Der Sturm nach "Kyrill"

MORBACH/HOCHSCHEID. Holz ist der wertvollste Rohstoff, den der Hunsrück zu bieten hat. Doch nicht nur die unvorhergesehene Festmeterflut nach "Kyrill" hat Folgen für die heimischen Sägewerke. Ein neuer Branchenriese bei Ramstein, der zudem mit öffentlichen Geldern gefördert wird, bereitet Kopfzerbrechen.

Wenn man fragt, ob sich das Sturmtief "Kyrill" auf die Situation der Sägewerke positiv oder negativ auswirkt, dann erteilt Reijko Ranki, Geschäftsführer der seit 1999 zur belgischen Firma Fruytier gehörenden Karl Decker GmbH in Hochscheid, eine sibyllinische Antwort: "Beides. Zuvor hatten wir einen Mangel an Holz und mussten Schichten zurückfahren, sogar Personal abbauen. Nun haben alle durch die ungeplanten Mehrmengen genug Holz." Große Holzmengen aus Nordrhein-Westfalen

Die Preise für Industrieholz, aber auch für Sägemehl und Holzhäcksel sinken folglich. Bis Mitte dieses Jahres, so schätzt Ranki, wird das zusätzliche Holz verarbeitet sein. Vieles davon wird zur Zeit aus dem stark von "Kyrill" betroffenen Nordrhein-Westfalen angeliefert, denn dort sind die Werke überlastet, während die Wälder in Rheinland-Pfalz nicht so gravierend von Holzbruch geschädigt worden seien. Doch sobald das nun angefallene Holz verarbeitet sei, werde voraussichtlich eine ganze Generation lang ein drastischer Holzmangel bei den Sägewerken herrschen: "Wir sind derzeit das größte Douglasiensägewerk in Deutschland. Die Stämme, die wir bekommen, sind zwischen 30 und 80 Jahre alt. So lange wird es dauern, bis gleich wertvolles Holz nachgewachsen ist." Die Situation wird sich nach Einschätzung Rankis weiter dramatisch zuspitzen durch eine neue Konkurrenz, die ausgerechnet im Kernsegment Douglasien kaum 80 Kilometer weit entfernt bei Ramstein entsteht. Dort geht in naher Zukunft ein Sägewerk an den Start, das zudem - dank Förderung aus EU- und Landesmitteln - bessere Rahmenbedingungen vorfinden wird. Bessere Wertschöpfung durch Holzveredelung

Man habe versucht, im Mainzer Wirtschaftsministerium auf die Problematik aufmerksam zu machen, doch "es hat wohl wenig Chancen, sich zu wehren". Es sei eine große Konkurrenz, die den Standort Hunsrück gefährde, prognostiziert Ranki. Jedoch sei zur Stärkung der eigenen Marktposition eine Investition geplant: Für eine bessere Wertschöpfung wird es Maßnahmen zur Holzveredelung geben. Zudem geht er davon aus, dass die Nachfrage nach Douglasienholz, das zudem nicht so windanfällig ist wie Fichte, seitens der Baumärkte weiter steigen wird. Auch bei den anderen Sägewerken der Region scheint die Situation zwiespältig zu sein. Eine öffentliche Stellungnahme zur Lage nach "Kyrill" abzugeben, sei "heikel", erwiderte eine Sprecherin eines Werkes. Daher wolle man davon absehen.

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