Thalfang neu geregelt. Patienten, die am Wochenende oder am Mittwochnachmittag erkranken, werden künftig nicht mehr vom Hausarzt, sondern von der Birkenfelder Bereitschaftszentrale betreut.

 Noch kann Ramona Schmidt aus Malborn sonntags bei Bedarf einen Arzt in Thalfang besuchen. Ab dem kommenden Jahr muss sie sich wie alle anderen Thalfanger nach Birkenfeld begeben. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Noch kann Ramona Schmidt aus Malborn sonntags bei Bedarf einen Arzt in Thalfang besuchen. Ab dem kommenden Jahr muss sie sich wie alle anderen Thalfanger nach Birkenfeld begeben. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Thalfang/Birkenfeld. Der ärztliche Notdienst für die Verbandsgemeinde Thalfang wird vom Mittwoch, 6. Januar 2010, an neu geregelt. Kranke müssen sich künftig bei dringendem Behandlungsbedarf am Wochenende oder mittwochnachmittags auf den Weg in die Bereitschaftszentrale nach Birkenfeld begeben. Dies teilte Melanie Götz von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Mainz mit.

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dabei um eine vorübergehende Lösung. Denn in Hermeskeil soll im kommenden Jahr ebenfalls eine Bereitschaftszentrale entstehen, die dann auch den Thalfangern zur Verfügung stehen soll. Als Termin für die Inbetriebnahme der Zentrale in Hermeskeil nannte Melanie Götz "Mitte bis Ende des kommenden Jahres".

Als Grund für die Änderung nannte Götz die starke Belastung der fünf Ärzte, die sich den Bereitschaftsdienst für die Verbandsgemeinde Thalfang teilen. Michael Worm, praktischer Arzt in Thalfang, kann dies nur bestätigen.

"Wir sind am Limit", beschreibt er seine Verfassung und die seiner Kollegen. Jedes dritte bis vierte Wochenende haben er und seine Kollegen Bereitschaftsdienst. Daher begrüßt der Mediziner die neue "familienfreundlichere Regelung". Unter der Woche bleibt der Hausarzt nachts der Ansprechpartner bei Notfällen.

Zweiter Arzt macht bei Bedarf Hausbesuche



Für nahezu alle Einwohner der Verbandsgemeinde gilt die neue Regelung. Lediglich die Einwohner von Merschbach waren bisher schon an Birkenfeld angekoppelt.

Neuansiedlungen von Ärzten im ländlichen Raum waren unter den bisherigen Umständen fast unmöglich, erklärt Götz. "Jeder Arzt fragt vor einer Praxiseröffnung, wie der Bereitschaftsdienst am Standort geregelt ist", berichtet sie. Nur durch die Zentralen bekomme man noch Ärzte in den Hunsrück oder die Eifel.

Deshalb will die Kassenärztliche Vereinigung die einheitliche und flächendeckende Einrichtung von Bereitschaftszentralen in Rheinland-Pfalz organisieren. Den Patienten stehen laut Götz während der Öffnungszeiten in den Zentralen ständig ein Arzt und eine Helferin zur Verfügung. Zudem sei ein zweiter Arzt im Einsatz, der bei Bedarf Hausbesuche macht.

Laut Dr. Klaus Hoebbel, Leiter der Birkenfelder Bereitschaftszentrale, funktioniert das System seit elf Jahren ohne Probleme und werde von den Patienten gut angenommen. Die Integration von Morbach in den Dienstplan vor fast zwei Jahren habe gut funktioniert. Er geht davon aus, dass das in Thalfang ebenso der Fall sein werde. Hoebbel räumt ein, dass die Entfernungen teilweise beträchtlich seien. Er ist aber optimistisch: "Wir kriegen das hin."

Von Thalfang aus beträgt die Entfernung nach Birkenfeld 23 Kilometer, von Malborn aus 26, von Schönberg 30, von Heidenburg 32 und von Büdlich 34 Kilometer. Die größte Distanz, die ein Patient oder auch der Arzt auf Hausbesuch zurücklegen muss, ist die von Horath nach Birkenfeld: die einfache Strecke beträgt 36 Kilometer.

Meinung

Zentrale Lösung richtig

Wird die ärztliche Versorgung für Patienten in der Verbandsgemeinde Thalfang schlechter? Ein Stück weit ist das sicher so. Wer bisher am Wochenende einen Hausarzt brauchte, konnte sich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit an den eigenen Hausarzt oder einen anderen ihm vertrauten Arzt wenden. Das wird künftig nicht mehr der Fall sein. Allerdings, in Morbach blieb bei der Umstellung vor eineinhalb Jahren die große Empörung aus. Die einen arrangierten sich, andere konnten dem neuen System auch etwas Positives abgewinnen. Denn in Birkenfeld steht rund um die Uhr ein Arzt zur Verfügung. Dem entgegen steht die Tatsache, dass die Entfernung für manche tatsächlich weit ist. So gesehen könnte eine Bereitschaftsdienst-Zentrale in Hermeskeil für Patienten eine attraktive Alternative sein. Allerdings: An den Bereitschaftszentralen geht in der ländlichen Region kein Weg mehr vorbei. Ansonsten wird es nicht mehr gelingen, Ärzte zu motivieren, eine Praxis auf dem Land zu übernehmen. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Die Ärztliche Bereitschaftszentrale in Birkenfeld existiert seit 1999. Sie ist als Gesellschaft bürgerlichen Rechts konzipiert. Von Birkenfeld aus werden bereits Patienten der Verbandsgemeinden Birkenfeld, Baumholder, Nohfelden und - seit 1. April 2008 - auch aus der Einheitsgemeinde Morbach betreut. Die Zentrale arbeitet aufgrund der hohen Patientenzahlen nach Angaben des geschäftsführenden Arztes Dr. Klaus Hoebbel kostendeckend. Die Einrichtung ist zu folgenden Zeiten dienstbereit: Mittwoch 14 Uhr bis Donnerstag 8 Uhr, Samstag 8 Uhr bis Montag 8 Uhr, vom Vorabend eines Feiertags 18 Uhr bis zum Folgewerktag 8 Uhr. Die Zentrale befindet sich in der Schneewiesenstraße 20 in Birkenfeld und ist telefonisch unter der Nummer 06782/989444 erreichbar. (cst)

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