Da war mal eine Hunsrückbahn...

Sie lebt in der Erinnerung älterer Menschen und den Visionen moderner Verkehrsstrategen, mal romantisch verklärt, mal nüchtern durchdacht: die Hunsrückeisenbahn.

Hunsrück. Kinder und Jugendliche haben an die Züge und Schienenbusse der Hunsrückbahn - zur Unterscheidung auch Hunsrückquerbahn genannt - keine Erinnerung mehr. Einige werden sich sicher an die vereinzelten Sonderzüge der Eisenbahnvereine erinnern, die nun auch schon seit vielen Jahren nicht mehr fahren. Diese Eisenbahnromantik hat ihr Ende gefunden.Bereits vor 1850 gab es Bestrebungen, den Soon-, Idar- und Hochwald durch eine Bahnlinie zu erschließen und so die Infrastruktur dieses damals recht unwegsamen Mittelgebirges entscheidend zu verbessern.Am 6. Oktober 1889 wurde die erste Teilstrecke eröffnet. Diese lief von Langenlonsheim (Anschluss an die Nahe-Bahn) bis Simmern. Im Juli 1901 folgte die Eröffnung der Strecke Simmern-Kirchberg, 1902 Kirchberg-Morbach, und 1903 Morbach-Hermeskeil, womit der Hunsrück der Länge nach überquert wurde.Nach und nach wurde zwischen 1976 und 1984 die Beförderung von Personen auf dieser Bahnstrecke nach weniger als hundert Jahren wieder eingestellt. Eine Güterbeförderung fand bis Morbach nur noch vereinzelt statt, besonders der Transport von Holz. Auch diese Aktivitäten sind eingestellt. In Betrieb befindet sich noch die landschaftlich sehr reizvolle Nebenstrecke Boppard-Emmelshausen, die heute Hunsrückbahn genannt wird. Zur Unterscheidung wird die Strecke Langenlonsheim-Hermeskeil neuerdings auch als Hunsrückquerbahn bezeichnet.Bestrebungen, die Bahn wieder zur Erschließung des zivilen Flughafens Frankfurt-Hahn zu reaktivieren, sind im Gange. Ein Gelingen dieses Projektes könnte die Infrastruktur des Hunsrücks stärken. Auch die Pläne, zwischen Morbach und Hermeskeil eine touristische Nutzung der stillgelegten Bahnstrecke anzustreben, werden von der Bevölkerung und insbesondere den Gästen positiv aufgenommen. Der Radwanderweg auf der anschließenden Eisenbahnstrecke Hermeskeil-Kell-Zerf-Ruwer dürfte jedenfalls schon vor der endgültigen Fertigstellung ein Highlight werden. Eine Museumsbahn verkehrt zwischen Hermeskeil und Türkismühle. Vor fünfzig Jahren, also 1957 war die Hunsrücker Eisenbahnwelt noch in Ordnung. So jedenfalls ist im Heimatkalender für den Kreis Bernkastel folgende Posse zu lesen:"Im Hunsrücker D-Zug beguckt sich en Frimme [Fremder] dat Schild: ,Nicht in den Wagen spucken!' unn sääht dann zum Hannickel, der gegeniwer [gegenüber] setzt: ,Na, sagen Sie mal, Ihr Bauern scheint wohl noch weit zurück zu sein, dass in den Hunsrücker Eisenbahnwagen so ein Schild ausgehängt werden muss?' ,O nää, mei liewer Herr', sääht dou dä Hannickel, mier Bauere wesse, wat sich geheert. Dat Schild ess haubtsächlich fier die Frimme, die off de Hunsrick komme!'"Berthold StaudtWenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, schreiben Sie unter dem Stichwort "Dorfgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an hunsrueck@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 60 Druckzeilen (à 30 Anschlägen) umfasst.

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