Blinde Date in Jacques‘ Bistro

MORBACH. Einen "sauguten" Abend boten die Kabarettisten Alice Hoffmann und Detlev Schönauer in der Morbacher Baldenauhalle. Der dreistündige Dauerspaß wurde lediglich vom langen Schlangestehen getrübt.

 Alice Hoffmanns und Detlev Schönauers brachten saarlänischen Charme nach Morbach.Foto: Ursula Schmieder

Alice Hoffmanns und Detlev Schönauers brachten saarlänischen Charme nach Morbach.Foto: Ursula Schmieder

"Ich hätt' nicht gedacht, dass der Saarländer den ganzen Saal füllt." Der Riesenandrang hatte Armin Kasper doch etwas überrascht. Obwohl beide, wie Ehefrau Hannelore erzählte, bereits 75 Minuten vor Kabarett-Beginn um 20 Uhr an der Baldenauhalle waren, hatte das geduldige Anstehen nicht mehr für einen Platz in der ersten Reihe gereicht. Wegen der fehlenden Nummerierung der Sitzplätze hatte der frühe Kartenkauf nichts genützt. Dass die Zuschauer offensichtlich nur geringe Probleme mit dem Dialekt hatten, fanden beide beachtlich. "Wir sind ja nicht von hier", erklärte der Morbacher und fügte hinzu: "Wenn wir nicht saarländische Freunde hätten, könnte einem schon einiges entgehen." 825 Besucher hatten sich das "Blinde Date" von Vanessa Backes ­ ehemals "ähs" Hilde Becker - in Jacques' Bistro nicht entgehen lassen wollen. Anfangs schienen die etwas verborgenen Reize der Saarländerin auf den "Franzosen" Detlev Schönauer so gar nicht zu wirken. Doch gewann ihr Charme zu guter Letzt dann doch die Oberhand. Den Ausschlag hatte offensichtlich Vanessas Zarah-Leander-Interpretation von "nur nicht aus Liebe weinen" gebracht. Begleitet von Jacques am Klavier - "wenn's die Leut nett stört" - ließ sie den Klassiker mit einem Ententanz ausklingen. Das "Kabarett im Doppelpack" sorgte drei Stunden für Lacher und genüssliches Schmunzeln. Schon vor dem Startzeichen hatte "Frau Backes" für Irritationen gesorgt, als sie nach einem Mann mit roter Rose fragend durch die Publikumsreihen ging. Bei Schönauers Saarländisch-Sprachkurs - speziell auch für "thüringische und japanische Pälzer" - erfuhren die Anwesenden, dass die Bewohner der ans Saarland angrenzenden Regionen allesamt Pfälzer sind. Daher stand der Kneipier der "Mischehe" seiner Bedienung auch eher skeptisch gegenüber. "Ähs und der Pälzer" würden ihren Entschluss sicher bereuen. Neben musikalischen Vorschlägen für ein "bisschen mehr Spaß in der Kirche", gab er Tipps für Bewertungskriterien nach einer Einladung zum Essen. Der einzige Ausweg zwischen "saugut" und "sauschlecht" sei "das ist mal was anderes." Keinen Punkt machen konnte bei der Vollblut-Saarländerin Vanessa der Prinz Charles - auf Saarländisch "Scharles": "Da könnt man ja gleich "Prinz Dibbelabbes" sagen, wunderte sie sich, bevor sie mit ihren breit ausholenden Ausführungen, was "die Di do" mit ihrem "Dodi" so trieb, etwas umfassendere Sprachkenntnisse voraussetzte. Zu der beachtlichen Präsenz von Zuschauern aus dem südwestlichen Bundesland meinte Bistrowirt Jacques: "Die trifft man ja überall." Worauf seine Erkenntnis folgte: "Na ja, wenn's Saarland sowieso zum Hunsrück kommt." "Die beiden sind wirklich ein schönes Team", lobte Hermine Forster während der Pause. Sie und ihr Mann Dieter kannten die Kabarettisten bisher nur aus dem Fernsehen. Dank des Weihnachtsgeschenkes ihres Sohnes Thomas, kamen die Algenrother in den Genuss des Life-Doppel-Auftrittes. Bereits zum dritten Mal waren dagegen die Oberbrombacher Rosemarie und Rolf Benzel bei Detlev Schönauer zu Gast. Für Helga Maul war es ebenfalls das erste Mal, dass sie die beiden Künstler zusammen auf der Bühne erlebte. Obwohl ihr das Zusammenwirken sehr gut gefallen hatte, war die Birkenfelderin etwas unschlüssig in der Frage, ob sie sich diese Kombination auf Dauer als festes Duo wünschen sollte. Doch bei so viel Lob, blieb auch ein wenig Kritik nicht aus. "Der Saal ist für so eine Veranstaltung nicht geeignet", bemängelte eine Morbacher Neubürgerin. Vielmehr mache er den Eindruck einer Turnhalle, Atmosphäre ginge verloren. Außerdem sei es "ein Witz", dass die Plätze nicht nummeriert gewesen seien.

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