Brotbaum bringt Bares

MORBACH. Das neue Forsteinrichtungswerk der Gemeinde Morbach ist unter Dach und Fach. Besonders erfreulich: Die Sachverständigen rechnen mit einem jährlichen Plus von 40 000 Euro pro Jahr. Größtes Problem: die erheblichen Wildschäden.

Der Wald dient in unseren Breiten nicht nur der Erholung, sondern auch der Holzproduktion. Wie in echten Fabriken werden Betriebspläne aufgestellt. Und in diesen Plänen, die im Fachjargon Forsteinrichtungswerke heißen, wird festgehalten, welche Bestände es bei den einzelnen Baumarten gibt, wie alt sie sind, welche Qualität sie haben und wie viel Holz in bestimmten Zeiträumen eingeschlagen werden soll. Diese Planungen werden jeweils für zehn Jahre festgelegt. Momentan ist es in Morbach wieder so weit. Am 1. Oktober 2005 soll die nächste Dekade beginnen. Und die Planungen der Gemeinde Morbach sind unter Dach und Fach. Erstmals haben private Sachverständige das neue Planwerk erstellt, das vom Gemeinderat einstimmig verabschiedet wurde. Jede Produktionsstätte - auch ein Wald - muss rentabel arbeiten. Und in Morbach ist das offenbar der Fall. Die Sachverständigen Klaus Remmy und Max Merrem attestieren dem Morbacher Forst im Vergleich zu anderen kommunalen Forstbetrieben "gute betriebswirtschaftliche Voraussetzungen". Die Fachleute gehen in den kommenden zehn Jahren von positiven Betriebsergebnissen aus. Sie rechnen, immer vorausgesetzt, große Schadensereignisse bleiben aus, mit einem jährlichen Plus von 40 000 Euro. Der Forstbetrieb hat mit 2904 Hektar eine erhebliche Ausdehnung und einen hohen Anteil an Lagen, die mit Maschinen befahren werden können. Die Fichte, die mit 54 Prozent häufigste Baumart im Forst der Einheitsgemeinde, wird von den Experten "betriebswirtschaftlich positiv" bewertet. Schließlich herrschen für diesen "Brotbaum" am Standort gute Bedingungen.Fixkosten wurden gesenkt

Die Buchen, die im Wirtschaftswald immerhin 21 Prozent ausmachen, sind laut Remmy "jung und mittelalt", während die elf Prozent Eichen eher älteren Datums sind. Insgesamt rechnen die Sachverständigen mit hohen Zuwächsen, die in Verbindung mit einer ausgewogenen Altersstruktur auch gute Holzernten ermöglichen. Die schwarzen Zahlen in der Planung haben mehrere Gründe. Die Fixkosten konnten gesenkt werden, indem die Zahl der Waldarbeiter auf sechs zurückgefahren wurde. Auch die Zahl der Reviere wird sich zum Jahreswechsel von zweieinhalb auf zwei reduzieren. Ganz entscheidend ist allerdings, dass der jährliche Hiebsatz im Wirtschaftswald von ursprünglich 5,3 auf 8,4 Erntefestmeter pro Jahr und Hektar erhöht wird. Die Zahlen kommen laut Remmy zu Stande, ohne das Gebot der Nachhaltigkeit zu verletzen. Bei der Erstellung des vergangenen Forsteinrichtungswerks seien der Holzzuwachs und damit auch Vorrat und mögliche Nutzung "deutlich unterschätzt" worden. Laut Remmy habe mittlerweile auch bei den Landesforsten ein Umdenken stattgefunden: "Die gehen eher schärfer ran als wir." Für Morbach spricht er stattdessen von einer "soliden Planung". Doch Remmy und Merrem brachten nicht nur gute Nachrichten mit. Sie sprachen von "schockierenden Schälschäden" in einer Größenordnung von 785 Hektar allein bei der Fichte. Vor zehn Jahren seien es noch 567 Hektar gewesen. Mit "erheblichen waldbaulichen und finanziellen Nachteilen" verbunden sei auch der Zuwachs der Schäden bei der Buche von 7,3 auf 46,1 Hektar. "Das kann man nicht zu den Akten legen", macht Remmy deutlich. Es werde "jede Menge Gemeindeeigentum vernichtet". Vielmehr müsse man sich eine Konzeption überlegen. Da ist er sich mit Bürgermeister Gregor Eibes völlig einig. Die Gemeinde denkt darüber nach, wie das Problem angegangen werden kann. Zunächst soll ein Runder Tisch entstehen, an dem neben Vertretern der Gemeinde und des Forstamtes auch die Jagdpächter und die Forst-Sachverständigen sitzen.

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