60 Immerter lernen ihre Grenzen kennen

IMMERT. (jolo) Ihre Grenzen – das heißt: die Umrisse ihrer Gemeinde – haben Einwohner von Immert genauer kennen gelernt. Sie schritten die Gemarkungsgrenzen ab.

Als vor vier Jahren im 171-Einwohner-Ort Immert ein Generationswechsel im Gemeinderat stattfand, entstand die Idee, einmal die Gemarkungsgrenzen abzugehen. Gesagt, getan. Die neuen Ratsmitglieder lernten in einer lehrreichen Wanderung ihre Grenzen kennen. "Da wir zu Hause keine Landwirtschaft hatten, war das für mich Neuland", betont Ortsbürgermeister Bernd Weinig. Viele wussten ebenfalls nicht, dass in Immert zwei Stollen existierten, wo bis ins 19. Jahrhundert hinein Bleierz abgebaut worden war. Die beiden geschlossenen unterirdischen Gänge stehen heute noch auf dem Eigentum der saarländischen Knappschaft St. Anna. Zu der Wanderung um die zwölf Kilometer lange Gemarkungsgrenze haben sich die Immerter auf einen Vorschlag ihres ersten Ortsbeigeordneten Alexander Voll gemeldet. Interesse bekundet haben 52 Erwachsene und acht Kinder - immerhin ein Drittel der Immerter Bevölkerung. Die Veranstaltung dient nicht nur dem Zweck, dass die Dorfbewohner ihre Grenzen besser kennen lernen: Sie erfahren auch, wem das Land gehört und von wem die Parzellen bewirtschaftet werden. Gleichzeitig sollen die Dorfgemeinschaft gestärkt und der Zusammenhalt gefördert werden. Die Jüngsten, die vorwiegend von ihren Vätern Klaus und Peter getragen werden, sind der dreieinhalbjährige Max Heib und seine Kusine Johanna Kirsten. Die Familien Heib und Kirsten, die aus Geisfeld und Gusterath ins beschauliche Immert zugezogen sind, sind gespannt und wollen wissen, wo ihre Grenzen liegen. Einer der Ältesten, der fast 75-jährige Werner Graul, hat sich und seine Frau Ilse sofort angemeldet, als er von dem Vorhaben erfahren hat. Der Naturfreund, der am nächsten Samstag ebenfalls bei der VG-Frühlingswanderung dabei sein will, kennt in etwa die dörflichen Gemarkungsgrenzen, doch er ist sie schon lange nicht mehr gegangen. "Heute sind die Immerter unter sich: Die anderen brauchen ja schließlich unsere Grenzen nicht zu wissen", betont seine Frau Ilse. "Die würden vielleicht dann noch Ansprüche stellen." Für Anneliese und Kurt Otto Weinig ist es erste Bürgerpflicht mitzugehen, schließlich ist ihr Junge "Vorsteher" (Bürgermeister). Zudem geht es darum, mit anderen unterwegs zu sein, um Gesellschaft zu haben - und damit die Frauen einmal eine Kochpause einlegen können. So brauchen die Wanderer, die gut sechs Stunden unterwegs sind, nichts mitzuschleppen, weil es zwischendurch Hausmacher Brote und Viez gibt. Fußmüde können sich zum Gemeindehaus bringen lassen. Dort gibt es am Spätnachmittag zum Abschluss des ereignis- und lehrreichen Tages noch einen zünftigen Rollbraten.

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