Zunächst begann das große Stühlerücken. Die Freien Wähler - mit inzwischen sechs Sitzen zweitstärkste Fraktion - rutschten im Saal nach vorne auf, während die SPD ihre Plätze dort räumte. Zwischen den beiden Gruppierungen nahm Frank Klein (FDP) Platz. Erstmals sitzt damit ein Vertreter der Liberalen im Morbacher Gemeinderat. Wer aufgrund der räumlichen Nähe über eine Koalition zwischen FWM und FDP spekulierte, lag nicht richtig, versicherte man. Eine Fraktionsgemeinschaft bilden dagegen die Grünen und die Wählerinitiative Lebendige Demokratie, die mit jeweils einem Sitz im Rat vertreten sind.Manches Gesicht fehlte in der Runde

Das Gros der Ratsmitglieder war wiedergewählt worden. Beim Blick in die Runde fehlte dann doch der eine oder die andere. Allen voran Erwin Schrenk (69) von den Freien Wählern, der hinter seine kommunalpolitische Laufbahn endgültig einen Schluss-Strich gezogen hat und am Montagabend auf der Zuhörerbank Platz genommen hatte. Brigitte Heintel (SPD) ist künftig ebenso wenig dabei wie Erika Müllers (CDU). Da mit Jutta Decker-Schütz (Lebendige Demokratie) für Hans-Jörg Dröschel ein weibliches Mitglied neu hinzukam, sank der Frauenanteil im 28-köpfigen Gremium von sechs auf fünf. Der Rat hat sich verjüngt. Der bisherige Altersdurchschnitt lag bei 51,5 Jahren, künftig sind‘s 44,6. Nach dem Ausscheiden von Erwin Schrenk ist Norbert Schemer mit 66 Jahren das älteste Ratsmitglied, das Jüngste war kurzfristig Marcus Heintel mit 27. Doch das änderte sich schnell. Im Laufe der Sitzung rückte der noch 19-jährige Manuel Blatt nach. Anschließend ergriff Bürgermeister Gregor Eibes das Wort und bedauerte die geringe Wahlbeteiligung am 13. Juni. Das habe die Kommunalpolitik nicht verdient. Dennoch wolle er nicht die Fehler bei den Wählern suchen, sondern "wir müssen versuchen, uns stärker zu bewegen". Er wandte sich insbesondere an die Neulinge im Gremium und informierte sie über ihre Rechte und Pflichten. Es folgte das obligatorische Händeschütteln. "Heute darf mir keiner die Hand verweigern", zeigte sich Eibes launig aufgelegt. Denn der Handschlag müsse sein, "sonst wird‘s eng." Schließlich würden die Kommunalpolitiker mit dieser Geste verpflichtet. Vor der Wahl der Beigeordneten befasste sich das Gremium mit der Hauptsatzung. Im Ältestenrat war vorgeschlagen worden, die Zahl der Sitze in den meisten Ausschüssen auf acht zu verkleinern, "um effektiver arbeiten zu können", wie Theo Gätz dem TV erläuterte. In der Sitzung selbst lag ein Vorschlag aller Fraktionen auf dem Tisch, abgesehen vom Rechnungsprüfungs- und Umlegungsausschuss die Mitgliederzahl auf zehn festzulegen. Das verschafft der neuen Fraktionsgemeinschaft Grüne/Lebendige Demokratie einen Sitz in den Ausschüssen. Lediglich die FDP als Ein-Mann-Gruppierung ist nicht in den Gremien vertreten. Die neue Satzung wurde bei einer Enthaltung beschlossen. Bei den Vertretern des Bürgermeisters gab‘s keine Überraschungen. Hans Jung wurde mit lediglich einer Gegenstimme im Amt des ersten Beigeordneten bestätigt. Neun Gegenstimmen erhielt der bisherige zweite Beigeordnete, Felix Assmann. Auch er ist wiedergewählt. Ein dritter Beigeordneter wäre zwar nach der neuen Hauptsatzung möglich gewesen, doch es wurde niemand vorgeschlagen. Die Beigeordneten räumten daraufhin ihren Stuhl im Rat und nahmen neben dem Bürgermeister Platz. Für sie rückten Andreas Rösler und Manuel Blatt nach. Auch die Geduld der ausgeschiedenen Mitglieder, die lange im Publikum ausgeharrt hatten, wurde belohnt. Nach der offiziellen Sitzung bedankte sich Eibes bei ihnen mit einem guten Tropfen und Präsenten.