Demonstrieren bis der Notarzt kommt

Die Morbacher Ratsmitglieder gehen auf die Straße. Das sollen nach ihren Vorstellungen möglichst viele Bürger der Einheitsgemeinde Morbach tun. Ziel ist eine bessere Notarzt-Versorgung. Die Kundgebung findet am Freitag, 29. August, statt.

Sie setzen sich fraktionsübergreifend für einen Notarzt-Standort in Morbach ein (von links): Bürgermeister Gregor Eibes, Uwe Andretta (Grüne Liste), Marcus Heintel (SPD), Hans-Georg Gröber (CDU), Günter Schuh (CDU) und Achim Zender (FWM). TV-Foto: Ilse Rosenschild

Sie setzen sich fraktionsübergreifend für einen Notarzt-Standort in Morbach ein (von links): Bürgermeister Gregor Eibes, Uwe Andretta (Grüne Liste), Marcus Heintel (SPD), Hans-Georg Gröber (CDU), Günter Schuh (CDU) und Achim Zender (FWM). TV-Foto: Ilse Rosenschild

Morbach. Es ist kein gutes Zeichen. Der vom DRK-Rettungsdienst komplett neu ausgestattete Notarzt-Wagen, der seit Januar auf dem Hof der Morbacher Rettungswache stand, ist verschwunden. Doch da mit diesem Auto in Morbach seit Monaten keine Rettungseinsätze mehr gefahren werden, ist die Entscheidung des Roten Kreuzes verständlich, das Fahrzeug dort einzusetzen, wo es genutzt wird. Das sehen die Vertreter aller Fraktionen im Morbacher Gemeinderat so.

Einig sind sie sich allerdings auch in der Erwartung, dass das Martinshorn des Wagens so bald wie möglich wieder in Morbach zu hören sein soll. Dafür wollten sie sogar auf die Straße gehen, das hatten sie in der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause beschlossen. Am Freitag, 29. August, soll es so weit sein. Alle im Gremium vertretenen Gruppierungen laden ab 17 Uhr zu einer Kundgebung am Oberen Markt ein. Die zentrale Forderung: Morbach soll Notarzt-Standort mit einer 24-Stunden-Regelung werden.

Zunächst war stattdessen eine Demonstration geplant. Inzwischen sind die Gemeinderatsmitglieder der Meinung, dass eine Kundgebung das bessere Mittel ist. "Wir wollen demonstrieren, wie lange 30 Minuten dauern können", erklärt Achim Zender von den Freien Wählern Morbach. Denn der Rettungsdienstplan sehe seit diesem Jahr eine Frist von 30 Minuten vor, in der ein Notarzt in der Regel am Einsatzort sein soll. Ist es sinnvoll, eine solche Veranstaltung in Morbach zu machen, statt dort, wo darüber letztlich entschieden wird, also etwa in Mainz? "Wir wollen die Bürger und Bürgerinnen einbinden, und das geht nur vor Ort", macht Marcus Heintel (SPD) deutlich. Die Fraktionssprecher schließen allerdings nicht aus, dass eine solche Aktion in der Landeshauptstadt wiederholt wird. "Selbstverständlich werden die Landtagsabgeordneten als unsere Ansprechpartner in Mainz" eingeladen, versichert Hans-Georg Gröber (CDU).

Uwe Andretta von der Grünen Liste erläutert, warum der Notarzt-Standort Morbach dringend notwendig sei. Viele häusliche Notfälle passieren in abgelegenen Dörfern.

In Morbach arbeiten 3000 Menschen, davon viele in Industriebetrieben, in denen Unfälle nicht gänzlich zu vermeiden sind. Der Großteil der Betriebe arbeitet im Drei-Schicht-System, also auch nachts. Zudem wird die Hunsrückhöhenstraße täglich von 10 000 Fahrzeugen befahren, erinnert Kurt Müllers (FDP).

Auf einen entscheidenden Punkt weist Bürgermeister Gregor Eibes hin: "Die Bürger der Einheitsgemeinde werden gebeten, sich in großem Umfang zu beteiligen." Denn nur so könne man demonstrieren, wie wichtig den Morbachern dieses Anliegen sei.

Meinung

Mit der Geduld am Ende

Werden Demonstrationen und Kundgebungen in Morbach zu einem "normalen" Instrument der politischen Auseinandersetzung? Das muss nicht so sein. Aber die unzureichende Versorgung der Einheitsgemeinde in Sachen Notarzt ist eben auch alles andere als normal. Wenn ein schwerer Unfall wie der zwischen Hinzerath und Hochscheid am Dienstag in der Nacht passiert wäre, wären nicht in kürzester Zeit zwei Rettungshubschrauber vor Ort gewesen. Da die Helikopter bekanntlich nachts nicht fliegen, wären für Schwerstverletzte, Ersthelfer, ja auch für Polizei und Feuerwehr - letztere muss ja innerhalb von acht Minuten am Einsatzort sein - erheblich mehr bange Minuten verstrichen. Zeit, die bekanntlich häufig über Leben und Tod entscheidet oder aber darüber, ob die körperliche Unversehrtheit wiederherstellbar ist oder dauerhafte Schäden bleiben. Dass die Fraktionen sich nicht weiter gedulden wollen, ist verständlich. Sie wurden immer wieder vertröstet. Auf eine Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung, die letztlich zu einer Verschlechterung der Versorgungssituation geführt hat. Vertröstet auch auf die neuen Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLR), die die notärztliche Versorgung in der Region unter die Lupe nehmen sollen. Sie waren bereits für Januar dieses Jahres angekündigt worden und nahmen erst im Juli ihren Dienst auf. Bei der Bestellung wurde gleich von Seiten der zuständigen Kreisverwaltung Trier-Saarburg betont, dass sie keine Wunder vollbringen könnten. Wunder erwarten die Morbacher nicht, vielmehr, dass die Verantwortlichen ihr Anliegen ernst nehmen und tatsächlich nach Möglichkeiten suchen, Abhilfe zu schaffen. i.rosenschild@volksfreund.de

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