Damit Mönche nicht abgelenkt werden

Großlittgen · Schlichtheit bestimmt den Baustil der Zisterzienserklöster. Sie sind schmucklos gestaltet, damit sich die Mönche besser auf Gott und die Gebete konzentrieren konnten. Das gilt auch für das Kloster Himmerod. Dessen architektonische Besonderheiten erläuterte Friedrich Meier im Rahmen einer Führung.

Großlittgen. Welche Merkmale sind typisch für die Klosterbauten der Zisterzienser? Damit hat sich Friedhelm Meier beim jüngsten Roundtable-Gespräch im Kloster Himmerod beschäftigt. 20 Interessenten haben sich auf einem Rundgang durch das Kloster und bei einem einstündigen Lichtbildervortrag über die baulichen Eigenheiten der Zisterzienserklöster informiert.
Keine Malereien, keine Figuren



Auch wenn das Kloster Himmerod weitgehend verfallen war, sind beim Wiederaufbau des Komplexes im 20. Jahrhundert die typischen Merkmale der ursprünglichen Bauweise der Zisterzienser beibehalten worden. Dazu gehört die weitestgehend schmucklose Gestaltung der Gebäude. Keine Malereien, keine Figuren schmücken das Innere des Kirchenschiffs und der anderen Klosterbauten. "Die Gebäude waren schlicht und einfach, damit die Mönche nicht vom Gebet abgelenkt wurden", erklärt Meier. Deshalb sind die Fenster auch nicht farbig, sondern einfach weiß gehalten.
Das zweite Merkmal: Zisterzienserklöster haben keinen Turm. Bei der Spitze auf dem Himmeroder Kloster handelt es sich um einen Dachreiter. Der Unterschied: Türme sind auf dem Boden gegründet, Dachreiter werden auf das Gebälk aufgesetzt und sind aus Gewichtsgründen meist aus Holz.
Die Klostergebäude der Zisterzienser haben in der Gesamtschau oft einen quadratischen Querschnitt. So auch in Himmerod: An einer Seite der Kirche befindet sich der Kreuzgang, von dem die übrigen Klostergebäude wie Schlafsaal, Refektorium oder Küche angebaut sind. Die Verglasung des Kreuzgangs wie in Himmerod ist selten, sagt Meier. Meist sind diese offen.
Die Kirche des Himmeroder Klosters ist keinem Baustil eindeutig zuzuordnen, erklärt Meier. Der Grund liegt in den mehrfachen Um- und Neubauten der Gebäude. 1178 wurde die erste Steinkirche im romanischen Baustil nach 30-jähriger Bauzeit geweiht.
Als die Klostergebäude im 17. Jahrhundert marode waren und deshalb neu gebaut wurden, wurde die Kirche im Barockstil errichtet und 1751 geweiht. Allerdings wurde sie nur 50 Jahre genutzt, weil das Kloster vorübergehend aufgegeben wurde. Die Bevölkerung nutzte die Gebäude als Steinbruch, so dass von der Barockkirche nur die Fassade übrig geblieben ist.
1919 wurde das Kloster wieder besiedelt und nach alten Plänen von 1925 bis 1927, die Kirche von 1952 bis 1960 wieder aufgebaut. Dabei wurden die vorhandenen Barockteile in den Wiederaufbau im romanischen Stil integriert. Der Unterschied zur einstigen romanischen Kirche: Die Fenster sind wesentlich größer und die Kirche damit heller als im Mittelalter.
Extra

Habt ihr schon mal einen Mönch oder eine Nonne gesehen? Das sind Menschen, die ihr Leben in den Dienst des Glaubens stellen. Sie beten viel und haben nur wenige Sachen, die ihnen selbst gehören. Dafür haben sie sich in eine Einrichtung zurückgezogen, die sich Kloster nennt. Dort arbeiten und beten sie zusammen. Weil sie eine Gemeinschaft bilden, tragen sie auch eine einheitliche Kleidung, die man Kutte nennt. Diese Gemeinschaften nennen sich Orden. Je nach Orden gibt es verschiedene Regeln, nach denen die Mönche und Nonnen leben müssen. Ein Orden sind Franziskaner, die Wert auf Armut legen. Ein anderer sind die Trappisten, die viel schweigen müssen. Andere Orden sind Zisterzienser, Karmeliten oder Benediktiner. cst

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