Die Biogasanlage kommt

WENIGERATH. Die ersten handfesten Entscheidungen stehen: Die Initiative der Gemeinde Morbach, in der "Morbacher Energielandschaft" (MEL) in Wenigerath auch eine Biogasanlage zu errichten, wird voraussichtlich im Frühjahr Realität.

Die 145 Hektar große Fläche, die zur Konversionsfläche gehört, bekommt Zuwachs in Sachen Biomassenutzung. Neben den schon bestehenden Windkraft- und Fotovoltaikanlagen wird es eine Biogasanlage geben. Geplant ist außerdem ein Infozentrum, von dem aus Führungen den Besuchern die Vorzüge der regenerativen Energien erläutern.Projekt geriet in Verzug

Durch die Insolvenz der ursprünglich in die Planung involvierten "Umweltschutz Süd", deren Part nun von der "Umweltschutz Nord Energy Systems" übernommen wurde, kam das Projekt in Verzug. Denn eigentlich sollte das Biogas-Kraftwerk schon bis Herbst dieses Jahres von der Firma "juwi" gebaut sein und mit 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom und Wärme für 300 Haushalte liefern. Gefördert wird die Biomassenutzung, zu der auch die Verarbeitung von Holzpellets oder Grasraffinerien zählen, vom Wirtschaftsministerium, und das Projekt soll wissenschaftlich begleitet werden. "Nach anfänglichen Bedenken, zur Biogasanlage gedrängt zu werden", schildert Michael Grehl von der Gemeinde Morbach den Stand der Dinge, "haben nun alle elf interessierten Landwirte eine Absichtserklärung unterschrieben, in Kooperation mit juwi und der Umweltschutz Nord Energy Systems an dem Projekt mitzuarbeiten." Das Projekt sei wichtig für die Gemeinde. Allerdings sei auch der Diskussionsbedarf verständlich, da die Beteiligten selbst die Risiken tragen müssen. Diskutiert wird derzeit noch über die Preise, die den Landwirten für ihre Biomasse gezahlt werden, um die Betreuung der Anlage, die an jedem Tag im Jahr bis zu zwei Stunden Zeit für Wartung und Befüllung erfordert, und um die Organisation der Güllefahrten. Denn vor allem Gülle, Mist und Mais sind die Rohstoffe, die nach einem Fermentierungsprozess zu brennbarem Gas werden. Übrig bleibt ein Substrat. Hier gelten, so Grehl, strenge Qualitätsrichtlinien. Denn zum Beispiel dürfen keine Desinfektionsmittel in den Fermentierungs- und Verbrennungsprozess gelangen. Das Substrat ist hochwertiger Dünger, der fast ganzjährig auf die Felder gebracht werden kann, da er die bekannten Geruchsbelästigungen nicht mit sich bringt. Zudem sei er besonders gut für die Pflanzen verträglich und habe eine besser Nährstoffbilanz zur Folge als andere Düngearten.Aktiver Beitrag zum Klimaschutz

"Es ist auch noch nicht klar, ob Rinder- und Schweinegülle gemischt werden dürfen", erläutert Jörg Ritgen die offenen Fragen. Landwirt Ritgen ist als einziger Schweinehalter mit zehn Rinderhaltern an der Biogas-Anlage beteiligt und war von Anfang der Planungen an dabei. Er und andere hätten sich früher schon selbst Gedanken darüber gemacht, wie man einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten könne - eine gemeinsam betriebene Anlage sei daher sehr attraktiv, weil sie kostendeckender und mit höheren Erträgen arbeiten könne als Einzelanlagen auf den Höfen. Auch sei eine große Anlage besser ausgelastet. "Dass es eine große Einkommensquelle werden könnte, erwarten wir allerdings nicht", dämpft Ritgen Hoffnungen auf viel Geld durch Energiegewinnung. Dennoch sei es überlegenswert für die Landwirte, sich als Investoren an der Biogasanlage zu beteiligen. "Zu welchen Sätzen das geschehen könnte, ist noch Verhandlungssache." Sicher ist: Die Wertschöpfung soll zu weiten Teilen bei den Landwirten bleiben, die sich um das Funktionieren der Anlage kümmern.

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