Deuselbach fürchtet um seinen Ruf

DEUSELBACH. Der 320-Einwohner-Ort Deuselbach war in der Vergangenheit weit und breit bekannt. Der Ruf als Metropole der "Wetterfrösche" eilte ihm im Hunsrück voraus. Spätestens seit der Schließung der Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Außenstelle des Umweltbundesamtes steht das Alleinstellungsmerkmal auf dem Spiel. Wie es mit den Immobilien weitergeht, ist unklar.

Bürgermeister Reinhard Manz weiß es auf den Tag ganz genau: Am 31. Mai 1998 schloss die "bemannte" DWD-Wetterstation in Deuselbach ihre Pforten. Die Außenstelle des Umweltbundesamtes folgte zum Jahresende 2004. Und seither sind die zwei Immobilien in exponierter Lage auf der kleinen Hochebene zwischen Deuselbach und Rorodt verwaist. Eineinhalb Jahre ist das nun her. Doch noch immer gibt es zahlreiche Anfragen für Führungen, etwa von Schulklassen, die laut Manz nun abschlägig beschieden werden müssen. Manz: Wetterstation am Hahn problematisch

Die Interessenten einfach zur nächsten Station am Flughafen Frankfurt-Hahn zu verweisen, sei wenig sinnvoll. Denn dort liege das Messfeld in der Nähe der Landebahn. Ganze Schulklassen durch den Sicherheitsbereich zu schleusen, sei äußerst aufwändig. Und den Deuselbachern sei damit auch nicht geholfen. Denn der Ort galt lange Jahre als Mekka für Wetter-Interessierte. Doch dieses Image droht wegen der verwaisten Liegenschaften verloren zu gehen. Zumindest die Fläche des Wetterdienstes ist noch nicht geräumt. In unmittelbarer Nähe zur Immobilie wird in dieser Woche ein automatisches Messfeld fertiggestellt. Nach Angaben von Manz soll das alte Messfeld noch für zwei Monate bestehen bleiben. Bis zum Jahresende soll das Gelände, etwa 900 Quadratmeter groß, in die Zuständigkeit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die Nachfolgerin der Bundesvermögensverwaltung, übergehen. Für das 2500 Quadratmeter große Areal des Umweltbundesamtes ist dies bereits der Fall. Das sagte kürzlich der Parlamentarische Staatssekretär Karl Diller bei einem Besuch in Deuselbach. Beide Immobilien müssen noch gutachterlich geschätzt werden. Das sollte ursprünglich erst nach der Übergabe an die Bundesbehörde erfolgen. Auf Bitten des Deuselbacher Gemeinderats nimmt sich der Gutachterausschuss des Katasteramtes in Birkenfeld der Immobilien auf dem Römerkirch schon in Kürze an. Gleichzeitig müsse die Gemeinde Deuselbach Ideen entwickeln, was mit den Flächen geschehen soll, heißt es im Finanzministerium, das für Liegenschaften des Bundes zuständig ist. Ziel: Enge Kooperation mit Umweltbildungsstätte

Der Wert der Grundstücke sei abhängig von der künftigen Nutzung. Das heißt: Die Gemeinde hat laut Diller das Planungsrecht und bestimmt damit auch über die Nutzung. Aber die Gemeinde müsse ihre Hausaufgaben noch machen, räumte Verbandsgemeinde-Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo ein. Die Zielrichtung der Deuselbacher steht laut Reinhard Manz fest. Sie wollen künftig eng mit der Umweltbildungsstätte am Erbes-kopf zusammenarbeiten. "Ein konkretes Konzept will der Gemeinderat noch entwickeln", schilderte der Ortsbürgermeister, der übrigens selbst im Hauptberuf für den Wetterdienst arbeitet. Auch über die Rolle von Privatleuten und Vereinen wird dabei nachgedacht. Ins Konzept integriert werden soll auch der Phänologische Garten, der in der Vergangenheit auf klimatische Veränderungen aufmerksam machen sollte. Entscheidend ist für Manz zunächst nicht, ob oder vielleicht gar an wen die beiden Immobilien verkauft werden sollen. Manz: "Wir wollen, dass die Ortsgemeinde die Flächen nutzen kann und der Ort den Themen Wetter und Umwelt verbunden bleibt." Das Thema soll Gegenstand einer der nächsten Deuselbacher Ratssitzungen werden.

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