Arbeiten, proben, arbeiten

In der Garage stapeln sich Holzlatten, der Proberaum für die Musiker dient als Lager - die Morbacher Teestube ist eine Baustelle. Zumindest äußerlich ist die Einrichtung auf dem Weg zu einem Haus der Jugend.

 Anpacken für das Haus der Jugend: Jugendpfleger Ernst Daniel Röhrig (Zweiter von rechts) mit den Jugendlichen Christian Adam, Vadim und Eugen Rau (von links). TV-Foto: Patrick Wiermer

Anpacken für das Haus der Jugend: Jugendpfleger Ernst Daniel Röhrig (Zweiter von rechts) mit den Jugendlichen Christian Adam, Vadim und Eugen Rau (von links). TV-Foto: Patrick Wiermer

Morbach. Laute Hip-Hop-Rhythmen, der "Anti-Gewalt-Song" dröhnt durch den Raum. Kaum ist die erste Strophe zu Ende, kracht ein Schlagzeug in die kurzzeitige Stille. Ernst Daniel Röhrig schreckt hoch - mit leichtem Schmerz in den Ohren. "Unsere Punk-Rocker proben im Computerraum. Und der ist nicht schallisoliert", sagt der Morbacher Jugendpfleger. "Unser eigentlicher Proberaum ist jetzt unser Lager." Die Morbacher Teestube verwandelt sich äußerlich in ein Haus der Jugend, die Reibungen beim Übergang vom selbst organisierten (Teestube) zum hauptamtlich geführten Treff sind aber noch nicht bereinigt. "Ich muss immer noch zwischen Teestube, Jugendparlament und Gemeinde vermitteln", sagt Röhrig.

Im Hauptraum sieht es schon aus wie in einem richtigen Jugendclub: Kicker, Billard, Theke, Sitzecke, Spielkonsolen und Großbildleinwand. An den Wänden kleben Fotos und Plakate von verschiedenen Ausflügen und Aktionen der "Teestube". Auch Ernst Daniel Röhrig hat in seinem ersten Sommer als Jugendpfleger Fahrten organisiert: zum Schwimmen, Klettern und Kanufahren. Zweimal war eine Fahrt mit 25 Teilnehmern ausgebucht. "Ich will keine pädagogischen Veranstaltungen, bei denen man immer was lernen muss." Noch mehr Ideen sprudeln aus dem 30-Jährigen heraus: ein mehrtägiger Video-Workshop, Kreativkurse und ein "Bewerbungs camp", bei dem sich die Jugendlichen sogar direkt bei Unternehmen vorstellen können. Derzeit liege das Budget bei 10 000 Euro pro Jahr, sagt Röhrig, der von Praktikant Vadim Rau unterstützt wird. "Das ist angemessen, am Ende dürfte noch etwas übrigbleiben." Größere Anschaffungen stehen nicht an: "Das Internet sollte bald mal funktionieren", sagt Röhrig. "Ein Verstärker, ein Verzerrer, ein Effektgerät", ergänzen die Jugendlichen Christan Adam und Marco Kropp. Röhrig: "Vielleicht haben die Morbacher Veranstaltungstechniker noch etwas übrig." Nicht neu kaufen, sondern auf Spenden zurückgreifen - das gilt auch für den Ausbau der Räume. In der ehemaligen Garage stapeln sich Werkzeug und Holzspenden des Gewerbevereins. In Eigenregie und unter Mithilfe der Jugendlichen werden Regale für das neue Lager gebaut. Erste Fortschritte sind zu sehen, nur das zukünftige Büro des Jugendpflegers hat noch keine sichtbare Form. Ernst Daniel Röhrig verdreht lächelnd die Augen: "Die Jugendlichen sind halt so: eine halbe Stunde Arbeit, zwei Stunden Bandprobe."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort