An Wiese Hand angelegt

Die Wiese von Hand mit einer Sense zu mähen: Diese Tätigkeit erlebt zurzeit eine Renaissance. Die Kurse von Bernhard Lehnert sind überlaufen. "Wer am Hunsrückhaus dabei sein wollte, musste sich schon vor einem Jahr bei mir anmelden", sagt der Mann, der eine eigene Werkstatt hat.

Thalfang. (doth) Hell glänzen die Sensen in der Morgensonne. Konzentriert arbeiten sich 21 Menschen durch die Wiese am Hunsrückhaus. Bernhard Lehnert achtet auf die richtige Körperhaltung und Technik seiner Kursteilnehmer, die sich ein uraltes landwirtschaftliches Handwerk wieder aneignen wollen.

Stets muss die Schneide scharf sein. Da dient der Wetzstein, der in der Hosentasche aufbewahrt wird, nur als Zwischenlösung. Viel wichtiger ist, das Dengeln zu beherrschen: der gefühlvolle Schlag mit dem Hammer, der das Eisen verdichtet und schärft. Diese Technik machte den zweiten Teil des Kurses aus.

Was treibt die Leute zu Lehnert? Man verbrauche keinen Sprit, verursache keinen Lärm und keine Abgase und bleibe fit, so lauten die Argumente der Kursteilnehmer. Peter Kels aus Neumagen-Dhron behauptet sogar: "Von Hand mähen reguliert den Blutzucker." Das habe ihm sein Hausarzt verraten. Außerdem sei das Unfallrisiko viel geringer als bei einer Motorsense.

Heidi Gerhard aus Idar-Oberstein will die Umwelt schützen: "Gerade habe ich einer Kröte das Leben gerettet. Mit einer Motorsense wäre die jetzt Brei." Erich Schneider aus Züsch erinnert sich: "Mein Vater kam vor dem Frühstück schon vom Mähen zurück." In der Tat, am besten mäht es sich sehr früh morgens. "Dann steht das Gras straffer, und es ist taufeucht", weiß Fachmann Bernhard Lehnert, der auch das passende Gerät zum Verkauf anbietet, sogar für Linkshänder.

Viele weitere Gründe gibt es, zur Sense statt zu einem motorbetriebenen Arbeitsgerät zu greifen: Imker wissen, dass Motorlärm und Abgase Bienen aggressiv machen, man kommt mit der Sense bis in den letzten Winkel und ärgert keine Nachbarn.

Der Mäh-Erfolg hat übrigens weniger mit Kraft als mit Schwung und der scharfen, richtig eingestellten Sense zu tun. Bei Meisterschaften schaffen Teilnehmer locker einen Quadratmeter pro Sekunde und sind in der ersten Viertelstunde jedem Balkenmäher überlegen. Nur in der Getreideernte ist der Mähdrescher in seiner Leistung unerreicht.

Seit 1988 bietet Bernhard Lehnert diese Kurse an und fand damit eine echte Marktlücke: "Die Nachfrage verdoppelt sich jedes Jahr", verrät der Saarländer aus Gersheim-Walsheim. Seine Sensenwerkstatt mit historischer Sensenausstellung ist unter Telefon 06843/8593 oder per E-Mail an lehnert@sensenwerkstatt.de erreichbar.

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