Die Erinnerung an das Erbe erhalten

Mitten in Idar-Oberstein soll ein alter jüdischer Friedhof nicht nur wieder restauriert werden. Er soll auch an das alte Erbe erinnern.

 Am Sonntag, beim Tag des Offenen Denkmals, informiert der Schalom-Verein in der früheren jüdischen Friedhofshalle in Idar-Oberstein über das jüdische Leben in der Stadt. Foto: Nahe-Zeitung

Am Sonntag, beim Tag des Offenen Denkmals, informiert der Schalom-Verein in der früheren jüdischen Friedhofshalle in Idar-Oberstein über das jüdische Leben in der Stadt. Foto: Nahe-Zeitung

Idar-Oberstein. (red) Beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 9. September, lautet das Motto: "Orte der Einkehr und des Gebets - Historische Sakralbauten". Der Schalom-Verein wird an diesem Tag gemeinsam mit der Stadt Idar-Oberstein den jüdischen Friedhof in der Seitzenbach zugänglich machen und hierzu sowie zur ehemaligen jüdischen Friedhofskapelle und zu ehemaligen jüdischen Wohnhäusern und der Familiengeschichte ihrer Bewohner informieren. 1914 wurde die Kapelle geweiht

Seit dem 17. Jahrhundert besteht in Oberstein eine jüdische Gemeinde, seitdem gibt es auf dem Kirchhofshübel an der Seitzenbachstraße auch einen jüdischen Friedhof. 1875 war die Synagoge Auf der Au errichtet worden, die als "Zierde der Stadt Oberstein" bezeichnet wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ungefähr um 1910, hatten die jüdischen Bürger in Oberstein und Idar mit 192 Personen ihren höchsten Anteil an der Bevölkerung seit 1808 erreicht. 1912 beantragte die Synagogen-Gemeinde den Bau einer Kapelle auf dem Friedhofsgelände, was genehmigt wurde. Im Jahr 1914 wurde die Kapelle mit Aussegnungshalle ihrer Bestimmung übergeben. Bis 1941 nutzten Obersteiner und Idarer Juden die Aussegnungshalle. Dann gab es einen Erlass, dass die jüdischen Toten bis zur Bestattung "in ihren Wohnungen zu belassen" seien. Die Kapelle ging durch ein Tal von Schändung und Bombenangriffen. Nach dem Krieg wurde sie wie auch ein Teil des alten Friedhofes verkauft und entwidmet. Bis 1945 hatte sich das Gelände beiderseits des Seitzenbaches erstreckt. Der heute noch bestehende 256 Quadratmeter große Friedhofsteil schaut genau nach Südosten, nach Jerusalem, entsprechend der korrekten Ausrichtung eines jüdischen Grabes. Von den 108 erhalten gebliebenen Gräbern sind 90 in einem guten bis befriedigenden Zustand, sodass Namen, Daten, Voten und Symbole lesbar sind. In jeder Reihe liegen sieben Gräber nebeneinander. Die Zahl sieben steht in der biblischen Tradition für den Rhythmus von Arbeit und Ruhe (Schöpfungsbericht 1. Buch Mose 1-2,3). Die Stein gewordene Botschaft der 108 Gräber lautet: "Es ist eine Ruhe vorhanden, ein ewiger Sabbath den Kindern Israel."Erhaltungsarbeiten laufen

Die möglicherweise von dem älteren, aufgelösten Friedhof stammenden und noch herumliegenden Grabsteine wurden 1956 in eine neu errichtete Friedhofsmauer eingearbeitet. In diesem Jahr führte die Stadt Idar-Oberstein in Abstimmung mit der jüdischen Kultusgemeinde Bauerhaltungsmaßnahmen am Friedhof aus. Der Schalom-Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, mit Unterstützung der Stadt die Friedhofskapelle zu erhalten, zu restaurieren und wenn möglich ein kulturelles Zentrum der Begegnung zu schaffen. Dabei hofft der Verein auf die Mithilfe von interessierten Menschen, Sponsoren und Fachleuten.Wer sich informieren möchte, hat dazu am kommenden Sonntag Gelegenheit. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr in der Seitzenbach, die Information wird bis 18 Uhr stündlich wiederholt.

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