Arbeitslosigkeit steigt weiter

BIRKENFELD/IDAR-OBERSTEIN. (red) Die Arbeitslosigkeit im Arbeitsamtsbezirk Bad Kreuznach hat im Juli zugenommen. Zur Zeit sind 14 091 ohne Beschäftigung; das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,9 Prozent.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit konzentrierte sich im Juli vor allem auf Menschen unter 25 Jahren. Mit 1022 neu gemeldeten Stellen konnte das Niveau des Vorjahresmonats erreicht werden, gegenüber Juni 2003 konnte das Arbeitsamt den Arbeitsuchenden 307 Stellen mehr anbieten. Die Zahl der Kurzarbeiter lag mit 867 mehr als doppelt so hoch wie im Juli vergangenen Jahres. Der regelmäßig starke Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli beruht vor allem darauf, dass sich in diesem Monat sehr viele Jugendliche nach Abschluss ihrer schulischen oder betrieblichen Ausbildung arbeitslos melden. Da die Sommerferien in Rheinland-Pfalz in diesem Jahr sehr spät begonnen haben, war der im Juni übliche Anstieg ausgeblieben und im Juli dadurch weitaus stärker als in den Vorjahren. Ende vergangenen Monats waren 2225 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos. Das sind 461 mehr als im Vorjahr. Weniger Azubisübernommen als im Vorjahr

Dass es sich dabei vorrangig um Probleme an der so genannten "zweiten Schwelle", also dem Übergang zwischen Ausbildung und Beschäftigung handelt, zeigt der Vergleich zwischen den Jüngeren mit und ohne abgeschlossene Ausbildung. Während im Juni der Anteil mit abgeschlossener Ausbildung noch 49,7 Prozent betrug, lag er zuletzt bei 58,6 Prozent. Dieser Wert liegt 4,8 Prozent (+ 212) über dem des Vorjahresmonats. Die Betriebe haben also weit weniger Auszubildende übernommen als im Vorjahr. Erfahrungsgemäß verringert sich die Jugendarbeitslosigkeit im September und Oktober, da nach der Sommerpause wieder verstärkt eingestellt wird. Um die derzeit hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, unterstützt das Arbeitsamt mit zusätzlichen Aktivitäten die Integration der ausgebildeten Jugendlichen. Eine besondere Wirkung wird von den im September beginnenden Personal-Service-Agenturen speziell für Jugendliche erwartet. Ein weiterer Grund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli ist die urlaubs- und quartalsbedingte Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen, denen nicht entsprechend viele Arbeitsaufnahmen von Arbeitslosen gegenüberstehen. Mit 2549 Personen meldeten sich 717 mehr arbeitslos als noch im Juni. Dem standen lediglich 773 Abgänge in Beschäftigung gegenüber (-54). Außerdem nimmt in den Sommermonaten ferienbedingt die Entlastungswirkung beruflicher Weiterbildung spürbar ab (89 Teilnehmer weniger als im Vormonat). Nach den Regelungen der Sozialgesetzbücher können über 58-jährige Arbeitnehmer Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe auch dann erhalten, wenn sie keine zumutbare Beschäftigung mehr aufnehmen wollen. Davon machten im Juli 111 Personen Gebrauch, annähernd doppelt so viele wie vor einem Jahr. Diese Personen werden nicht als Arbeitslose gezählt. Die Inanspruchnahme dieser Vergünstigung ist der wesentliche Grund dafür, dass die Arbeitslosenzahl der über 55-Jährigen mit aktuell 1601 um 191 Personen unter den Vorjahrestand gesunken ist. Von den 1022 Stellenzugängen sind 420 für Saisonkräfte mit einer Befristung bis zu drei Monaten, vorwiegend für osteuropäische Aushilfen in der Landwirtschaft und dem Hotel- und Gaststättengewerbe. Der heimische Arbeitsmarkt wird damit kaum entlastet. Für lediglich 291 Stellen (28,5 Prozent) wird eine Ausbildung vorausgesetzt, die übrigen sind Hilfs- oder Anlerntätigkeiten. Bertram Schuster, Teamleiter im Arbeitsamt Bad Kreuznach, appelliert daher an die Arbeitgeber auch qualifizierte Stellen zu melden, um sich so die Arbeitskraft, insbesondere von gut qualifizierten Jugendlichen, zu sichern. Dass die Konjunktur weiterhin lahmt und durch strukturelle Probleme noch überlagert wird, ist auch den Kurzarbeiterzahlen zu entnehmen. Im letzten Monat arbeiteten 114 Betriebe mit 867 Arbeitnehmern verkürzt. Eine solch hohe Zahl gab es in den letzten fünf Jahren in einem Juli noch nicht. Die strukturellen Probleme zeigen sich in den Wirtschaftsbereichen der kurz arbeitenden Betriebe: Bau-, Schmuck-, Leder- und Möbelindustrie.

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