Abenteuer zwischen zwei Buchdeckeln

MORBACH. Der gebürtige Morbacher Kinderautor Stefan Gemmel ist derzeit in vielen Kinderzimmern präsent. Gleich drei neue Werke des gelernten Heilerziehungspflegers sind derzeit auf dem Markt. Eines von ihnen hat er "nur" herausgegeben. Die eigentliche Autorin ist 13 Jahre alt.

"Tom Wuff und Huckleberry Cat" heißt der mittlerweile vierte Band der "Wuff"-Reihe. In allen vier Bänden geht es um die spannenden Erlebnisse von Amadeus und Moritz, einem Hund und einem Kater, die unzertrennlich sind. In früheren Werken wandelten sie auf den Spuren von Winnetou und Old Shatterhand, von Sherlock Holmes und Dr. Watson und von Robin Hood und seinen Getreuen. Auch zwischen den aktuellen Buchdeckeln beschließen sie, für das Gute einzutreten und das Böse zu bekämpfen.Fünfter Band ist schon in Planung

Die Vorbilder der beiden und ihren beiden Freunden, der Bahnhofsmaus Tim und den Raben Sam, sind im jüngsten Werk - aufmerksame Leser haben es vielleicht schon erraten - Tom Sawyer und Huckleberry Finn.Per Floßfahrt machen sie sich auf die Suche nach einer entführten Mäusefamilie. Der Kidnapper ist Goldkrallen-Jack, der eine Großzahl von Mäusen in einem ehemaligen Bergwerk gefangen hält.Für Gemmel, dessen Werke inzwischen in 14 Sprachen übersetzt wurden, gab es diesmal eine besondere Herausforderung: die weitschweifende verblümte Sprache von Mark Twain. "Denn diese nicht zu kopieren und dennoch seinen Ton zu treffen, das war eine ganz eigene Schwierigkeit", erklärt er dem TV .Aber genau das macht für ihn ja den Reiz dieser Reihe aus. Sie soll weiter fortgesetzt werden. Der fünfte Band wird "Graf Wuff und Doktor Katzenstein" heißen. "Unschwer zu erkennen, dass es diese Mal ums Grusel-Genre geht", verrät der 33-Jährige."Oh Schreck, der Pfarrer ist weg",soheißt der zweite Band seinerMinistrantenreihe. Dies-mal müs-sen sichdie Ministrantenaus Krümelskirchen wirklich bewähren. Ihr Pfarrer erleidet einen Herzinfarkt - und das genau vor der Weihnachtszeit. Ohne Zögern erklärt sich die Gruppe bereit, für ihn einzuspringen. Worüber sich Gemmel, der mit seiner Familie mittlerweile inLehmen wohnt, sich besonders freut: Die Reihe wird gerade fürs Fernsehen vorbereitet. Eine Hamburger Produktionsfirma war auf ihn gestoßen, als sie Stoffe suchte, die witzig und unterhaltend sind, aber auch noch Werte vermitteln. Und da Gemmel eine Drehbuch-Ausbildung hat, darf er das Exposé sogar selbst verfassen.Das dritte Buch ist wohl das Ungewöhnlichste, zumal er es nicht selbst geschrieben hat. Es heißt"Elfenspuren" und Gemmel versteht sich bei diesem Werk eher als "Geburtshelfer".Die Autorin ist die 13-jährige Joana Hessel. Er lernte sie während einer Lesung kennen.Ihre Mutter erzählte dem Autor, dass die damals zwölfjährige Joana auch schreibe. "Das war ihr ganz peinlich", erinnert er sich schmunzelnd. Doch er ließ sich die Geschichte geben und war begeistert: "In einer ungewöhnlich facettenreichen Sprache" erzählte sie die Geschichte der Freundschaft zwischen einem Elfen- und einem Menschenmädchen. Die Personen waren "gut erdacht", und Joana hatte auch Spannung erzeugt. Nur an den Dialogen haperte es etwas. Spontan bot er der Jung-Autorin an, sie zu begleiten.Aber: "Geschrieben hat sie alles selbst", versichert er.Der Verleger aus Passau, der er Joana vorstellte, war ebenfalls begeistert von der Schreibe des Mädchens. Dass er das Werk ohne Zögern in seinen Verlag aufnahm, war kein Fehler. Drei Viertel der ersten Auflage ist vergriffen.Die Arbeit mit Joana erinnert Gemmel an seine ersten Schreibversuche: Erst mit 13 Jahren entdeckte er die Welt der Bücher und der Sprache, dann aber "um so heftiger". Seine damalige Deutschlehrerin aus der Morbacher Realschule, Irmtraut Stadtfeld, die heute in Bischofsdhron lebt, habe ihm diese Welt eröffnet.Sie hat ihm und seinen Klassenkameraden das Lesen nahe gebracht, aber auch sein spezielles Talent entdeckt und ihn immer wieder zum Schreiben motiviert. Sie war es auch, so erinnert er sich, die dafür sorgte, dass er die Leitung der Schülerzeitung übernahm. "Heute bin ich glücklich, dass ich ein wenig vom dem, was sie mir damals an Antrieb gegeben hatte, nun an die nächste Generation weitergeben kann", freut er sich. Doch selbst will er auch wieder zur Feder greifen.Hörgeschichte am Telefon

Im kommenden Jahr dürfen die Jung-Leser neben dem "Grusel-Wuff" eine neue Bilderbuch-Reihe für die Allerkleinsten und ein neues Jugendbuch erwarten. Momentan bleibt der Schreibtisch allerdings öfter verwaist: Bei Gemmels gab es unlängst zum zweiten Mal Nachwuchs. Und da ist auch der junge Vater voll gefordert.Kindern, die noch etwas Abwechslung in den Weihnachtsferien brauchen, können übrigens bis 6. Januar unter Telefon 06131/693944 anrufen. Sie bekommen dann eine Geschichte des Autors vorgelesen. Es handelt sich um eine Aktion des Kulturtelefons Mainz.Alle drei Werke sind im Buchhandel erhältlich: Stefan Gemmel: Tom Wuff und Huckleberry Cat, Metz-Verlag, Gaggenau 2003; Stefan Gemmel: Oh Schreck, unser Pfarrer ist weg, Verlag Butzon und Bercker, Kevelaer 2003; Joana Hessel: Elfenspuren, edition zweihorn, Neureichenau, 2003.

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