Der Ausbau der B50neu bringt Lärm, Staub und Frust nach Longkamp

Longkamp · Die Gemeinde Longkamp ist stark von der B-50-neu-Baustelle betroffen. Rund 100 Sattelzüge passieren täglich den Ort, um Schotter an Ort und Stelle zu bringen. Doch nicht nur darüber ärgern sich die Longkamper.

Der Ausbau der B50neu bringt Lärm, Staub und Frust nach Longkamp
Foto: Klaus Kimmling

Wer leidet am meisten unter den Bauarbeiten für die B50neu von Platten bis Longkamp? Ürzig? Zeltingen-Rachtig? Falsch. Es ist Longkamp. Davon ist der dortige Ortsbürgermeister Franz-Josef Klingels überzeugt. Und er begründet das auch. Die Lärmbelastung sei erheblich.

Die B50 neu führe künftig in einem Abstand von 130 bis 180 Metern am Ort vorbei. "Wegen dem ständigen Klackklack der Planierraupen haben viele nicht richtig schlafen können", sagt Günter Weber, ein verärgerter Bürger. Rund 100 Sattelzüge pro Tag transportieren seit Monaten Material für die künftige Verkehrsader durch den Ort. Hinzu komme: Die direkten Anrainer der Baustelle könnten draußen wegen der Staubentwicklung keine Wäsche mehr aufhängen. Klingels: "Das müssen unsere Bürger aushalten." Das gelte auch für den Schotter, der derzeit über die Straßen von Longkamp transportiert werde.Was den Ortschef besonders ärgert: "Der Landesbetrieb Mobilität hat uns zugesagt, dass der Schotter über die bereits fertige Trasse gefahren wird." Doch dieser komme aus Niederwörresbach, Kreis Birkenfeld.

Aus Richtung Hunsrück sei die Fahrbahn noch nicht fertig. Und deshalb geht es mitten durch den Ort. Die Einschätzung von Klingels: "Die haben von rückwärts nach vorwärts gebaut." Und: "Alle sprechen von Ürzig und Zeltingen-Rachtig, wenn es um den Hochmoselübergang und die B50neu geht, aber niemand spricht von uns", ärgert sich Klingels. Auch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Strecke Platten-Longkamp verfügt über 150 Hektar Trassenfläche, 60 Hektar davon befinden sich auf der Gemarkung Longkamp. Dem Bürgermeister des 1180-Einwohner-Dorfes geht es nicht nur um die aktuellen Belastungen, die Longkamper fühlen sich auch übergangen, was die künftige Entwicklung des Ortes angeht. Vor zweieinhalb Jahren wurde in Bernkastel-Kues der Masterplan für einen Landschaftspark Mittelmosel vorgestellt. Zwei Firmen seien beauftragt gewesen, ein Konzept zum Ausgleich für die negativen Folgen der B50neu auszuarbeiten, so die Schilderung von Klingels. Longkamp begrüßt diesen Plan. Allerdings ist man verärgert darüber, "dass dieser Plan oberhalb der Graacher Schäferei an der Eisernen Weinkarte enden soll und der Hunsrück - insbesondere Longkamp - außen vor bleibt". So heißt es in einer Resolution, die der Longkamper Rat daraufhin verabschiedete. Darin forderten die dortigen Kommunalpolitiker, dass der Ort in den Masterplan aufgenommen werden solle. Inzwischen sind die Longkamper in dem Zusammenhang gebeten worden, Projekte vorzuschlagen. Auch das taten sie. Zum Beispiel: die Sanierung und der Umbau des Dorfgemeinschaftshauses. Das wiederum wurde abgewiesen.

Denn: Es handele sich nicht um ein touristisches Vorhaben. Um so mehr wunderte sich Klingels, als er im April im TV las, dass Ürzig 687000 Euro für die Sanierung und die barrierefreie Erschließung der Würzgartenhalle aus dem Investitionsstock des Landes erhalte. Klingels stellt klar: "Wir neiden den Ürzigern weder das Projekt, noch das Geld. Aber wir fühlen uns ungerecht behandelt."Das sagt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier: "Zurzeit ist die Belastung durch den Baustellenverkehr, der bis Herbst begrenzt ist, sehr stark", sagt Hans-Michael Bartnick vom LBM Trier. Dies sei im Vorfeld mit der Gemeinde erörtert worden. In dem Zusammenhang seien ein Tempolimit (30) für Lastwagen in der Ortsdurchfahrt verhängt und zwei Tempomessgeräte installiert worden. Seine Behörde sei davon ausgegangen, dass "Schüttgüter von der Mosel her angefahren" würden. Allerdings habe der LBM auf diese Entscheidung wenig Einfluss. Das sei Sache der Baufirma. Bartnicks Zusage: Der Erdbau neben Longkamp werde auf Hochtouren soweit fertiggestellt, dass das Baumaterial schnellstmöglich über die Trasse gefahren werden könne. Von da an werde die Ortsdurchfahrt nicht mehr in vergleichbarem Maße belastet. Und wann ist das? Wohl nicht vor Oktober, so Bartnick weiter.

Und was die Staubbelastung angeht: Der große Erdbau sei "kein Sandkasten", sagt der LBM-Mann. Das Areal werde bewässert. Bartnick: "Mit Riesenaufwand erfolgt dies auch mit Wasser aus der Mosel." Das Schlimmste ist offenbar überstanden. Insgesamt werden laut Bartnick auf der Gemarkung Longkamp rund eine Million Kubikmeter Erde verarbeitet. Davon seien noch zehn Prozent zu bewegen. Das sagt die VG Bernkastel-Kues: "Herr Klingels verwechselt Äpfel mit Birnen", sagt Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues. Ziel des geplanten Landschaftsparks sei es nicht, die Kommunen für etwaige Nachteile durch die B50neu zu entschädigen, sondern den Bereich in Brückennähe touristisch attraktiver zu machen (siehe Info II). Der Masterplan, erarbeitet von zwei Firmen, sei ein "offenes Konzept, eine Ideenskizze" gewesen. Es handle sich bei der Umsetzung des Landschaftsparks allerdings "nicht um ein Wunschkonzert". Das Land werde kein Füllhorn über der Region ausschütten. Die Kommunalpolitiker in den Dörfern könnten Projekte vorschlagen.

Longkamp habe das bereits getan. Man müsse dann schauen, wie diese gefördert werden können. Aber es gehe grundsätzlich um das Thema Tourismus. Dorfgemeinschaftshäuser fielen nicht unter dieses Konzept. Die Förderung über den Investitionsstock, den Franz-Josef Klingels angesprochen habe, habe mit dem Thema Landschaftspark nichts zu tun. Zudem macht Hangert darauf aufmerksam, dass die Longkamper auf einen Anschluss an die B50 neu gedrungen hätten. "Die Gemeinde hat dadurch auch Vorteile", argumentiert Hangert. Eine gute Verkehrsanbindung sei eine "Grundvoraussetzung für Wohlstand und Entwicklung".

Meinung: Reichlich Klärungsbedarf
In Longkamp liegen die Nerven blank. Und das ist auch verständlich, wenn die Menschen über viele Monate hinweg mit Verkehrschaos, Staub und Lärm leben müssen. Ebenfalls ist es nachvollziehbar, dass die Longkamper verärgert sind, wenn - aus ihrer Sicht - Nachteile durch B50 neu und die Hochmoselbrücke, die Moseldörfer haben, durch Projekte kompensiert werden und sie selbst in die Röhre schauen. Das sei nicht so, versichert VG-Bürgermeister Ulf Hangert, sondern es sei um das Attraktivermachen der Flächen in Brückennähe gegangen. Das ist offenbar anders kommuniziert worden. In der Sache besteht noch reichlich Klärungsbedarf.i.rosenschild@volksfreund.de

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