Bonjour, Madame!

THALFANG. Integrativ und spielerisch lernen Kinder, die in Thalfang zur Grundschule oder in den Kindergarten gehen, ab sofort die Sprache der westlichen Nachbarländer.

"Bonjour, mes amis, bonjour!" Mit Begeisterung stimmen dieSchüler der Klasse 2a in die fröhliche Melodie ein. Auch wenn sieden Wortlaut noch nicht schreiben können, den Sinn des Liedes,die Begrüßung von Freunden, verstehen sie sehr gut. Ebenso istdas Geburtstagsständchen für eine Klassenkameradin einwillkommener Anlass, die Aussprache zu festigen. Mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres hat sich in Thalfang für die Jungen und Mädchen der ersten und zweiten Klassen etwas Entscheidendes verändert. Die Sechs- bis Achtjährigen lernen auf spielerische und integrative Weise Französisch.

Erste Erfahrungen mit der Fremdsprache haben einige bereits in der Kindertagesstätte Regenbogen gemacht. "Wir hatten Französisch", erzählen Christine, Anna und Lawinia. Sich vorstellen und ihr Gegenüber nach seinem Namen fragen, können sie bereits. Momentan lernen sie und die jüngeren ABC-Schützen die Tiere auf einem Bauernhof kennen. Schafe und Ziegen, Hühner und Enten, Pferde und Kühe auf französisch bei ihrem Namen zu nennen, ist für einige der Schüler schon eine ihrer leichtesten Übungen.

Farmbewohner "en français"

Den passiven Sprachschatz testet Übersetzerin Andrea Koch mit einem Test ab, bei dem die Kinder das genannte Tier umkreisen müssen. Staunend stellen die Schüler fest, wie leicht es ist "le tracteur", den Traktor, zu behalten. Wenn Andrea in die Klassen kommt, ist Frosch-Mädchen "Rénette" meist mit dabei. Zum Unterricht konnte die Übersetzerin etwas ganz Besonderes organisieren: Ein original-französisches Buch-Spiel mit Fingerpuppen-Tieren und Büchlein, die Wissenswertes über die Farmbewohner - natürlich "en français" - verraten. Für die Kinder eine spannende Erfahrung, die Klassenlehrerin Christina Müller dann bis zur nächsten Französischstunde, integriert in den Norm-Unterricht, ausbauen und vertiefen wird. "Ich tu mich mit Französisch ein bisschen schwer - aber es geht", verrät Theresa. Dass Fremdsprachen ihre Lieblingsfächer sind, hat seinen Grund: "Da kann man auch mal wohin fahren und sich verständigen." Einige aus der Klasse wie Tatjana, Lawinia und Philipp waren sogar schon mal in Frankreich, bei Euro-Disney, im Schlümpfe-Park, oder wie Dennis in einem belgischen Center-Park. "Paris ist so schön", schwärmt Anna, die eine Postkarte von dort mitbrachte. Und wer das Land wie Michael noch nicht kennt, der möchte auf jeden Fall mal hin.

Die Anregung für den Französischunterricht für die Kleinsten war von Andrea Koch ausgegangen. Die Thalfanger Diplom-Übersetzerin, selbst Mutter von drei Kindern, hatte das Sprachprojekt der Kindertagesstätte Regenbogen angeboten. "Die war begeistert", erinnert sie sich und verrät: "Das kam gut an und mir hat es Spaß gemacht."

Was folgte, war ein halbjähriger Sprachkurs, aus dem sich die Idee entwickelte, dieses Angebot nicht auf die beiden Tagesstätten "Regenbogen" und "Arche Noah" zu beschränken.

Der Schulträger, die Verbandsgemeinde, und Ortsbürgermeister Franz-Josef Gasper unterstützten die Ausweitung auf die beiden ersten Grundschuljahrgänge, zumal ab dem dritten ohnehin Französisch unterrichtet wird. "Wenn man das nicht in diesem lernfähigen Alter lernt, tut man sich später viel schwerer", erläutert Grundschul-Rektor Wilfried Kranzdorf die Überlegungen.

Und Hans-Dieter Dellwo betont: "Es macht keinen Sinn, zu beginnen und wieder zu unterbrechen." Dem VG-Bürgermeister liegt daher auch künftig eine gesicherte Finanzierung am Herzen.

Finanzierung ist wichtig

"Das ist besonders wichtig, weil wir im Dreiländereck leben und wegen der französischen Partnerschaften von Thalfang und Heidenburg." In der Grundschule dieser Gemeinde gibt es das Angebot eines integrierten Französischunterrichts im ersten und zweiten und Arbeitsgemeinschaften im dritten und vierten Schuljahr sogar schon seit Mitte der 90er.

Mit Beginn der Partnerschaft hatten die Lehrer diese Aufgabe in ihre Hände genommen. Was allerdings keine perfekten Sprachkenntnisse zur Folge hat, wie Herbert Schu erklärt. "Wir wären schon daran interessiert das auszubauen", meint der Rektor mit Blick auf die Thalfanger Lösung, die auch für Heidenburg im Gespräch ist.

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