Auf Klasse setzen, aber wie?

Der Standort Morbach will auf Klasse setzen. Der Weg ist allerdings noch unklar. Das zeigte sich in einer Veranstaltung von Gemeinde und Gewerbe- und Verkehrsverein zum Thema "Morbach vermarkten".

Morbach. Wie wichtig ist Qualität am Standort Morbach? Um diese Frage ging es in einer Veranstaltung der Gemeinde Morbach und des dortigen Gewerbe- und Verkehrsvereins im Rahmen des Standortmarketing-Prozesses unter dem Motto "Morbach vermarkten". Für Bürgermeister Gregor Eibes war die Sache klar: "Wir werben nicht mehr mit 320 Kilometern Wanderwegen, sondern mit einem Premiumwanderweg und Traumschleifen." Qualität sei der richtige Weg für Beherbergungsbetriebe, Handel und Dienstleister.

Wenn Urlauber einen Ferienort beziehungsweise eine Unterkunft suchen, seien Prädikate wichtige Orientierungshilfe, sagte Dirk Weidemann von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Sie bleibe in Erinnerung, auch wenn der Preis längst vergessen sei. Dass dies nicht nur im Tourismus gilt, darauf wies Marketing-Berater Karl J. Eggers hin, der den Standortmarketing-Prozess für die Gemeinde koordiniert. Er erinnerte an eines der Ergebnisse der Unternehmensbefragung im vergangenen Jahr: Morbach habe kein klares Profil als Einkaufsort. Um dem abzuhelfen, nahmen 26 Firmen an einer Zertifizierung des Düsseldorfer Verlags "Markt intern" teil und dürfen sich "1a-Fachbetrieb" nennen. Auch die Gemeinde hat das Label "1a-Einkaufsstadt". Doch in der Unternehmerschaft ist die Auszeichnung umstritten. Sie ist nicht in allen Branchen möglich. Die Kosten für die Bewerber sind höher geworden. Auch die Kriterien für die Anerkennung wurden verschärft. Designer Stephan Zanders kritisierte, dass man mit dem Begriff "1a-Einkaufsstadt" die Erwartung wecke, ein Angebot wie in Trier vor der Haustür zu haben.

Die Konsequenz: Gewerbevereins-Chef Kurt Müllers liegen erheblich weniger Bewerbungen vor als im Vorjahr: Es sind lediglich zehn statt 26. Im Gewerbeverein ist man sich einig: Beantragt werden soll das Prädikat nur, wenn mindestens 15 Firmen mitmachen.

Zudem ist das Gütesiegel auf bestimmte Branchen beschränkt. Weidemann brachte aus Mainz eine Alternative mit: die "Service Qualität Deutschland", die einen einfachen Einstieg in ein Qualitätsmanagement biete und an der sich Unternehmen aller Art beteiligen können: Einzelhandel, Gewerbe, Handel und Touristik.

Welches das richtige Instrument für Morbach ist, kristallisierte sich in der anschließenden Diskussion nicht heraus. Das wäre auch nicht möglich gewesen. Es waren nur rund 20 Teilnehmer da.

Meinung

Eigener Weg gesucht

Vor knapp drei Jahren fiel der Startschuss für die Standortmarketing-Offensive in Morbach. In der Zwischenzeit wurden viele Initiativen angestoßen: von der gemeinsamen Einkaufstasche bis zum Vitalisierungsprogramm für den Ortskern. Umso überraschender war die Veranstaltung am Donnerstagabend. Zum einen stieß das Thema nur auf geringe Resonanz. Und zum anderen war nicht zu erkennen, in welche Richtung ein Morbacher Weg führen könnte. Mit den "1a-Prädikaten" ist man nicht glücklich. Doch eine Entscheidung, ob man sich nochmals bewirbt, ist nicht gefallen. Auch bei der Diskussion um Zertifizierung im touristischen Bereich zeichnete sich kein Meinungsbild ab. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Projekt: Im Januar 2007 fiel der Startschuss für ein Morbacher Demografie-Projekt. Professionell begleitet Marketing-Berater Karl J. Eggers das Projekt. Kostenpunkt: 62 700 Euro. In den vier Arbeitskreisen Bauen, Energie/Umwelt, Wirtschaft und Soziales wurden schon viele Vorschläge umgesetzt: zum Beispiel ein neues Logo für die Gemeinde und diverse Förderprogramme. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten ist das Standortmarketing. (iro)

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