Bitte sprechen Sie "platt"

GRAACH. (ger) Die Auftaktveranstaltung der "Moselfränkischen Mundarttage" in Graach wurde zu einer glanzvollen Präsentation heimischer Mundartlieder. Die Veranstaltung ist eingebunden in die SWR-Tournee "Mussik, Sprooch un Wein".

Fünf Minuten vor Beginn der Auftaktveranstaltung "Moselfränkische Mundarttage" in Graach waren die Mitveranstalter vom Südwestrundfunk (SWR) merklich enttäuscht. Der Saal im Mattheiserhof war nur mäßig gefüllt. Doch dann strömten die Besucher herein. Stimmungswechsel innerhalb einer Viertelstunde. Bereits die Begrüßung durch Bürgermeister Ulf Hangert (VG Bernkastel-Kues) und Marion Barzen (SWR) ließ erahnen, was dann folgte, nämlich Unterhaltung pur und Non Stop, vor allem aber Musik. "Darf ich platt reden?", fragte Moderator Markus Mich von den "Wéngert-Stompers" aus Nittel/Obermosel. Er fand schnell den Kontakt zum Publikum und erweiterte ihn ebenso schnell zum Dialog. "Weil maachen ma Musik mat Wingerts-Stangen. Heesen de in Graach och suh?" Prompt kam die Antwort aus dem Publikum. In Graach würden die nicht Stangen heißen, sondern Pfahl, mundartlich "Poahl". Michael Kreft, Wolfgang Zähringer, Edgar Weidert und Markus Mich legten ein ums andere Highlight hin mit Instrumenten wie Weinbergshotten, Gießkannen, Milchkannen, Kunststoffkanistern, Weinflaschen und Lese-Eimern aus Plastik. Vier Weinbergspfähle wurden als "Tenor- und Sopran-Stangen" beidhändig geschlagen, dass der Bühnenaufbau zitterte. Heftiger Zwischenapplaus und tosender Schlussapplaus waren der Dank der Zuhörer. Der Auftritt der Wéngert-Stompers gestaltete sich als perfekte Show mit Mundartliedern rund um den Wein. Die musikalischen Winzergerätschaften wurden ergänzt durch Elektrogitarre und Gesangsanlage - alles zusammen ergab mit dem Mundartgesang eine erstaunlich stimmige Mischung. Hinzu kam: Das Graacher Publikum gehört zu denen, die sich jeder Veranstalter wünscht. Begeisterungsfähig, zum Mitmachen bestens aufgelegt, einfach Spitze, wie von den Musikern zu hören war."Trierer Platt ass Muselfränkisch-Sächsisch"

Dann der Sprung vom Dialekt der Obermosel zum "Beeburjer Platt". Liebeslieder aus dem Mittelalter, Romanzen und Gesänge wie "Et wollt eh Bauer freh op stonn", versetzten das Publikum erneut in Stimmung. Hans Binsfeld, Charlie Thommes und Rainer Mohr gelang die Kunst, nach einer Stunde fetziger Musik durch die Wéngert-Stompers ihr Publikum mit ruhigen Weisen zu überzeugen. Es passte - drei Gitarristen zelebrierten Mundartlieder in Eifeler Platt. Bei der Moderation von Hans Binsfeld war da schon mal ein Seitenhieb in Richtung Mosel drin: "Trierer Platt ass Muselfränkisch-Sächsisch". Nachdenkliches kam rüber beim alten Lied "Eisch senn Soldat; eisch well et nett, daat bloodisch Waffenläven." Herzerweichend interpretierte Fidibus "Wenn alle Brünnlein fließen". Im Dialekt hieß es: "Wenn aal de Pötzja sprudelen". Auch in Bitburg gebe es "Wingerte", so Hans Binsfeld. Ungläubiges Staunen. "Vor 2000 Jahren, bei den Römern", schob er hinterher. Fidibus spult sein Programm nicht einfach herunter, sondern orientiert sich an den Ansprüchen und der Stimmung des Publikums. Ausschnitte vom Graacher Mundartabend werden im SWR-4-Hörfunkprogramm "Da sind wir daheim" am 19. November zwischen 18 und 20 Uhr gesendet.

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