Bräuteschule für Bauern- und Winzertöchter

Mit dem Neubau der Landwirtschaftsschule 1938 in der Jugendherbergsstraße wurde neben dem Internat für Jungbauern auch eine nach den neuesten Erkenntnissen in der ländlichen Hauswirtschaft eingerichtete Mädchenabteilung ins Leben gerufen.

 Gerlind Schniesko, Edith Baumgart und Helma Ritgen (von links) blicken voller Freude auf die Winterschule zurück. TV-Foto: Hermann Bohn

Gerlind Schniesko, Edith Baumgart und Helma Ritgen (von links) blicken voller Freude auf die Winterschule zurück. TV-Foto: Hermann Bohn

Morbach. Von 1946 bis 1976 leitete Landwirtschaftsrat Paul Buschmanns die Landwirtschaftsschule. Bis zur Schließung der Mädchenabteilung 1988 wurden in fünfmonatigen Wintersemestern (montags bis freitags), zahlreichen Bauern- und Winzertöchtern von Hunsrück, Mosel und Eifel umfangreiche praktische und theoretische Kenntnisse in der Hauswirtschaft vermittelt.Eine prägende Institution

Auf dem praktischen Lehrplan standen: "Nahrungszubereitung, Textilverarbeitung sowie Haus- und Wäschepflege. Zu den theoretischen Fächern gehörten: Ernährungslehre, Textilkunde, Gartenbau, Gesundheitspflege, Säuglingspflege, Wirtschaftslehre des Haushalts, Planung von Zeit und Einkauf, hauswirtschaftliche Buchführung sowie Wohnen und Einrichten", sagt Gerlind Schniesko, die von 1968 bis zur Schließung als Fachlehrerin und Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft tätig war.Edith Baumgart und Helma Ritgen erinnern sich gerne an ihre Zeit als Schüler- und Wirtschafterinnen zurück. "Die kurze Zeit hat einen geprägt", sagt Edith Baumgart. "Hier haben wir viele nützliche Dinge für das alltägliche Leben gelernt." Darüber hinaus habe man dort das Rüstzeug für die späteren Aufgaben erhalten. "So ein Seminar würde vielen jungen Mädchen guttun, da diese lebenswichtigen Dinge heute nicht mehr gelehrt werden." Nach Ansicht von Helma Ritgen war die Winterschule ein Sprungbrett für viele Bauern- und Winzertöchter, da sie sich zu ihrem Fachwissen auch eine Portion Selbstbewusstsein aneigneten, um später in Haushalt und Betrieb ihren Mann zu stehen.Wie Hauswirtschaftsschülerin Erika Ströher noch weiß, fand zum Abschluss eines jeden Semesters der sogenannte "Knollenball" statt. "Zu diesem Tanzabend, zu dem auch die ehemaligen Absolventen eingeladen wurden, gingen wir mit unseren selbst geschneiderten Kleidern hin." Obwohl die Mädchen- und Jungenabteilung streng voneinander getrennt war, bahnten sich dennoch Bekanntschaften an, die später zu Hochzeiten führten.Wie alle anderen, so denkt auch Christiane Scholz gerne an ihre Winterschulzeit zurück. "Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht", sagt sie. "Wir haben viele gute Dinge gelernt, die man immer wieder gebrauchen kann. Und es gab dort gute menschliche Beziehungen, die bis heute anhalten."

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