Baumschulkinder mit Frischegarantie

BÜDLICH. Die 13. Frühlingswanderung der Urlaubsregion Thalfang am Erbeskopf und der lokalen Hunsrück- und Heimatvereine hat das Motto "Dichte Wälder und gute Weine". Im Mittelpunkt steht der interkommunale Pflanzgarten "Kamp" in Büdlich, der in Rheinland-Pfalz seinesgleichen sucht.

Interkommunale Zusammenarbeit wird heute großgeschrieben. Doch es gibt auch Kommunen, für die das fast schon ein alter Hut ist. Seit 40 Jahren betreiben die Gemeinden Breit, Büdlich (beide Verbandsgemeinde Thalfang), Detzem (VG Schweich) und die Gemeinde Naurath/Wald (VG Hermeskeil) einen gemeinsamen "Kamp" an der Schnittstelle zwischen dem bewaldeten Hunsrückhöhenzug und den Weinbergen an der Mosel. Sinn und Zweck des Pflanzgartens war und ist es, die wachsenden Sämlinge bereits an die späteren Aufwuchsbedingungen zu gewöhnen. Damit wollte man verhindern, dass empfindliche Pflanzen wie Douglasien durch die Umsiedlung in andere Boden- oder Klimaverhältnisse einen "Klimaschock" erleiden, erläutert der Thalfanger Verbandsgemeinde-Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo. Schon 1964 wurden Douglasien, Edeltannen und Buchen - vom Samen bis zur kulturfähigen Pflanze - im Forstrevier Büdlicherbrück gezüchtet. Buchen kommen allerdings nur in so genannten Mastjahren hinzu, da bei diesem Laubbaum nur dann viele Buchecker "produziert" werden. Ansonsten ist der Ankauf des Saatguts wegen der aufwändigen Konservierung zu teuer. Die Gemeinden Breit, Büdlich, Detzem und Naurath/Wald hatten vor 40 Jahren zur Aufzucht der Pflanzen, die sie im Wald benötigen, einen Forstverband gegründet. Nach einer Revierreform kam in den 70er-Jahren die Ortsgemeinde Heidenburg zu. "Meines Wissens ist eine solche Struktur mit fünf Orten aus drei Verbandsgemeinden und immerhin zwei Landkreisen in Rheinland-Pfalz einmalig", erklärt Peter Meyer, Revierförster in Büdlicherbrück, der für den Pflanzgarten zuständig ist. Die Kreisgrenze verläuft tatsächlich auch mitten durch den Kamp.Kreisgrenze läuft mitten durch den Kamp

Das Alleinstellungsmerkmal hat historische und geografische Gründe: Die vier Ortsgemeinden, die sich vor 40 Jahren zusammen taten, gehörten früher zum Amt Klüsserath und haben benachbarte Forstflächen. Die Ortsgemeinde Breit hat sogar mehr Waldflächen auf Naurather als auf eigener Gemarkung. In den 70er-Jahren gab es Bestrebungen, den Forstverband aufzulösen, heute hat die interkommunale Zusammenarbeit in Büdlich Vorbildfunktion, streicht Meyer noch mal die Büdlicher Besonderheit hervor. Und damit nicht genug: Der Büdlicher Kamp ist um Umkreis von 60 Kilometern der einzige und in Rheinland-Pfalz der größte seiner Art. Der nächstgelegene in Trier-Quint wurde vor drei Jahren aufgelöst. Im übrigen seien die meisten Pflanzgärten heute gewerblich. Doch zurück zur Geschichte: Der Kamp war erfolgreich. Unter Meyers Vorgänger Walter Faß wuchs der Pflanzgarten von rund 60 auf 303 Ar an. Mittlerweile wurde er auf 230 Ar Betriebsfläche gesundgeschrumpft. Davon sind etwa zehn Ar reine Pflanzfläche, 150 Ar Verschulbeete und 60 Ar Ruhefläche. Im Kamp arbeitet Personal vom Forstrevier Büdlicherbrück. Ging es 1964 vor allem um den Eigenbedarf, werden die vierjährigen Douglasien und Tannen heute von vielen Kunden nachgefragt. "Nur zehn Prozent behalten wir selbst", so Meyer weiter. Die Kunden würden vor allem die Frischegarantie schätzen. Es gibt keine Kühlhauslagerung. "Was heute ausgegraben wird, ist in der Regel am selben Tag noch bei den Kunden." Keine Regel ohne Ausnahme: Denn es gibt auch Kunden in Belgien, Luxemburg und in Polen. Dass trotzdem heute weit weniger "produziert" wird als in den 70er-Jahren, liegt laut Meyer vor allem am naturnahen Waldbau, auf den heute viel Wert gelegt wird. Im Forst setzt man immer mehr auf natürliche Verjüngung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort