Aufklärung kann nicht früh genug beginnen

MORBACH. Verstärkte Drogenkontrollen im Straßenverkehr im Hunsrück führen dazu, dass das Thema Drogen zur Zeit heiß diskutiert wird. Das war Anlass für die Gemeinde Morbach und den Trierischen Volksfreund , ein Forum zu dieser Problematik zu veranstalten.

Es gibt in letzter Zeit kaum eine größere Veranstaltung im Hunsrück, in der die meist jugendlichen Besucher nicht auf Drogen kontrolliert werden. "Angefangen haben die verstärkten Kontrollen vor drei Jahren", erinnert sich Forumsteilnehmer Hermann-Josef Decker von der Polizei Morbach. "Damals sind uns vermehrt Autofahrer aufgefallen, die sich verhalten haben, als seien sie betrunken. Tests zeigten allerdings, dass sie nichts getrunken hatten. Komisch waren sie aber trotzdem." Beratungsstelle für Jugendliche fehlt

Auf die Frage von TV -Redakteurin und Forums-Moderatorin Ilse Rosenschild, wie viele Menschen in den vergangenen Jahren in Morbach wegen Drogen mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, nennt Decker erschreckende Zahlen aus. "Im Jahr 2000 waren es 32, ein Jahr später 43, und 2002 waren es 215 Menschen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch viel höher. Aber 2002 ist das Dunkelfeld mit verbesserten Tests aufgehellt worden." Eine Anlaufstelle für Menschen mit Drogenproblemen ist die sozialpsychologische Beratungsstelle des Caritasverbands in Wittlich. "Allerdings kommen die wenigsten aus freien Stücken zu uns. Die meisten kommen, weil es ihnen von der Polizei auferlegt wurde", sagt Christel Krieger. "Eine Beratungsstelle für Jugendliche im Kreis gibt es leider nicht", bedauert sie. Seit 1999 muss die Polizei der Führerscheinstelle melden, wenn sie jemanden unter Drogeneinfluss oder im Besitz von Drogen erwischt hat - egal, ob im Straßenverkehr oder sonstwo. "Das Gesetz besagt, dass jemand, der Drogen nimmt, nicht geeignet ist, Auto zu fahren", erklärt Forumsteilnehmer Anton Klas von der Führerscheinstelle der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Eine Ausnahme gebe es bei Cannabis. "Da unterscheidet man, ob der Betroffene es regelmäßig oder gelegentlich nimmt", sagt Klas. Im Gegensatz zu einem Führerschein-Entzug wegen Alkohols am Steuer bekommt man bei Drogenmissbrauch den Führerschein nicht nach einer bestimmten Zeit automatisch wieder zurück. "Zuerst muss durch Tests die Drogenfreiheit über einen längeren Zeitraum nachgewiesen werden. Zusätzlich muss der Betroffene in einer medizinisch-psychologischen Untersuchung beweisen, dass er sein Verhalten geändert hat", erklärt Klas. "All diese Untersuchungen sind sehr teuer. Sie können bis zu 2500 Euro kosten." Bei dieser hohen Summe meldet sich eine Frau aus dem Publikum entrüstet zu Wort: "Und was passiert mit Jugendlichen, die nicht so viel Geld haben?" Klas kennt dieses Problem. "Die Kosten für die Drogentests und die Gutachten sind höher als die eigentliche Strafe, aber darauf haben wir keinen Einfluss." Von den wenigen Jugendlichen im Publikum ergreift die 20-jährige Marion Eisenhut das Wort. Sie wendet sich nicht an die Forumsteilnehmer, sondern direkt an die Lehrer, die sich unter den Zuhörern befinden. "Wie sieht an Ihren Schulen die Aufklärungsarbeit aus?", möchte sie wissen. "Wir machen nicht nur das, was der Lehrplan zum Thema Drogen vorschreibt, sondern wir gehen noch weiter und kooperieren eng mit der Polizei, der Caritas sowie dem Jugend- und Sozialamt", sagt Karl Mutsch, Rektor der Kurfürst Balduin Hauptschule Morbach. Sein Kollege Wolfgang Fink, Rektor der Sophie-Scholl-Realschule Morbach, ergänzt: "Wir versuchen, nicht nur Aufklärung zu betreiben, sondern die Schüler stark zu machen, erst gar nicht Drogen auszuprobieren." "Strenge Kontrollen erhöhen Hemmschwelle"

Auch Decker diskutiert mit Morbacher Schülern intensiv über Drogen: "Ab der achten Klasse gehe ich zu den Kids in den Unterricht, spreche mit ihnen über Drogen und zeige auch mal, wie der Stoff aussieht." Aufklärung ab der achten Klasse hält Eisenhut für zu spät. "Bereits mit elf hätte ich zum ersten Mal die Gelegenheit gehabt, einen Joint zu rauchen oder Kokain zu nehmen. Spätestens im fünften Schuljahr sollten die Schüler daher über Drogen aufgeklärt sein", betont die Studentin. Uwe Konz, Beauftragter für Jugendsachen der Polizeidirektion Trier, nennt ein weiteres Problem: "Die Einstiegsdroge liegt meist nicht im illegalen Bereich, sondern in Mix-Getränken und Nikotin. Hier sollten wir Erwachsene uns fragen: ,Wie gehen wir selbst damit um?'" Zum Abschluss greift Bürgermeister und Forumsteilnehmer Gregor Eibes die verstärkten Drogenkontrollen wieder auf. "Ich befürworte diese strengen Kontrollen. Sie tragen dazu bei, eine Hemmschwelle aufzubauen. Vielleicht werden junge Menschen dadurch abgeschreckt, Drogen zu nehmen."

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