Alle zwei Minuten rollte ein Kopf

WEIPERATH. Großformatige Holzreliefs, eine Guillotine und ein Fallbeil gehören zu den Exponaten, in der Schinderhannes-Ausstellung "Denn im Wald, da sind die Räuber…" zu sehen sind. Zur Eröffnung waren rund 60 Personen ins Hunsrücker Holzmuseum gekommen.

 Anschauliche Tafeln: Zum 200. Todestag erinnert das Holzmuseum an den Schinderhannes. Ab Juni gehört auch das Skelett des Räubers zu den Ausstellungsstücken.Foto: Ursula Schmieder

Anschauliche Tafeln: Zum 200. Todestag erinnert das Holzmuseum an den Schinderhannes. Ab Juni gehört auch das Skelett des Räubers zu den Ausstellungsstücken.Foto: Ursula Schmieder

"Mitdiesem Fallbeil sollen Schinderhannes und seine Bandehingerichtet worden sein." Beim Blick in die Vitrine könnte eseinen in der Tat das Schaudern überkommen. Denn trotz allerSchandtaten, die dem Räuber aus dem "Schneppenbacher Forste"nachgewiesen wurden - ein solch' grausliges Ende hätten ihm diewenigsten gewünscht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei demim Hunsrücker Holzmuseum ausgestellten Stück um das Originalhandelt, ist groß. Das auf das Jahr 1790 datierte Fallbeil wurdevon der Landespolizeischule Lautzenhausen zur Verfügung gestellt.Es ist mit 15 000 Euro versichert. 20 Mal war das Beil am 21. November 1803 hinunter gesaust. Alle zwei Minuten soll der Kopf eines Schinderhannes-Gesellen gerollt sein - der des Hauptmanns zuerst. Die Hinrichtung der Delinquenten zog die Menschen massenweise an; schließlich war in Deutschland die Guillotine als Hinrichtungsgerät wenig bekannt. Doch so groß die Chance der Echtheit des Beiles ist - die in der Ausstellung gezeigte Guillotine ist es nicht. "Ich kann verraten, es ist nicht so schlimm", ließ Michael Pinter all jene wissen, die diese ausprobieren wollten. Das Beil sei nämlich aus Holz, so der Museumsleiter, und hergestellt von Karl-Heinz Bernardy. Für die Konstruktion der Guillotine samt Lederfesseln zeichnet der Zimmermeister Edmund Brinkmann verantwortlich.

Wem dies nicht schaurig genug sein sollte, der kann sich schon auf den Juli freuen. Denn dann wird der Räuberhauptmann der Ausstellung persönlich einen Besuch abstatten. Allerdings als Skelett, das laut Pinter gar nicht so einfach für einen Monat zu bekommen war. Ob dies denn nun wirklich die sterblichen Überreste des Johannes Bückler sind? "Das Skelett soll echt sein", meint Pinter dazu. Der Filzhut aus dem 17. Jahrhundert ist eine Leihgabe des Büdinger Schlossmuseums.

Die ausgestellten Holz-Reliefs stammen aus der Morbacher Bildhauerei Mettler, die auf Abmessungen von bis zu zwei auf fünf Metern Episoden aus dem Leben des Banditen zeigen. Die Bildtafeln entstanden 1958 im Auftrag der Familie Albert Decker, die ihre Schinderhannes-Stube damit ausstattete.

Ein eigens für das Hotel produziertes Hutschenreuther-Geschirr ist neben historischen Schriften ebenfalls im Museum zu sehen.

Historiker Erwin Schaaf aus Kinderbeuern ging anlässlich der Ausstellungseröffnung der Frage nach, woher der "Mythos Schinderhannes" rührt. Ein wenig makaber ging es im Bühnenstück des Idar-Obersteiners Armin Peter Faust zu, der darin Blutverkäuferinnen zu Wort kommen ließ, deren Arbeitsplatz direkt unter der Guillotine war. Stefan Kritten und Karl-Heinz Nisius trugen überlieferte "Stekkelcha" vor, die von Begegnungen mit dem gefürchteten und doch im Hunsrück so verehrten Räuberhauptmann berichteten.

Öffnungszeiten der Schinderhannes-Ausstellung: dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 1030 bis 17 Uhr.

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