Aushängeschild für die Region

MALBORN. (doth) Es liegt ein anstrengendes Jahr hinter dem Musikverein "Eintracht" Malborn 1928. Die Jahreszahl im Vereinsnamen verrät: Man feiert 75-jähriges Bestehen, und das bedeutet noch mehr Einsätze als sonst. Das Jubiläumsjahr wurde jetzt mit einem großen Jubiläumskonzert in der Steinkopfhalle abgeschlossen.

Das Orchester mit einem Altersdurchschnitt von gerade mal 24 Jahren zog unter der Leitung von Diplomdirigent Detlef Jungfleisch alle Register seines Könnens. Dieses Können kommt nicht von ungefähr. Im März hatten die ersten Hörproben stattgefunden. In einem höchst demokratischen Prozess, bei dem vor allem die jungen Musiker zu ihrem Recht kamen, wurde das Programm zusammengestellt.Klarinettistin ist zwölf Jahre alt

Der Einfluss der jungen Musiker, die Klarinettistin Marie Warshow ist zwölf, der Älteste, Hans Eisele, ist 76, war spürbar, vor allem durch die Werke von Vangelis und Marius-Müller Westernhagen. Dirigent Jungfleisch und Vorsitzender Peter Eisele verstehen es, die jungen Leute zu begeistern: "Wir nehmen die jungen Musiker ernst. Sie übernehmen schon jetzt Verantwortung, denn sie sollen ja später auch den Verein tragen." Mit Schnuppernachmittagen wird auch weiterer Nachwuchs geworben. Da darf jeder nach Herzenslust ein Instrument ausprobieren. Außerhalb des Musizierens wird bei der Eintracht noch viel mehr geboten. Da fährt man schon mal ins Phantasialand oder zum Oktoberfest nach Wittlich. Das auffallend junge Orchester hat selbstverständlich eine Homepage. Unter www.musikverein-malborn@de erfährt man alles übers Blasmusizieren. So frisch wie sie aussehen, spielen sie auch. Mit einer Fanfare von vier Musikern wurde das Publikum auf den Beginn des Konzertes aufmerksam gemacht. Dann erst erschien der Rest des Orchesters. Als Ehrengäste begrüßte Vorsitzender Peter Eisele Verbandsbürgermeister Hans-Dieter Dellwo und Ortsbürgermeisterin Gabi Neurohr. Es erklang ein sehr bekanntes und nicht ganz leichtes Stück, die West-Side-Story von Leonard Bernstein. Das Potpourri reihte sich ein in die Musik, die ursprünglich nicht für Blasorchester geschrieben wurde. "Rund 1000 Euro haben wir nur für die Noten ausgegeben", verriet Vorsitzender Eisele. Dafür gab's zehn nagelneue Eintracht-Konzertteile, die sich hören lassen konnten. Knifflig wird Blasmusik ja immer dann, wenn man sich an Stücke wagt, die viele zu Hause im CD-Schrank stehen haben. Man hat die Melodie im Ohr und kann bestens vergleichen, ob sie's denn hinkriegen. Noch kniffliger wurde es mit "Chariots of Fire" und "Voices" von Vangelis. Der Magier der elektronischen Tasten hat mit Blasmusik nun gar nichts am Hut. Dennoch rollten die feurigen Triumphwagen (Chariots of Fire) prachtvoll durch den Konzertsaal, und die Stimmen (Voices) erklangen in vielschichtigen Farben, zarten Passagen und kraftvoller Dynamik. Bürgermeister Dellwo gratulierte dem Verein im Namen aller Bürger mit den Worten: "Sie sind ein Aushängeschild für die gesamte Region und ein Stück Heimat." Im Zeitalter perfekter elektronischer Klänge von der CD habe die Amateurmusik einen besonderen Stellenwert: "Hier riecht die Musik noch nach Dorf", stellte Dellwo fest. Ortsbürgermeisterin Neurohr lobte das enorme Engagement des Vereins in der Jugendarbeit. Wurde der erste Teil sinfonisch- konzertant gestaltet, sollte der zweite Teil unterhaltsamer werden. Aber bekanntlich ist ja gerade das Einfache besonders schwierig. Mit "Hoch Heidecksburg" erklang erst einmal ein zackiger Marsch. Detlef Jungfleisch war Solist beim "Alten Dessauer", einen Trompetenstück mit vier Posten. Walzer erklangen ebenso wie die herrlichen Melodien eines Bert Kaempfert. Für junge und jung gebliebene Zuhörer erfrischten die Hits der Beach Boys das Gemüt, und dann ging Marius Müller Westernhagen "auf Tour" in Malborn. "Was heute nicht alles blasmusikfähig ist", mag sich da so mancher im Publikum gedacht haben. Doch als Zugabe gab's wieder was Traditionelles, der berühmte "Fliegermarsch" von Hermann Dostal in einer Bearbeitung von Franz Bummerl. In Malborn wird die Blasmusik weiter jung bleiben, so viel ist sicher.

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