Die Dhron: Wirtschaftsfaktor und Idyll

MORBACH/NEUMAGEN-DHRON. (urs)Die Idylle rechts und links der "Dhron" ist nur ein Gesicht dieses Flusses, der in Neumagen-Dhron in die Mosel mündet. Das andere Gesicht, das der Wasserkraft, zeigt sich zum Beispiel an der Dhrontalsperre, gelegen am Zulauf der "Kleinen Dhron".

 Über die Dhron führt diese Holzbrücke, die eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zum Wanderweg Eins herstellt, der von Morbach über Rapperath durch das romantische Dhrontal nach Hunolstein führt. Foto: TV-Archiv/Hermann Bohn

Über die Dhron führt diese Holzbrücke, die eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zum Wanderweg Eins herstellt, der von Morbach über Rapperath durch das romantische Dhrontal nach Hunolstein führt. Foto: TV-Archiv/Hermann Bohn

Zeitweise plätschern sie recht unscheinbar daher. Doch wer "Dhron" und "Kleine Dhron" einmal zu Hochwasserzeiten erlebt hat, übt sich ihnen gegenüber in Respekt. Welche Kraft die beiden Gewässer in sich vereinen, führen am deutlichsten ihre Abflussmengen vor Augen. Der bisher niedrigste Wert der Dhron betrug, so das Wasserwirtschaftsamt Trier, 60 Liter pro Sekunde, gemessen im August 1976. Wer da denkt, na das ist doch schon was, wird seine Meinung rasch ändern. Denn am 21. Dezember 1993 flossen am gleichen Pegel Papiermühle, gut sechs Kilometer oberhalb der Mündung, 80 000 Liter pro Sekunde ab. Bei der "Kleinen Dhron" sieht das nicht viel anders aus. Die vergleichbaren Eckdaten sind 69 Liter (Juli 1976) und 66 700 Liter (Januar 1995), gemessen am Pegel Dhrontalsperre. Dieses Kraftwerk, erbaut zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, ist das sichtbare Indiz der Wasserkraft beider Flüsse - ebenso wie die vielen Mühlen, die in ihrem Einzugsgebiet Generationen von Familien ernährten. Dr. Rudolf-Vitus Schabbach, Autor der Hunsrücker Hefte "Die Hott", kennt sie fast alle. Einschließlich der an wesentlichen Zuflüssen wie Hölzbach und Schalesbach seien um 1815 zirka 80 an der Dhron plus 50 Mühlen an der Kleinen Dhron verzeichnet gewesen. Ihre Funktionen reichten von der herkömmlichen Mahlmühle über Öl- und Sägemühlen, früher eher Schneidmühlen genannt, bis zu Gips-, Flachs-, Elektro-, Papier-, Hammer- und Schmelzmühlen. Doch die Zeiten, an denen es entlang der Flüsse klapperte, sind längst vorbei. Der Wirtschaftsfaktor Dhron zielt heute mehr in Richtung Tourismus (siehe Extra). Die Fluss- und Mittelgebirgsidylle lockt Naturliebhaber jedweder Art, Wanderer und Radfahrer ebenso wie Reiter, Kanuten, Segel- oder Drachenflieger. Unabhängig davon sprechen kulturelle Angebote und verschiedenste Museen auf engstem Raum auch weniger naturinteressierte Besucher an. Ihren Ursprung hat die knapp 36 Kilometer lange Dhron am Nordwesthang des Idarwaldes. Genauer, etwa auf Höhe des Morbacher Otrsbezirkes Hinzerath sowie des Wederather Archäologieparks Belginum. Hermann Humpert folgte in der "Hott" den Spuren dieses Flusses, der "im Herzen des Hunsrücks entspringt und im ältesten Weinort Deutschlands, in Neumagen-Dhron, mündet." Dabei erforschte er die zeitweise vergebens gesuchte Quelle der Dhron ebenso wie die "Quelle des Verdrusses" für Schüler - das "h an unvermuteter Stelle". Denn dieses weise auf eine "noble Verwandtschaft" des, vor Ort meist nur "die Bach" oder "Gotterbach" genannten, Flusses zu Rhein und Rhône hin. Auf die Spurensuche einer Quelle der Kleinen Dhron musste sich Humpert nicht begeben. Denn der Ursprung entsteht unzweifelhaft in Dhronecken - und zwar aus dem Zusammenfluss von Thalfanger Bach und Röderbach. Das Einzugsgebiet der beiden Flüsse erstreckt sich über eine Fläche von 456 Quadtratkilometern, wovon der Dhron 319 zuzurechnen sind.

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