Bloß nicht provozieren lassen

Viel gelernt: Siebtklässler der Morbacher Hauptschule Kurfürst Balduin haben an einem zweitägigen Seminar zur "Gewaltprävention" teilgenommen.

 Nina und Robin haben sich ihre Tipps aus den Ratschlägen von Polizeihauptkommissar Uwe Konz schon herausgepickt. Während Nina es im Fall der Fälle mit Reden versuchen würde, setzt Robin in erster Linie auf die Hilfe der Polizei. TV-Foto: Ursula Schmieder

Nina und Robin haben sich ihre Tipps aus den Ratschlägen von Polizeihauptkommissar Uwe Konz schon herausgepickt. Während Nina es im Fall der Fälle mit Reden versuchen würde, setzt Robin in erster Linie auf die Hilfe der Polizei. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. (urs) Menschen, die sich unerwartet mit Gewalt oder Provokation konfrontiert sehen, reagieren rasch und meist völlig unterschiedlich. Daher ist es unmöglich, für den Fall der Fälle "die" Lösung parat zu haben. Das Ziel eines Seminars, mit dem das Polizeipräsidium Trier in die Schulen geht, ist daher auch ein anderes. "Wir liefern den Kindern ein Fundament, auf dem sie stehen können", sagt Polizeihauptkommissar Uwe Konz. Die zweitägige Schulung in den beiden siebten Klassen solle den Schülern Möglichkeiten aufzeigen, wie sie reagieren könnten. Im Ernstfall könnten sie dann "abrufen", was ihnen am ehesten helfen könnte.Ein entscheidender Tipp des Experten ist, sich nicht zu unüberlegten Äußerungen provozieren zu lassen. Denn genau das wolle der "Täter" ja: eine vorgeschobene "Rechtfertigung" für sein Tun. Ein "Opfer" sollte stattdessen Ruhe bewahren, sein Gegenüber ignorieren oder ihm signalisieren, dass es sich nicht einschüchtern lässt. Zum Beispiel mit dem Ausruf "Lass mich in Ruhe", aber auch mit der Drohung, den Rektor oder die Polizei zu informieren. Allerdings sei dabei das Kräfteverhältnis zu berücksichtigen und unter Umständen sei es besser wegzulaufen als die Stirn zu bieten. Mit Feigheit habe das nichts zu tun, betont Konz. Eine solche Entscheidung sei vielmehr klug und der Bedrängte helfe sich damit vor allem selbst. Eine Rolle können aber auch etwaige Zeugen spielen, die gut beraten sind, nicht zu kneifen. Denn dem Täter würden sie sich damit nur als nächstes potentielles Opfer zu erkennen geben. Laut Konz gilt zudem grundsätzlich: "Wer nichts tut, macht mit." Wenn ein Beobachter selbst nichts ausrichten kann, sollte er zumindest Hilfe holen - was er per Handy tun kann, aber auch, indem er jemanden dazu ruft. Helfer könnten Freunde sein, vertrauenswürdige Erwachsene, Lehrer oder Polizisten. Und mit "Petzen" habe das nun wirklich nichts zu tun. Wenn es dennoch einmal eng werden sollte, wissen die Schüler, dass laute "Hilfe"-Rufe für Aufmerksamkeit sorgen oder noch eher ein Schrei "Feuer". "Wenn du Feuer rufst, gehen alle gucken, weil es spannend ist", begründet ein Schüler. Bei einem Hilferuf schrecke mancher vielleicht zurück, weil er sich selbst einer Gefahr aussetzen könnte. Noch effektiver ist, einen Passanten oder Zeugen ganz gezielt anzusprechen und um Hilfe zu bitten.Laut Rektor Thomas Koschant sind in der Hauptschule die Lehrer die ersten, die um Hilfe gebeten werden, was vielleicht einmal die Woche der Fall sei. Die Entscheidung, ein solches Seminar anzubieten, sei im vorigen Jahr gefallen, als es in der achten Klasse auffällige Schüler gegeben habe. "Und das hat Wirkung gezeigt", erinnert sich Koschant an den positiven Einfluss auf die gesamte Klasse.Schulsozialarbeiterin Kerstin Kettern legt besonderen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Lehrern. Durch deren Teilnahme an den Seminaren, die künftig immer für die siebten Klassen angeboten werden sollen, könnten die Inhalte im Unterricht aufgegriffen werden. Unabhängig davon habe sie in der fünften Klasse mit einem "sozialen Kompetenztraining" begonnen. Vorrangiges Thema sei die Frage, "wie gehe ich mit Gewalt um". Nach Weihnachten wolle sie damit auch in die sechsten Klassen gehen.

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