Demontierter Pfeil trifft nicht ins Schwarze

MORBACH. Von den einen seit Jahren ersehnt, von den anderen mit Skepsis erwartet: Der Discounter Lidl hat am Morbacher Kreisel seine Türen geöffnet.

Kommt er nun, der Lidl, oder kommt er nicht? Die jahrelangen Diskussionen darüber haben ein Ende gefunden. Der Discounter eröffnete am Montag seine Filiale am Morbacher Kreisel. Für die Kunden, die am frühen Morgen dort einkauften, war das längst an der Zeit. "Ich bin sonst immer alle 14 Tage nach Bernkastel-Kues gefahren", freut sich die Rapperatherin Christel Scheid, sich diese Touren nun sparen zu können. Wie sie wird auch die in Kempfeld arbeitende Hunolsteinerin Cornelia Machalowski künftig lieber in Morbach einkaufen als in Rhaunen. "Das ist ja viel näher", sagt Maria Ziegenhagel aus Wenigerath. Da sie in Morbach arbeite, könne sie jetzt immer bei den Läden am Kreisel Angebote vergleichen. Ein Ehepaar aus Oberkleinich will aber weiter nach Kirchberg fahren, wo auch ein Norma sei. Auf eine Entspannung des Aldi-Gedränges hofft Petra Zorn, die bisher bei diversen Filialen kaufte, während Tochter Dana die große Auswahl an Bad- und Kosmetikartikeln begrüßt. "Das ist wunderbar - da warten wir ja schon ein paar Jahre drauf", sagt Nelly Klein. "Das Dorf Morbach stirbt jetzt aus"

"Obwohl - das Dorf Morbach stirbt ja jetzt aus", hatte die Rapperatherin aber auch eine mögliche Kehrseite vor Augen. Sicher werde sie auch weiter im Ort kaufen, zum Beispiel Kleidung, doch durch die Verlagerung sei ja vieles am Kreisel. Die Ansiedlung des Discounters hatte in Morbach für heftige Kontroversen gesorgt. Während viele Kunden die Eröffnung seit Jahren erhofften, fürchtet der Einzelhandel ein Ausbluten des Ortskerns. Nikolaus Gorges, Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins, räumt daher Skepsis ein. Der Verein sei besorgt, dass der Innen-Ort unter der auf der grünen Wiese geschaffenen Attraktivität sehr leiden könne. Schließlich sei am Kreisel ja nicht nur Lidl präsent, sondern auch Schlecker. Zudem gebe es Schuhe, Getränke, Backwaren - und gegenüber noch Aldi, Rewe und Markant. Dabei seien doch gerade die Geschäfte im Ort die "treibende Kraft" des Einkaufsorts, sagt Gorges. Um den Kunden dies bewusst zu machen, plane der Verein verschiedene Aktionen. Die erste - markante orangefarbene Pfeile, die den Kreisel-Kunden den Weg in den Ort weisen sollten - scheiterte allerdings. "Es ist ein Missverständnis gewesen zwischen verschiedenen zuständigen Stellen - und dazu kam ein Informationsdefizit", kommentierte Gorges, dass das Ordnungsamt die Schilder am Montag entfernt hatte. Bürgermeister Gregor Eibes habe zwar von dieser Aktion gewusst, nicht aber das Ordnungsamt, erklärte Büroleiter Theo Gätz. Mit dem Gewerbeverein sei dies aber inzwischen geklärt: "Die wollen die Aktion zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen." Vor dem Hintergrund der entgegengesetzten Standpunkte in der Lidl-Diskussion ist dieses Missverständnis bedauerlich. Denn anders als die Gewerbetreibenden, die eine Umlenkung des Kundenstroms fürchten, sieht die Gemeinde im Discounter Lidl einen "Frequenzbringer".

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