Anschluss ans weltweite Netz

Standortfaktoren wie schnelle Datenleitungen werden im ländlichen Raum immer wichtiger. Im 500-Einwohner-Ort Berglicht weiß man das. Eine Ausschreibung von Breitband-Versorgung soll Abhilfe schaffen.

 Bisher führen alle schnellen Datenleitungen an Berglicht vorbei. Das soll sich ändern. Foto: IStock

Bisher führen alle schnellen Datenleitungen an Berglicht vorbei. Das soll sich ändern. Foto: IStock

Berglicht. "Es ist zum Verrücktwerden. Mir bricht häufig das Netz zusammen, wenn ich für einen Kunden eine Finanzierung berechnen oder eine Ausstattungsvariante zusammenstellen will", sagt entnervt der Berglichter Autohaus-Besitzer Hermann-Josef Marx. Wegen solcher Abstürze seien schon etliche Kunden nicht wiedergekommen. Ersatzteilbestellungen kommen nicht durch, ja sogar das Schreiben von Rechnungen ist manchmal nur Glückssache.

"Wie soll ich denn Baustellen im Neubaugebiet verkaufen, wenn kein DSL verfügbar ist", fragt Ortsbürgermeister Gerhard Oberweis. Der Verkauf eines Hauses sei in der Tat schon an einem nicht vorhandenen Anschluss gescheitert.

Für Berglicht ist die Verfügbarkeit einer schnellen Leitung ins Internet zu einem Standortfaktor ersten Ranges geworden. Im Rahmen einer Dorfmoderation, die im Juli startete, wurden die langsamen Leitungen ins weltweite Netz am häufigsten moniert. 1000 Kilobits, heute weit unter Standard, ist laut Oberweis das Höchste der Gefühle. Viele müssen sich mit noch weniger zufriedengeben. Abhilfe sollte die Ausschreibung der Breitbandversorgung schaffen, die am Montag ausläuft. Bereits einmal ist diese verlängert worden, denn es hatte sich kein Anbieter gefunden, der Berglicht mit zeitgemäßen Übertragungsraten ausstatten wollte.

"Wir liegen hier an der Schwelle zum Nichts, obwohl ein Glasfaserkabel bis mitten ins Dorf verlegt ist", beklagt Beigeordneter Michael Reusch. Interesse am schnellen Internetzugang hat rund ein Drittel der Haushalte bekundet. Es fehlt die Verbindung zwischen Glasfaser und Nutzer.

Von Funk-Varianten ist der Ortsgemeinderat nicht begeistert, denn andernorts wurden damit schlechte Erfahrungen gemacht. Aber erst wenn der Ortsgemeinderat sich für einen Anbieter entschieden hat und weiß, wie viel der Ausbau kostet, kann ein Antrag Richtung Mainz geschickt werden. Es winkt ein Zuschuss von 50 Prozent. "Am Montag sind wir schlauer", stellt Oberweis fest.

Dem Ort bleibt vorerst ein weiteres Kommunikationsproblem erhalten: Mobiles Telefonieren klappt in Berglicht überhaupt nicht, und zwar mit keinem der Netze. Oberweis schrieb alle Mobilfunkbetreiber an. Von einigen kam keine und anderen die Antwort: "Ein Ausbau des Funknetzes ist in Berglicht nicht vorgesehen." Der Ort ist auf Netzsuche. "Wenn das alles hier so bleibt, kann man nur noch auswandern", sagt deshalb unter anderem der in Berglicht lebende Stefan Marx (17).

Meinung

Erfolg wünschenswert

Ein schneller Internetzugang ist für Unternehmen heutzutage so wichtig wie noch vor wenigen Jahren ein Autobahn-Anschluss. Und auch für Familien rangiert die schnelle Datenleitung gleich hinter verfügbaren Bauplätzen sowie dem Vorhandensein von Kindertagesstätten und Schulen. Interessant ist in dem Zusammenhang ein Beispiel aus Skandinavien: In Finnland ist das Recht auf einen schnellen Internet-Zugang inzwischen gesetzlich verankert. Zurück in den Hunsrück: Der Vorstoß der Berglichter ist absolut richtig. Es ist zu wünschen, dass die Ausschreibung von Erfolg gekrönt ist. i.rosenschild@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort