Der Sonne hinterher

Die Familie der Energiegewinnungsanlagen in der Morbacher Energielandschaft bekommt derzeit kräftigen Zuwachs. Photovoltaikanlagen werden aufgebaut, die sich dem Sonnenlauf anpassen und so immer optimale Leistung bringen können. Die Juwi Holding AG testet verschiedene Varianten und investiert rund 2,5 Millionen Euro.

Wenigerath. "Das aktuelle Testfeld für nachgeführte Photovoltaik anlagen ist für uns der Einstieg in diese Technologie. Wir testen einachsige und zweiachsige Systeme mit Kristallin- und Dünnschichtmodulen", erklärt Ralf Heidenreich von der Firma Juwi in Wörrstadt. Zu den vorhandenen 4000 Quadratmetern Modulfläche kommen jetzt weitere 1000 Quadratmeter nachgeführte und 4500 Quadratmeter starre Module hinzu. Letztere dienen dem Test der optimalen Kompatibilität verschiedener Wechselrichtersysteme. Da Photovoltaik-Anlagen erst einmal Gleichstrom produzieren, muss die effektivste Wechselrichtertechnik herausgefunden werden. Rund 2,5 Millionen Euro investiert juwi in den weiteren Ausbau der Morbacher Energielandschaft mit diesen Testanlagen. Die nachgeführten Systeme folgen dem Sonnenstand, bei den zweiachsigen sogar in der Neigung. Das hat Vor- und Nachteile. "Nachführung bringt 35 Prozent mehr Ertrag", weiß Michael Grehl, der bei der Gemeinde Morbach für die Energielandschaft zuständig ist. "Die preiswerteren Dünnschichtmodule verwandeln zehn Prozent des Sonnenlichts in Strom, bei der teureren, kristallinen Variante sind es 14 Prozent", rechnet der Diplom-Ingenieur vor. Mit in die Rechnung aufgenommen werden muss aber die aufwendigere Nachführtechnik, die mehr Wartung erfordert. Das Zusammenspiel all dieser Parameter wird in der Energielandschaft ausprobiert. Juwi-Sprecher Heidenreich macht noch auf ein weiteres Problem aufmerksam: "Es ist noch nicht zweifelsfrei geklärt, ob sich angesichts sinkender Vergütungen, nachgeführte Dünnschichtsysteme gegenüber fest aufgeständerten Anlagen wirklich rechnen." Außerdem: Die fest installierten Systeme können dicht an dicht gestellt werden. Das geht mit den beweglichen Anlagen nicht. Die brauchen Platz zum Schwenken, und die kristalline Schicht sackt bei Abschattung auch noch stark in ihrem Wirkungsgrad ab. All das soll langfristig - bis zu 20 Jahre - getestet werden. Welche Vorteile der Privatkunde heute schon durch die solare Stromgewinnung hat, darüber informiert unter anderem die Verbraucherzentrale bei Energieberatungsterminen im Morbacher Rathaus.

Extra Energie aus Sonne, Wind und Biomasse: In der Energielandschaft Morbach stehen 14 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 28 Megawatt (MW) und einem Jahresertrag von rund 45 Millionen Kilowattstunden (kWh). Das Solarkraftwerk bringt mit einer Modulfläche von bislang 4000 Quadratmetern einen Jahresertrag von rund 450 000 kWh. Jetzt kommen 1000 Quadratmeter nachgeführte und 4500 Quadratmeter feste Module hinzu. Getestet werden Kristallin- und Dünnschicht-Varianten, die sich in ihrem Wirkungsgrad, aber auch in den Produktionskosten unterscheiden. Die Biogas-Anlage mit einer elektrischen Leistung von 500 Kilowatt speist jährlich 3,8 Millionen kWh ins Netz. Die Holzpelletsfabrik produziert jährlich bis zu 20 000 Tonnen.

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