Armut auf dem Vormarsch

Erschreckende Zahlen über die Zunahme von Armut in Deutschland haben den Sozialverband VdK in Morbach dazu veranlasst, offen über dieses Thema zu diskutieren. Rund 50 Menschen, vorwiegend im Rentenalter, diskutierten in der Baldenauhalle mit. Nicht nur Mitgefühl über Menschen mit geringem Einkommen wurde geäußert.

 Armut ist ein Verteilungsproblem: Bürgermeister Gregor Eibes, VdK-Ortsverbandsvorsitzender Georg Schuh, VdK-Landesvorsitzender Andreas Peifer und Rudolf Bollonia von Caritasverband (von links) mit Plakaten aus der VdK-Aktion gegen Armut. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Armut ist ein Verteilungsproblem: Bürgermeister Gregor Eibes, VdK-Ortsverbandsvorsitzender Georg Schuh, VdK-Landesvorsitzender Andreas Peifer und Rudolf Bollonia von Caritasverband (von links) mit Plakaten aus der VdK-Aktion gegen Armut. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Morbach. (doth) "Seit 2005 hat sich die Zahl der auf Sozialhilfe angewiesenen Kinder in Deutschland verdoppelt". Mit diesem aufrüttelnden Satz hat VdK-Ortsverbandsvorsitzender Georg Schuh seine Begrüßung eröffnet.

Was hat Kinderarmut mit Altersarmut zu tun? Diese Frage beantwortete VdK- Landesvorsitzender Andreas Peifer mit einer Kettenreaktion von Kinderarmut, schlechten Bildungs- und Arbeitsmarktchancen, daraus resultierendem geringen Einkommen und schmaler Rente.

"Die Durchschnittrente in Rheinland- Pfalz ist bereits stark gesunken und die finanziellen Belastungen steigen weiter", beklagte der VdK-Mann. Die Armutsfalle könne mittlerweile jeden treffen.

"Das Geld fehlt oft für die einfachsten Dinge", stellte Rudolf Bollonia vom Caritasverband fest, der in Wittlich ein "Tafel" betreibt, die von immer mehr Menschen genutzt werden muss. "Wir haben 550 Kunden mit Berechtigungsschein. 23 Prozent von ihnen sind Rentner". Insgesamt versorge die "Tafel" 1500 Menschen, davon 517 Kinder, mit Lebensmitteln im Wert von 350 000 Euro pro Jahr.

"In Morbach ist Armut noch kein großes Problem", stellte Bürgermeister Gregor Eibes fest und zeigte auch gleich auf, wie sie verhindert werden kann: "Der Niedriglohnsektor ist bei uns noch selten, bald gibt es mit der IGS ein schulisches Angebot bis zum Abitur und wir versuchen die Belastung der Bürger mit Gebühren möglichst gering zu halten." Die Betreuungszeiten für Kinder müssten viel flexibler gestaltet werden, so Eibes.

Für Andreas Peifer liegt die Wurzel allen Übels in der mangelnden Verteilungsgerechtigkeit. Der VdK-Mann prangerte den "Schutzschild" für Banken an, während Inhaber von Minijobs wie Sklaven ausgebeutet werden.

Aus dem Publikum wurden ebenfalls konkrete Fragen gestellt, etwa wie ungleich verteilte Fahrtkosten zur Schule gerechter gestaltet werden könnten. "Da ist das Land gefordert, denn dort ist das entsprechende Gesetz gemacht worden", antwortete Eibes.

Auch Kritik an "Sozialschmarotzern mit Hängemattenmentalität" wurde aus dem etwa 50-köpfigen Publikum laut. Das sei jedoch eher eine Randerscheinung, lautet die Antwort aus dem Podium. Eine große Gefahr sah die Diskussionsrunde im Schrumpfen der Mittelschicht, die einen Großteil der Soziallasten trägt. Aber auch Lösungsansätze wurden aufgezeigt, etwa die Forderung des VdK, den Handel mit Wertpapieren mit einem Promille zu besteuern. "Allein das würde das System angesichts der gigantischen Umsätze schon retten", davon ist Peifer überzeugt. Die Umverteilung von unten nach oben müsse umgedreht und Familien besser gefördert werden. Alle waren sich einig: Auf Dauer hilft den Armen nur mehr Geld in der Tasche.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.aktion-gegen-armut.de.

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