Die Eiche muss nicht weichen

MORBACH. Eine Eiche auf dem Morbacher Friedhof wird nicht abgeholzt. Bürger hatten angefragt, ob der Baum gefällt werden kann, weil er immer wieder Laub auf Gräber wirft. Der Morbacher Ortsbeirat hat sich einstimmig dagegen ausgesprochen.

 Schmuck oder Schmutz? Was die einen als unverzichtbaren Bestandteil von Friedhöfen ansehen, stört andere. Um das Friedhofslaub ist in Morbach eine heftige Diskussion entbrannt. TV-Foto: Ilse Rosenschild/Montage: Birgit Keiser

Schmuck oder Schmutz? Was die einen als unverzichtbaren Bestandteil von Friedhöfen ansehen, stört andere. Um das Friedhofslaub ist in Morbach eine heftige Diskussion entbrannt. TV-Foto: Ilse Rosenschild/Montage: Birgit Keiser

Schon zum zweiten Mal befassten sich die Mitglieder des Morbacher Ortsbeirats am Dienstagabend mit dem Thema "Herbstlaub auf dem Morbacher Friedhof". Knapp ein Dutzend Angehörige von Menschen, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben, hatten bereits im vergangenen Jahr bei Ortsvorsteher Hans Jung einen formalen Antrag gestellt und den Ortsbeirat zum Handeln aufgefordert. Ihre Verärgerung gilt vor allem einer einzelnen Eiche oberhalb der Leichenhalle. Der stattliche Baum verliert im Herbst seine Blätter. Das Laub falle immer wieder auf die von ihnen liebevoll gepflegten Gräber. Deshalb bitten sie darum, dass dieser Baum entfernt wird. Ansonsten, so argumentierten die Antragsteller, sei es völlig überflüssig, im Herbst Grabschmuck aufzustellen. Eiden-Schuh: Bäume sind Rückgrat eines Friedhofs

Eine sofortige Entscheidung zu fällen, war dem Ortsbeirat in seiner Sitzung im November vergangenen Jahres nicht möglich. Deshalb wurde ein Arbeitskreis gegründet, der sich mit dem heiklen Thema beschäftigen sollte, was dieser auch tat. Annette Eiden-Schuh, Vertreterin der Freien Wähler und Mitglied des Arbeitskreises, appellierte an das Gremium, den Baum stehen zu lassen. "Bäume und Sträucher bieten mit einer vorhandenen Friedhofsmauer das Rückgrat des Friedhofs." Sie verleihen nach Auffassung der Architektin dem Ort Kontinuität. Nichts könne den Kreislauf von Leben, Sterben und Auferstehung besser versinnbildlichen als die Natur und damit auch ein Baum, der dem Wechsel von Jahreszeiten unterliegt. Eine "übertriebene Grabpflege, wenn auch gut gemeint", unterbreche diesen Kreislauf. Eiden-Schuh empfiehlt eine Bepflanzung mit einfachen, mehrjährigen Stauden, die keine intensive Pflege benötigen. Sie begrüßt es auch, ein Grab besuchen zu können, ohne immer gießen und Unkraut jäten zu müssen. Soll der neue Teil mehr Bäume bekommen?

"Für mich sind Friedhöfe ohne Bäume nicht vorstellbar", argumentierte Kurt Wesoly (SPD), während Ortsvorsteher Jung trotz einer ähnlichen Haltung Verständnis für die Antragsteller signalisierte. Auch Georg Schuh (CDU) plädierte "unterm Strich dafür, den Baum zu belassen". Gleich mehrfach wurde zudem angeregt, auch zu überlegen, im neueren Friedhofsbereich Bäume anzupflanzen, da er im Vergleich zum älteren Teil regelrecht "nackt" aussehe. Einstimmig sprach sich das Gremium dafür aus, die Eiche an Ort und Stelle zu lassen.

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