Alter Wein für neugierige Frauen

Mit einer Weinprobe für Frauen hat der Archäologiepark Belginum seine Türen erstmals für eine etwas andere Begegnung mit Geschichte geöffnet.

 Besonderer Tropfen: Zur ersten Weinprobe im Belginum schenkt Winzerin Ulrike Böcking (rechts) erst einmal Mulsum ein. Museumsleiterin Dr. Rosemarie Cordie hat die Amphore eigens für einen solchen Anlass gehütet. TV-Foto: Ursula Schmieder

Besonderer Tropfen: Zur ersten Weinprobe im Belginum schenkt Winzerin Ulrike Böcking (rechts) erst einmal Mulsum ein. Museumsleiterin Dr. Rosemarie Cordie hat die Amphore eigens für einen solchen Anlass gehütet. TV-Foto: Ursula Schmieder

Wederath. (urs) Wer erwartet, dass bei der Weinprobe für Frauen nur liebliche Tropfen eingeschenkt werden, ist überrascht bei der Premiere im Archäologiepark Belginum. Winzerin Ulrike Böcking kredenzt zwar zur Begrüßung "Mulsum", eine Art altrömischer Wein mit Honig. Doch auch dieses etwas trübe Getränk ist nicht süß, wie die Teilnehmerinnen feststellen. "Der riecht nach Honig, schmeckt aber gar nicht so", urteilt eine der Frauen. Dass der Alkohol kaum zu erahnen ist, erklärt sich laut Böcking mit den, einem leichten Kabinett vergleichbaren, zirka zehn Volumenprozent. Das ungewohnte Getränk steuert Museumsleiterin Dr. Rosemarie Cordie bei. "Das ist ein Gastgeschenk der Rheinheimer", verweist sie auf das Grab einer keltischen Fürstin, die demnächst Thema einer Vorlesung im Wederather Museum sein wird.Nach der Zeitreise der Geschmacksnerven geht es erst einmal "trocken" weiter. Und zwar mit 2006er und 2005er Qualitätswein und Spätlese des Traben-Trarbacher Weingutes. Dazu werden "Keltenringli" gereicht, das Gebäck, dessen Rezeptur auf einem Wederather Fund beruht. Allerdings können diese den einen oder anderen Wein auch völlig anders schmecken lassen, erläutert die Winzerin.Parallel zu den Gaumenfreuden wird der Wissensdurst der Weingenießerinnen aus der Eifel sowie dem Trierer und Morbacher Raum gestillt. Während Cordie berichtet, was Funde aus Frauengräbern in Hunolstein und Enkirch über das Leben der Keltinnen verraten, gibt Böcking Tipps zum Weingenuss. Gemütsverfassung beeinflusst den Geschmack

Wichtig sei, sich nicht beeinflussen zu lassen von dem, was "man" oder gar "Mann" mag. Entscheidend sei nicht das Urteil eines Weinpapstes wie Stuart Pigott, sondern der persönliche Geschmack. Allerdings werde dieser auch von Faktoren wie der jeweiligen Gemütsverfassung beeinflusst. "Es ist wirklich so, dass sie sich anders fühlen und schon verändert sich ihr persönliches Gefühl von Wein", erklärt sie das Phänomen, dass der im Urlaub genossene Tropfen zu Hause oft anders schmeckt. Ganz nebenbei räumt Böcking mit dem Vorurteil auf, dass nur der ein Weinkenner sein kann, der lieblichen Wein selten oder gar nicht genießt. Die Wederatherin Marianne Anton genießt die besondere Atmosphäre der Weinprobe. Eine Weinprobe mitten im Hunsrück sei halt etwas anderes, bekräftigt Namensvetterin Bärbel aus Bischofsdhron.

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