Angst vor dem Ausverkauf

MORBACH. Am Morbacher Dreieck wollen sich ein Discounter sowie zusätzliche Fachmärkte ansiedeln. Das ruft die Geschäftsleute aus der Ortsmitte auf den Plan, denn sie fürchten um ihre Existenz.

Wird Morbach ausverkauft? Das fragen sich 36 Morbacher Geschäftsleute. Ziel einer einer neuen Inintiative ist eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit: Durch die geplante Ansiedlung von Lidl und zwei Fachmärkten am Ortsrand sehen die Unternehmer ihre Existenz gefährdet. "Wir haben Angst, dass der Ortskern ausblutet", sagt Kurt Müllers, Inhaber von Müllers Heimcenter. Der Einzelhandel im Ort sei nämlich wirklich intakt: "Der funktioniert, und er funktioniert nicht schlecht." Für den Fall einer solchen "Zusammenballung von Betrieben" am Morbacher Dreieck sieht er dies jedoch gefährdet. Schließlich seien bereits heute etliche Leerstände zu verkraften und klassische Einzelhandelsflächen würden vermehrt anderweitig genutzt. Erfahrungen, die andere Zentren bereits gemacht hätten. Daher regt Müllers an: "Warum soll man nicht auch mal den Weg gehen, den andere nicht gegangen sind?" Christoph Strouvelle, Inhaber des gleichnamigen Haushaltswarengeschäftes, bestätigt die von den Geschäftsleuten empfundene Bedrohung. Viele hätten modernisiert, erweitert oder neu gebaut, so dass Discounter nicht nur Vorteile, sondern manchen in die Bredouille bringen würden. Eine Entwicklung, die ringsum in Hermeskeil, Kirchberg, Simmern, Birkenfeld, Idar-Oberstein, Wittlich oder Gerolstein zu erkennen sei. Massive Ansiedlungen hätten sich überall auf den Facheinzelhandel im Ortskern ausgewirkt. Die anfänglichen Vorteile für die Verbraucher müssten mit sehr vielen Nachteilen erkauft werden - beispielsweise für ältere Bürger. Roman Knichel, Inhaber der beiden "Rewe"-Märkte, hat den Ortsbeirat bereits öffentlich gebeten, ihn von dem Versprechen einer Lebensmittelversorgung im Ort zu entbinden, weil er dies bei einer Discounter-Konkurrenz am Morbacher Dreieck nicht mehr halten könne. Von einer Schließung des Marktes im Ort wären bei Auslagerung der Post auf die Bremerwiese vier Vollzeitkräfte betroffen. Drei weitere würden voraussichtlich wegen des dort erwarteten Umsatzrückgangs um 20 bis 25 Prozent ihre Stelle verlieren. Knichel sieht die Discounter-Ansiedlung daher kritisch, zumal eine Lidl-Filiale kaum mehr als sieben Personen beschäftige. Hinzu komme, dass Lidl als "gemeinnützige Stiftung" keine Gewinne machen dürfe und daher keine Gewerbesteuer zahle. Parallel dazu könnten die ansässigen Geschäftsleute wohl nicht im bisherigen Umfang Events ausrichten oder Vereine und Feste sponsern. Entsprechend groß war die Resonanz auf die Offenlage der Pläne. Laut Bürgermeister Gregor Eibes gingen von Bürgern 22 Einwendungen gegen das Vorhaben ein. Plus die das Projekt ebenfalls nicht befürwortende gemeinsame Stellungnahme von IHK, HWK und Einzelhandelsverband. Eibes: "Die sehen den Standort als nicht integriert und plädieren dafür, dass die Bebauung nicht erfolgen soll." Bei der Ausschreibung 2001 hätte es dazu noch andere Aussagen gegeben. Damals sei das auch aus dem Ort heraus nicht so negativ diskutiert worden wie nun das "Sondergebiet Handel". Ob dies Einfluss auf die vom Gemeinderat beschlossene Vertragsunterzeichnung mit Lidl haben wird, kann Eibes nicht sagen. Auf jeden Fall sei der Vertrag "Makulatur, wenn keine Bauleitplanung zustande kommt", da der Investor dann zurück treten könne. Die nächsten Sitzungen von Bau- und Liegenschaftsausschuss (9. März), Ortsbeirat (10. März) und Gemeinderat (15. März), nach denen die Unterlagen wieder offen gelegt werden, dürften daher spannend werden. Die Gewerbetreibenden werden das Geschehen im Auge behalten. Müllers: "Es ist uns schon bewusst, dass dies eine schwierige Entscheidung auch für die Ratsmitglieder ist." Immerhin seien davon auch Arbeitsplätze und Existenzen im Ort abhängig, sagt Strouvelle.

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