Bleibt die B 327 für immer dicht?

MORBACH/DILLENDORF. Die Themen B 50 und B 327 betreffen viele. Doch bisher erkennen vorwiegend Landwirte die sich abzeichnende Problematik.

Es ist die am schwächsten besuchte Versammlung der "Arbeitsgemeinschaft regionale Verkehrsentwicklung Hunsrück". Dass nur zwei Dutzend Interessierte nach Dillendorf (bei Sohren) gekommen sind, ist für Willi Feilen, den Weiperather Vorsitzenden, enttäuschend. Dabei wären von einer Nicht-Verlegung der Bundesstraße 327 doch viele betroffen. Denn sollte diese Umgehung der verlängerten Start- und Landebahn des Flughafens Hahn nicht gebaut werden, würde es bei der Umleitung über die B 50 und Bärenbach bleiben. Laut Planfeststellung ist die Verlegung zwar besiegelt. Doch wird immer offener diskutiert, ob das auch umgesetzt wird. So versichert Hans-Joachim Graetz vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) Bad Kreuznach in Dillendorf: "Es gilt nach wie vor, dass die B 327 verlegt werden soll." Doch räumt er auch Überlegungen ein, "was man mit der B 327 machen kann." Das Verfahren sei ja wegen der Mopsfledermaus-Klage des BUND noch nicht abgeschlossen. Feilen hofft daher auf die Kommunen. Der Landrat von Cochem-Zell bemühe sich um die planfestgestellte Ausführung und die Gemeinde Morbach wolle das wohl auch. Mit dem Ausbau der B 50 werden Verkehrsteilnehmer seiner Einschätzung nach künftig genug geplagt sein. Denn nicht nur Landwirte seien betroffen, wenn die Strecke künftig für langsamere Fahrzeuge wie Mofas oder Milchfahrzeuge tabu sein sollte. Die Morbacher Landwirte Emil und Friedrich Sachsenweger haben das bereits zu spüren bekommen. Dass sie mit ihrer Klage gegen die Ausweisung des B 50-Teilstücks Büchenbeuren-Simmern als Kraftfahrstraße einen ersten Erfolg verbuchen konnten, macht ihnen Mut. Obschon noch das Oberverwaltungsgericht Ende Juni darüber befinden wird. "Allein das Zugeständnis, dass wir die Straße nutzen können, ist ein guter Ansatz", sagt Friedrich Sachsenweger. Dillendorfs Ortsbürgermeister Ingo Dröge will nicht akzeptieren, dass eine Trasse, die Benelux und Rhein-Main verbinden soll, einfach auf eine bestehende "aufgelegt" wird. Seine Gemeinde sei nicht bereit, Ausweichstrecken zu unterhalten, die als Wirtschaftswege eh keine Lösung seien. Hier müssten "öffentliche" Straßen her. Im Mainzer Wirtschaftsministerium habe ihnen eine Juristin zwar dargelegt, dass das nun einmal so sei. Doch nach eigenen Recherchen mit Fachleuten ist Dröge auf eine andere Rechtsgrundlage gestoßen. Es gebe ein Urteil, nach dem zur Entlastung von Bundesstraßen ausgebaute Wirtschaftswege vom Bund zu unterhalten seien. Andererseits habe eine Gemeinde, die auf einem Wirtschaftsweg Radverkehr zulasse, auch die Verkehrsicherungspflicht. Dröge fühlt sich daher vom Ministerium "verschaukelt". Kritik des Abends: "Die Lobby der Bauern hat versagt", kritisiert Hans-Joachim Graetz (LSV Bad Kreuznach) den Bauern- und Winzerverband. Dies zeige sich etwa daran, dass mehr als drei Meter breite Mähdrescher auf unverändert schmaleren Wegen fahren müssten. "Warum ist das nicht fortentwickelt worden?" Frage des Abends: Rudolf Bast, Maschinenring Rhein-Hunsrück: "Hat eine moderne Landwirtschaft noch eine Chance oder müssen wir zum BUND gehen, um uns als aussterbende Art deklarieren zu lassen?"

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