Der Spuk ist vorbei

Die ehemalige Schule in Gonzerath ist geräumt. Damit ist wohl der Schlussstrich unter das Thema "NPD-Schulungszentrum" im zweitgrößten Dorf der Gemeinde Morbach gezogen worden.

 Lange war es nur nur eine Hoffnung. Jetzt ist Gonzerath die Rechtsextremen los. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild/Montage: Birgit Keiser.

Lange war es nur nur eine Hoffnung. Jetzt ist Gonzerath die Rechtsextremen los. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild/Montage: Birgit Keiser.

Morbach/Gonzerath. Erst am Mittwochabend hatte Bürgermeister Gregor Eibes die Mitglieder des Gemeinderats darüber informiert, dass die Gemeinde als neuer Eigentümer der Immobilie am Ortsrand von Gonzerath das Mietverhältnis mit der NPD gekündigt hat - außerordentlich. Der Grund: Das Gebäude habe inzwischen eine erhebliche Wertminderung erfahren. Und schon eineinhalb Tage später gibt es neue Fakten. Die NPD räumte am Freitag das Wohn- und Geschäftshaus, das ihre Funktionäre bereits seit zwei Wochen nicht mehr betreten konnten. Das zuständige Bauamt hatte das Haus wegen "lebensgefährlicher Mängel" dicht gemacht. Vor allem Regale und Matratzen wurden herausgetragen und in mehrere Autos verladen. Doch damit nicht genug: Vertreter der Gemeinde Morbach und der NPD unterzeichneten eine vorbereitete Erklärung, in der das Mietverhältnis für beendet erklärt wurde, das vom ehemaligen Eigentümer Peter Landwehrmann auf die Gemeinde übergegangen war. Beide Seiten verzichteten auf alle Ansprüche, die sich möglicherweise noch aus dem Vertragsverhältnis hätten ergeben können. Für den Morbacher Bürgermeister ist damit das oberste Ziel in diesem Zusammenhang erreicht: "Es ist geschafft. Die Geschichte des NPD-Schulungszentrums in Gonzerath ist beendet." Freudige Reaktion in Gonzerath

Mal Hand aufs Herz, hat er ein solches Ergebnis vor wenigen Monaten für möglich gehalten? "Ganz so zügig vielleicht nicht", räumt er ein. Er sei allerdings entschlossen gewesen, die Bevölkerung mit diesem Problem nicht im Regen stehen zu lassen. "Und wenn man so etwas in Angriff nimmt, dann zügig und mit großen Schritten", sagt er. Möglicherweise gehe die juristische Auseinandersetzung mit dem Ex-Eigentümer weiter. Aber dessen Druckmittel - die Anwesenheit der NPD - sei weg."Gut! Super! Prima." So viel Euphorie ist man von dem sonst eher nüchternen Ortsvorsteher Dietmar Thömmes nicht gewöhnt. Er ist erleichtert, "dass der Spuk endlich vorbei ist". Der Dorfchef geht allerdings davon aus, dass diese Entwicklung nicht das Ende der NPD ist. Eventuell hätten bald andere die "Pest am Hals". Im Dorf hätten sich die Neuigkeiten noch nicht herumgesprochen, aber das werde sich schnell ändern. NPD will sich nicht "verzetteln"

Davon ist auch Judith Linn, die Vorsitzende der Bürgerinitiative "Gonzerath gegen Rechts", überzeugt, die "total froh" über die jüngsten Ereignisse sei. Sie hofft, dass sich die Gruppierung nicht in der Nähe breit macht. Bei der NPD sieht man die Angelegenheit eher pragmatisch. "Warum sollen wir in einer Immobilie bleiben, die wir nicht nutzen können", meint Safet Babic, Landespressesprecher der NPD. Seine Partei wolle sich nicht in juristischen Auseinandersetzungen verzetteln. Trotz der jüngsten Entwicklung in Gonzerath kristallisiere sich der Kreis Bernkastel-Wittlich als Schwerpunkt von NPD-Aktivitäten heraus. Meinung Großes Kompliment Die Erleichterung ist beinahe mit den Händen zu greifen. Auch wenn die Behörden bereits vor zwei Wochen die ehemalige Schule in Gonzerath dicht gemacht haben, wusste man noch nicht, ob der Spuk endgültig vorbei sein würde. Doch nun ist das Kapitel wohl definitiv abgeschlossen. Ein Kompliment an Bürgermeister Eibes, die Gemeinde Morbach und die anderen beteiligten Behörden. Ihre Strategie, souverän, schnell und überlegt zu handeln, ging auf. Auch die wehrhaften Gonzerather haben ein dickes Lob verdient. In die Freude mischt sich allerdings auch die Sorge, ob die NPD sich nicht anderswo breit macht. i.rosenschild@volksfreund.de

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