Aus einer tödlichen Falle gerettet

Der Feind, den es zu bekämpfen gilt, erkennen die Retter nur am Geruch: Chlor, ein Gas, das zweieinhalb Mal schwerer ist als Luft, absinkt und gefährlicher wird, wenn man sich in der Tiefe aufhält. Das Szenario im Erholungs- und Gesundheitszentrum verlangte von den Einsatzkräften höchste Vorsicht und den Einsatz modernster Technik.

 Die Feuerwehr rettete die Thalfanger „Chlorgas-Opfer". TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die Feuerwehr rettete die Thalfanger „Chlorgas-Opfer". TV-Foto: Herbert Thormeyer

Thalfang. (doth) Die Gefahrenlage erklärt Wehrleiter Roland Sommerfeld so: "Beim Anklemmen einer neuen Druckflasche wurde der Schraubverschluss beschädigt. Es entweicht Chlorgas. Erstes Opfer ist ein Badangestellter mit schweren Atemproblemen und Erfrierungen." Das flüssige Gas ist eiskalt, verdampft und sinkt ab in den Keller, wo Monteure bei der Arbeit sind, die tödliche Lungenverletzungen riskieren.

Der Einsatzleiter, Wehrführer Michael Schäfer, schickt 48 Einsatzkräfte mit sieben Fahrzeugen an den unheimlichen Ort. Rund 100 Zuschauer verfolgen die Aktion. Wie Wesen aus einer anderen Welt sehen die Retter aus, die sich in die Chemievollschutzanzüge zwängen. Sie sind per Funk mit der Außenwelt verbunden. Sogar die Feuerwehrfahrzeuge müssen wegen der Gefahrenlage 50 Meter Abstand halten.

Wasserwerfer werden in Stellung gebracht, um das ausgetretene Gas niederzuschlagen. Der Keller mit der Badtechnik wird zur tödlichen Falle. Das Licht ist ausgefallen. Handlampen müssen besorgt und jeder Raum nach Opfern durchsucht werden.

Um die "Verletzten" kümmert sich der Ortsverein des Roten Kreuzes. Zugführerin Steffi Sommerfeld ist mit sechs Helfern im Einsatz.

"Im Ernstfall käme der Gefahrstoffzug des Landkreises Bernkastel-Wittlich zum Einsatz", erklärt Wehrleiter Sommerfeld. Das sind die Spezialisten, die mit jedem Gift fertig werden. Außerdem müsste das Gebäude evakuiert werden.

Für die Zuschauer erklärt Thomas Borgsmüller über Lautsprecher jeden Schritt der Retter. Am Schluss gab es Applaus.

Die Nähe zur Hunsrückhöhenstraße stellt den realen Hintergrund der Übung dar. "Niemand weiß, was da alles transportiert wird und wie Gefahrstoffe reagieren, wenn ein schlimmer Unfall passiert - vor allem, wenn Substanzen nicht eindeutig gekennzeichnet sind", mahnt Sommerfeld.

Extra Warten auf den Zuschussbescheid Die Freude auf einen Anbau ans Feuerwehrgerätehaus wird bei der Thalfanger Wehr auf eine harte Probe gestellt. Zuschussanträge liegen seit vielen Monaten bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) und beim Innenministerium Mainz vor. Das Projekt wird knapp eine halbe Million Euro kosten. "Immer mehr Aufgaben kommen auf die Feuerwehr zu, und immer mehr Ausrüstung ist unterzubringen und zu warten", erklärt Sommerfeld die Notwendigkeit der Erweiterung. Die Übung habe gezeigt, wie kompliziert die Arbeit der Retter geworden ist. (doth)

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